Nickelmarkt in London per Saldo ohne Tendenz. Zuletzt Befestigung des Marktes bis knapp unter USD 9.000,00. Widerstand noch nicht nachhaltig durchbrochen.

Fundamentale Bedingungen in 2015 nicht so schlecht wie gedacht. Norilsk Nickel analysiert im Rahmen der Vorlage der Bilanzzahlen die Marktsituation. (Börsen-)Bestände bleiben Fehlerquelle.

Stahlaktionstag als Schulterschluss von Politik, Arbeitnehmern und Arbeitgebern. 16.000 Teilnehmer gegen unfairen Wettbewerb durch Stahlexporte aus China. Handeln dringend erforderlich.

Edelstahlproduktion geht in 2015 nach Zahlen des International Stainless Steel Forum (ISSF) um 0,3% zurück. Entwicklung der Nickelpreise in 2015 entspricht nicht einem Jahr der Konsolidierung.

Am Londoner Nickelmarkt hat sich seit der letzten Ausgabe per Saldo wenig getan. Einer Korrekturbewegung seit Mitte März in Richtung USD 8.300,00/mt folgte im Anschluss, seit Anfang April, eine erneute Befestigung, die die Notierungen bis knapp unter USD 9.000,00/mt führte. Der bei diesem Kurs liegende Widerstand scheint aber recht robust zu sein, denn alle bisherigen Versuche zur nachhaltigen Überwindung scheiterten. Dabei ist die fundamentale Perspektive unter bestimmten Nebenbedingungen gar nicht so schlecht, wie auch die russische Norilsk Nickel, in einer Pressemitteilung anlässlich der Bekanntgabe der Finanzzahlen für das Geschäftsjahr 2015, analysierte. Dieser Kommentar soll hier nicht vorenthalten werden, bringt dieser doch noch einmal die wesentlichen Marktparameter auf den Punkt.

Doch zunächst der guten Ordnung halber die Ergebnisse eines der größten Nickelproduzenten der Erde. Anders als bei zahlreichen Wettbewerbern, ist die negative Preisentwicklung in den Zahlen von Norilsk Nickel zwar mit einem Umsatzeinbruch von 28% auch deutlich spürbar, auf der Ergebnisseite aber konnte Norilsk sich mit einem Nettogewinn von USD 1,7 Mrd. deutlich von anderen Rohstoffproduzenten absetzen, die im Geschäftsjahr 2015 teilweise hohe Milliardenverluste verbuchten. Der Unterschied liegt aber zum einen im individuellen Mix der geförderten und verkauften Rohstoffe, in noch höherem Maße aber in der Effizienz und Ausbeute der Rohstoffvorkommen. Und hier kann sich Norilsk über einen Platz sehr weit unten auf den jeweiligen Kostenkurven freuen.

Was aber in 2015 insbesondere auch den Unterschied ausgemacht haben dürfte, ist die massive Abwertung der russischen Währung Rubel gegenüber dem US-Dollar. Der US-Dollar ist auch die Währung in der Norilsk den Konzernabschluss erstellt. Schaut man sich nämlich die den Umsätzen zugehörigen Kosten – und der größte Teil davon dürfte in Rubel valutieren – an, stellt man fest, dass sich diese gegenüber dem Vorjahr um etwa ein Drittel reduziert haben. Und damit gingen die Kosten noch deutlich stärker zurück als die Umsätze. So geht Norilsk auch in der eigenen Marktanalyse davon aus, dass durch die Abschwächung der Rohstoffländer-Währungen gegenüber dem US-Dollar sowie durch die Reduzierung der Ölpreise die durchschnittlichen direkten Kosten der Nickelproduktion im Durchschnitt um 20% zurückgegangen sind. Doch so viel sollte zu den individuellen Zahlen genügen, denn die qualitativen Aussagen verdienen auch eine entsprechende Aufmerksamkeit.

Nach Meinung des Managements von Norilsk Nickel bedarf es weiterer Produktionskürzungen und Abflüsse aus den Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME), um dem Markt den Impuls für eine deutlichere Preiserholung zu geben. Mit anderen Worten sind die bisher bekannt gegebenen und umgesetzten Kürzungen nicht ausreichend. Für 2016 rechnet man mit einer unveränderten Primärnickelproduktion von zirka 1,9 Mio. Tonnen, was sich beim erwarteten Verbrauch in ein Angebotsdefizit von 70.000-90.000 Tonnen übersetzen würde. Diese Unterdeckung hält aber Norilsk für eine nachhaltige Preiswende nicht ausreichend, da sich die Börsenlagerbestände der LME und der Shanghai Futures Exchange (SHFE) mit rund 500.000 Tonnen auf einem historisch sehr hohen Niveau bewegen und insbesondere zahlreiche Marktteilnehmer diese Zahlen bei den Investitionsentscheidungen in großem Maße mit berücksichtigen.

Und diese Bestände hatte der Markt noch in 2015 und auch aktuell als Ausdruck einer nachlassenden Nachfrage aus China im Rahmen der allgemein nachlassenden Wachstumsdynamik interpretiert. Entsprechende Zahlen aus China zeigen, dass das Gegenteil der Fall war. Denn bedingt durch einen gegenüber dem Vorjahr um 5% höheren Produktionsanteil von nickelhaltigen, austenitischen Edelstahlgüten der sogenannten 300er-Serie, blieb der Nickelverbrauch in China allen Erwartungen zum Trotz mit einem Plus von 3% überaus robust. Auch die Tatsache, dass die Importe von Ferronickel und raffiniertem Primärnickel nach China in 2015 um 80% respektive 130% gegenüber dem Vorjahr anstiegen, stützt diese Analyse. Es war, vor dem Hintergrund seit Mitte 2014 stark gesunkener Nickelnotierungen, auch damit gerechnet worden, dass die in der Regel mit recht hohen Kosten verbundene Produktion von Nickel Pig Iron (NPI) in China sukzessive durch andere Primärnickelqualitäten ersetzt werden würde. Dies scheint sich nun auch durch entsprechende Zahlen zu bestätigen.

So empfiehlt denn Norilsk implizit auch den Marktteilnehmern, sich nicht zu sehr von den sichtbaren Börsenbeständen der LME und SHFE leiten zu lassen, denn deren Analyse hatte ergeben, dass es sich im Wesentlichen nicht um einen Bestandsaufbau aufgrund von Nachfrageschwäche gehandelt hat, sondern vielmehr um Verschiebungen aus dem unsichtbaren Bestandsbereich in den Sichtbaren sowie bei dem zeitweiligen, starken Bestandsabbau der LME im Wesentlichen um Verschiebungen in die seit Mai 2015 neu verfügbaren Lagerhäuser der SHFE. Die Zielsetzung lag dabei sehr stark in der Optimierung der Lagerkosten begründet. Anders gesagt, war Nickel in 2015 weder wesentlich knapper, noch deutlich üppiger vorhanden als im Vorjahr, auch wenn dieses mitunter so geschlussfolgert wurde. Da man es, mit Ausnahme der bereits bekannt gewordenen Angebotskürzungen, mit einer eher fundamentalen Seitwärtsbewegung zu tun hat, sind weitere deutliche Rücknahmen der Produktion für einen Preisimpuls erforderlich.

Der in Duisburg am 11. April 2016, als Schulterschluss von Politik, Arbeitnehmern und Arbeitgebern organisierte, Stahlaktionstag mit rund 16.000 Teilnehmern hat deutlich gezeigt, dass die Bedrohung der deutschen und sonstigen Stahlindustrie außerhalb Chinas (endlich und leider viel zu spät) in der Wahrnehmung der politischen Amts- und Entscheidungsträger angekommen ist. Man kann nicht als fair bezeichnen, wenn defizitäre und subventionierte Überkapazitäten in China ihr Exportventil anderswo suchen. Leider muss man zur Abwehr auch auf, allerdings durch die Welthandelsorganisation tolerierte Instrumente der Außenhandelsrestriktion, mit anderen Worten Strafzölle zurückgreifen, um einen Wettbewerb zu gleichen Bedingungen wieder herzustellen.

Bei den im Fernsehen und Radio verbreiteten Bild- und Tondokumenten fühlte man sich an die Glanzzeiten der Gewerkschaftsbewegung erinnert, bei der Funktionäre und Arbeitnehmervertreter ihre Forderungen mit lauten bis zunehmend heiseren Stimmen in vermutlich technisch nicht ganz ausgereiftes Gerät brüllten und die Tontechniker zur Verzweiflung brachten. Der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sowie die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft , beide SPD, dürften ihre Freude daran gehabt haben. Wenn dann aber auch ein so distinguierter Stahlverbandspräsident, wie Hans Jürgen Kerkhoff in das Mikro brüllt, weiß man, dass es ernst sein muss.

Auf der anderen Seite kam dem Autor bei dieser Szenerie die Frage in den Sinn, wieso eigentlich auf solchen Veranstaltungen durch die Redner (auch heute noch) immer sehr laut artikuliert werden muss, obwohl sich die Technik deutlich verbessert haben müsste.

Natürlich kann man verstehen, dass man dadurch den Worten mehr Gewicht verleihen möchte, auf der anderen Seite geben aber Unmengen von Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern den Kindern in der Erziehung Sätze wie „Wer schreit, hat Unrecht!“ (vermutlich weil ihm die Argumente ausgehen) mit. Soziale Medien wie Facebook und Twitter kommen ganz ohne Ton aus, aber leider nicht immer ohne Kraftausdrücke. Vielleicht ist es auch einfach nur eine schöne Tradition! Unabhängig von der Lautstärke ist dann auch klar, dass bei diesem Thema nicht nur die volkswirtschaftlichen, sondern auch die umweltpolitischen Argumente in hohem Maße auf Seiten der außerchinesischen Industrie liegen, so dass jedes Tätigwerden auf der EU- und internationalen Ebene mehr als nötig und gerechtfertigt ist.

Die Werbeagentur DDB Hamburg hat für IKEA in Österreich einen Kassenbeleg aus Stahl entwickelt. Insbesondere geht es neben der erhofften und (offensichtlich) erfolgreichen Aufmerksamkeitswirkung darum, einen dauerhaften Beleg zu schaffen, der die mitunter langjährigen Garantieansprüche, wie etwa bei Einbauküchen, verbrieft. Die üblicherweise in Registrierkassen verwendeten Thermopapiere verblassen oder lösen sich auf. Ob sich diese Idee auch bei anderen Herstellern oder für andere Produkte durchsetzen sollte, bleibt abzuwarten.

Gerade ganz frisch hat das International Stainless Steel Forum (ISSF) am 14. April 2016 die Jahreszahlen der internationalen Edelstahlproduktion für das Gesamtjahr 2015 publiziert.

Bei einer Gesamtproduktion von 41,5 Mio. Tonnen ergibt sich weltweit ein kleines Minus von 0,3%, dabei sind die Tonnagen in China und Europa relativ gesehen in gleichem Umfang von 0,6% beziehungsweise 0,7% auf 21,6 Mio. Tonnen beziehungsweise 7,5 Mio. Tonnen zurückgegangen. Nord- und Südamerika gaben um 2,3% nach, das übrige Asien konnte um 1,4% auf 9,5 Mio. Tonnen zulegen. Asien einschließlich China repräsentiert damit mittlerweile rund 75% der Weltedelstahlproduktion. Allerdings muss man hinter den rund 52%igen Anteil Chinas im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Profitabilität doch ein größeres Fragezeichen machen (vgl. auch vorstehend).

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
18. April 2016
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
8.995,00
USD/mt
4.778,00
USD/mt
1.555,50
USD/mt
LME Bestände in mt
14. März 2016 18. April 2016 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 422.730 423.690 + 960 + 0,23%
Kupfer (Cu) 174.175 147.275 – 26.900 – 15,44%
Aluminium (Al) 2.877.525 2.705.550 – 171.975 – 5,98%

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