LME-Nickelnotierung erholt, aber volatil. Technisches Bild aufgehellt. Mit Korrekturen jederzeit zu rechnen. Angekündigte und tatsächliche Produktionskürzungen als Treiber.

Indonesien hadert mit Ausfuhrverbot. Erwartungen haben sich bisher nicht erfüllt. Nickelpreis hat die volkswirtschaftlich richtige Überlegung konterkariert. Investitionen hinter den Erwartungen.

Die Philippinen als unmittelbarer Nutznießer des Ausfuhrverbots kommen ins Schwimmen. Exportpreise für Nickelerze zu niedrig. Auch hier Produktionskürzungen angekündigt.

EZB weitet lockere Geldpolitik noch aus. Gekauft werden nun auch Unternehmensanleihen. Volkswirtschaftliche Begründung fehlt nach den bisherigen Erfahrungen. Viel hilft viel!?

Nachdem die Nickelnotierungen an der London Metal Exchange (LME) im Februar auf den tiefsten Stand seit 2003 gefallen waren, haben sich die Preise seitdem wieder erholt. Allerdings ist eine erhebliche Zunahme der Volatilität festzustellen, da der Markt offensichtlich nach Richtung sucht. War Nickel zunächst auf über USD 9.200,00/mt gestiegen, war dieser Anstieg aber offensichtlich zu rasch und stark, so dass sich die Kurse in der Folge wieder unter dieser Marke einpendelten. Zur Ausbildung eines soliden Aufwärtstrends war die Bewegung ohnehin zu schnell verlaufen, weshalb jederzeit mit einer Korrektur zu rechnen war. Allerdings hat sich das (chart-)technische Bild durch das Verlassen der Tiefststände deutlich aufgehellt.

Hintergrund dieser Entwicklung sind die nun doch zahlreichen Meldungen über Produktionskürzungen in der Nickelindustrie. Das ist auch nicht wirklich überraschend, ist doch, wie in dieser Publikation bereits mehrfach berichtet, die Mehrheit aller Nickelproduzenten stark defizitär. Dass sich deren Kosten in 2015 durch geringere Energiekosten und schwache Emerging Markets-Währungen nach unten bewegt haben, half und hilft bei den sehr niedrigen Nickelnotierungen an der LME nur wenig. Selbst aus dem Bereich der Erzlieferungen, der ansonsten nicht sonderlich transparenten Nickel Pig Iron (NPI)-Produktion, hört man nun ungewohnte Töne. Diese legen nahe, dass mit den derzeitigen Nickelpreisen ein Niveau erreicht wurde, welches ohne Zweifel als nicht nachhaltig bezeichnet werden kann.

Damit rückt eine Bodenbildung und Trendumkehr möglicherweise näher, allerdings sollte man den Einfluss der Marktteilnehmer an der LME nicht unterschätzen, denn auch diese müssen davon in gleichem Maße überzeugt sein. Auch kann es immer wieder zu Überraschungen oder externen Schocks kommen, die die bislang eigentlich robuste Nickelnachfrage negativ beeinflussen könnten. Daher sind und werden Rückschläge in der Erholung immer wieder an der Tagesordnung sein. So sind denn auch noch mehr Produktionskürzungen notwendig, um den Markt zu stabilisieren. Es steht aufgrund der prekären Ergebnissituation bei den Primärnickelproduzenten beinahe außer Frage, dass es im Jahresverlauf noch zu weiteren Kürzungen kommen wird.

Doch kommen wir in diesem Zusammenhang zurück auf die NPI-Produktion. Verständlicherweise wird inzwischen in Indonesien, dem einstigen Hauptlieferanten für Erze zur chinesischen NPI-Raffination, eine politische Diskussion darüber geführt, inwieweit das im Januar 2014 eingeführte Exportverbot auf unraffinierte Erze ein Erfolg gewesen ist. Leider muss man klar sagen, dass sich die Außenhandelsbeschränkung nicht in der positiven Art und Weise ausgewirkt hat, wie es sich der indonesische Gesetzgeber eigentlich erhofft hatte. Und für dessen Politik wurde natürlich auch eine drastische Reduzierung von Exporteinnahmen sowie der zumindest temporäre Verlust von Arbeitsplätzen als Opfer zum Erreichen eines übergeordneten, wirtschaftlichen Ziels in Kauf genommen.

Leider muss man aber auch sagen, dass es nicht an der falschen Theorie oder Idee gelegen hat, sondern es auch hier am Ende die stark gefallenen Nickelpreise gewesen sind, die die erwünschten Effekte konterkariert haben. Denn zu größeren Investitionen in die Nickelraffinationsinfrastruktur ist es in Indonesien bisher nicht gekommen, was vor allem daran liegt, dass bei den seit Mitte 2014 stetig gefallenen Nickelnotierungen die Investoren und Finanzierer logischerweise eher zurückhaltend bis verschiebend agierten. Denn was für die Mehrheit der Primärnickelproduzenten gilt, gilt für die Nickelerz- und NPI-Produktion natürlich genauso. Zu den derzeitigen Dumpingpreisen für Nickel ist auch in diesem Segment kein Geld zu verdienen.

So war es beinahe zu erwarten, dass sich die Philippine Nickel Miners Association, welche 60% der philippinischen Nickelerzproduktion vertritt, vor dem Hintergrund der erheblich gefallenen Exportpreise auf Produktionskürzungen für 2016 in einer Größenordnung von bis zu 20% geeinigt hat. Die 27 auf den Philippinen operierenden Nickelminen waren nach dem Exportverbot Indonesiens in die aufgehende Lücke gestoßen und hatten ihre Produktion und ihren Export nach China deutlich erhöht. Das war im Übrigen auch eine Ursache dafür, warum die von einem großen Analystenkreis eigentlich für 2014 und 2015 gebetsmühlenartig erwartete, deutliche Erholung der Notierungen bis zum heutigen Tag nicht eingetreten ist.

Eine weitere Rolle für die Ankündigung der Philippine Nickel Miners Association dürfte aber auch spielen, dass die Edelstahlproduktion in China nach den Neunmonatszahlen des International Stainless Steel Forums (ISSF) nur um 0,7% gegenüber dem Vorjahr gewachsen und nach den Ganzjahreszahlen von Macquarie Research sogar um 2,8% zurückgegangen ist. Das ist vermutlich neben den geringen LME-Nickelpreisen auch nicht das ideale Marktumfeld, um gegenüber verlustreichen, chinesischen NPI-Produzenten Preiserhöhungen für die philippinischen Nickelerze zu erreichen. Auch hier hilft letztlich nur Verknappung, um den Markt wieder in ein Gleichgewicht zu bringen und zu diesem Mittel greift man nun. Macquarie Research rechnet denn auch nach einer Schrumpfung der Primärnickelproduktion (inklusive NPI) in 2015 von minus 2% in 2016 mit einem abermaligen Rückgang um minus 6,9%. Damit ergibt sich im Rechenmodell von Macquarie ein Angebotsdefizit in 2016 von 79.000 Tonnen und in 2017 von 65.000 Tonnen Primärnickel.

Wenn man die neuerliche Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einer weiteren geldpolitischen Lockerung betrachtet, muss man sich ernsthaft fragen, wohin die EZB mit ihrer Politik eigentlich noch will. Dafür, dass deren Präsident Mario Draghi eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Nachrichtensprecher der Muppet-Nachrichten hat, kann er nichts, für die Politik der EZB mit der „dicken Bertha“ ist er allerdings wohl verantwortlich. Und diese Geldpolitik mit der Brechstange wirft doch inzwischen mehr Fragen als Antworten auf. Mit dem gerade bekanntgegebenen neuen Programm wird die EZB das Anleihenkaufprogramm von 60 auf 80 Milliarden Euro pro Monat erhöhen.

Außerdem wird Sie nun künftig nicht nur Staatsanleihen, besicherte Bankanleihen (Covered Bonds) und Kreditverbriefungen (ABS-Papiere) kaufen, sondern erstmals auch direkt Unternehmensanleihen außerhalb des Bankensektors erwerben. Der Strafzins zur nächtlichen Anlage von Liquiditätsreserven durch die Geschäftsbanken bei der Zentralbank steigt von minus 0,3% auf minus 0,4%.

Auch wenn man der EZB und Herrn Draghi natürlich gerne viel Erfolg in der Sache wünscht, versteht man nicht, warum, wenn sehr viel schon nichts geholfen hat, es nun noch mehr davon richten soll. Ebenso tritt die EZB nun in den direkten Wettbewerb mit den Banken und Sparern um Geldanlagen in Unternehmensanleihen (Corporate Bonds). Dabei haben die Banken aktuell ohnehin schon schwere Zeiten, da es nicht nur auf der Kostenseite, sondern vor allem auch auf der Einnahmenseite hapert. So ist die Kreditnachfrage trotz historisch günstiger Refinanzierung verhalten und die Ertragsgenerierung durch Fristentransformation funktioniert durch die flache Zinsstrukturkurve auch nur noch bedingt. Es ist auch nicht verwunderlich, dass der Bundesverband deutscher Banken diese Maßnahmen daher als völlig unnötig bezeichnet, obwohl doch eigentlich unterstellt wird, die Banken könnten sich durch Arbitragegeschäfte zwischen dem Refinanzierungszinssatz und den Anlagezinsen für Staats-, Bank- und nun auch Unternehmensanleihen sanieren. Die gegenwärtige Profitabilität der Banken spricht jedoch eine andere Sprache und der Wettbewerbsdruck bleibt hoch.

Im Kern ist es aber vor allem das fehlende Vertrauen der Unternehmen in die Institutionen und deren Handlungsvermögen, welches derzeit die notwendigen Investitionen in Wachstum untergräbt. Die aktuellen Landtagswahlergebnisse in Deutschland geben hiervon ein Zeugnis ab, wenn beispielhaft die „Volkspartei“ SPD in Sachsen-Anhalt 10,6% und in Baden-Württemberg 12,7% der Wählerstimmen erhält.  Man fragt sich inzwischen wer hier eigentlich die Splitterparteien sind. Und auch in anderen europäischen Ländern sieht die Situation nicht wesentlich anders aus. Vertrauen in die Wirtschaft und Regierungen schafft man aber gerade nicht mit Geldpolitik der Zentralbanken (das würde auch die Macht eines Mario Draghi überschätzen), sondern vor allem durch harte Sacharbeit und Reformen. Die Geldpolitik kann die notwendige Zeit für diese Maßnahmen schaffen. Diesen zunächst für die Bevölkerung mitunter schmerzhafteren Weg ist die Politik aber nicht zu gehen bereit. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen bekommt sie vom Wahlvolk die rote Karte gezeigt.

Doch wie eine nennenswerte Anzahl politischer Repräsentanten leidet vermutlich auch Mario Draghi und viele seiner Mitstreiter an einem in diesen Kreisen durchaus verbreiteten Mangel an Praxiserfahrung. Schaut man in seinen Lebenslauf findet man bei nun immerhin schon 68 Berufs- und Lebensjahren neben den Tätigkeiten für die EZB und die italienische Zentralbank vor allem universitäre Positionen, die auch nicht immer zwangsläufig auf die unternehmerische Lebenswirklichkeit vorbereiten.

Lediglich drei Jahre als Vice Chairman und Managing Director bei Goldman Sachs in London könnten, je nach Aufgabenbereich, auf der Habenseite der unternehmerischen Praxiserfahrung gebucht werden.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
14. März 2016
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
8.760,00
USD/mt
4.975,00
USD/mt
1.547,00
USD/mt
LME Bestände in mt
15. Februar 2016 14. März 2016 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 439.116 422.730 – 16.386 – 3,73%
Kupfer (Cu) 218.300 174.175 – 44.125 – 20,21%
Aluminium (Al) 2.747.650 2.877.525 + 129.875 + 4,73%

Oryx Rohstoff News

Der Oryx Stainless Newsletter informiert über aktuelle, branchenrelevante Themen.