Vorhersagen zur Präsidentschaftswahl sprachen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende war es eine klare Sache. Die Prognosen bewegten auch die Wechselkurse des US-Dollars. Große Linien setzen sich fort.

Recycling vom Anfang, vom Produktdesign her denken. Produkte müssen Nachhaltigkeit ermöglichen. Die EU-Ökodesign-Verordnung soll die richtigen Weichen stellen, um so die Kreislaufwirtschaft zu fördern.

Indien möchte den Energiemix optimieren. Die Stahlproduktion ist ein wichtiger Hebel, denn diese steht für 12% der Emissionen. Regenerative Energie und Mindestschrotteinsatzquoten werden diskutiert.

China gründet Staatsunternehmen zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft bei Stahl und Metallen. Resiliente Lieferketten und weniger Abhängigkeit von Primärrohstoffproduzenten ist neben dem Klima das Ziel.

Der erste Geiger geigt nicht mehr allein
Noch kann man keine klare Wende hinsichtlich der Richtung der weltwirtschaftlichen Entwicklung verkünden. Die in der vergangenen Ausgabe beschriebenen frühen Signale für eine Erholung verdichten sich zwar weiter, aber noch ist die Schlagkraft der Maßnahmen verhalten. Immerhin konnte selbst in Deutschland der negative Trend zumindest gestoppt werden. Insbesondere aber hinsichtlich China streiten sich weiter die Geister. Und die Kommunikationsstrategie der chinesischen Regierungsvertreter ist in der Tat schwer zu deuten, da man jeweils große Maßnahmen verkündet, danach aber die Details schuldig bleibt, woraufhin wieder neue Maßnahmen angekündigt werden.

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang aber, dass der am 5. November 2024 für China veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Servicesektor von Caixin/S&P Global auf 52,0 Punkte von 50,3 Punkten im Vormonat gestiegen ist. Alle Werte über 50 Punkten stehen dabei für eine wachsende Aktivität, darunter für eine Schrumpfung. Die Entwicklungsrichtung entspricht dem kurz zuvor veröffentlichten, offiziellen PMI, der ebenfalls eine Rückkehr der Werte für den Dienstleistungs- und Fertigungssektor in den expansiven Bereich zeigte. Den Regierenden weltweit ist inzwischen vollkommen klar, dass dringend etwas zur Ankurbelung der Wirtschaft passieren muss. Diese Erkenntnis ist, neben den notwendigen Unterstützungsmaßnahmen, der erste und wichtigste Schritt zu einer Verbesserung der Situation.

Denn die (strukturellen) Probleme und damit die Herausforderungen sind groß. Sie haben sich über die Jahre, wenn nicht Jahrzehnte akkumuliert. Und wirtschaftliche Prosperität sichert nicht zuletzt Gestaltungsmöglichkeiten, Zufriedenheit der Bürger und damit Stabilität für die Regierenden, ob nun demokratisch gewählt oder nicht, selbst. Die wesentliche Bedeutung einer erfolgreichen Volkswirtschaft hat man beinahe überall auf der Welt verstanden. Nur in einer gar nicht so unbedeutenden Regierungshauptstadt im Herzen Mitteleuropas, nennen wir sie einmal Berlin, widerstrebt es Teilen der Regierung, das anzuerkennen.

Auch gegenwärtig wird die Szenerie noch von einer anderen „Großveranstaltung“ dominiert, nämlich die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Inzwischen steht mit Donald Trump der Wahlsieger fest. Durch die bestehende Vormachtstellung des US-Dollar als globale Reservewährung, gab es bedingt dadurch in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder auch Unsicherheit in den Märkten, je nachdem, wer in den Prognosen gerade vorne lag. Diese Volatilität ist jedoch kein Vorteil in einer Zeit, die ohnehin schon von zahlreichen fundamentalen Unsicherheiten geprägt ist.

Wie immer ging es bei den US-Wahlen generalstabsmäßig und mit viel Schmutz zu Sache. Das Ergebnis war schließlich weniger knapp als von den Auguren erwartet. Allerdings ist es schon längere Zeit Gewissheit, unabhängig von Wahlausgang und Wahlsieger, dass sich die USA damit abfinden müssen, nicht mehr die alleinige erste Geige auf dem Weltmachtparkett zu spielen. Vielmehr wird es zukünftig zwei oder vielleicht in einiger Zeit sogar noch weitere Spieler geben, die mindestens regional, wenn nicht darüber hinaus mitreden wollen und können. So werden sich die USA zwangsläufig mehr auf sich konzentrieren. Das führt auch dazu, dass es auch und vor allem für die langjährigen Verbündeten der USA ungemütlicher wird. Nicht wenige Dinge, die vorher durch den großen Partner erledigt und bestimmt wurden, müssen zukünftig selbst geregelt und vor allem auch finanziert werden. In erster Linie ist hier die Verteidigung zu nennen.

In dieser unwirtlichen Gemengelage ist es schwer den Überblick und mitweilen auch den Optimismus zu behalten, aber wie gesagt, ohne wirtschaftliche Prosperität wird hüben wie drüben die Decke immer kürzer. Entsprechende Gegenmaßnahmen (siehe oben) sollten nach den Wahlen in den USA und im Laufe des kommenden Jahres für eine klare Besserung nicht nur des Ausblicks, sondern auch der tatsächlichen Situation sorgen. Es ist also keine Überraschung, dass die Basismetallpreise gegenwärtig wieder innehalten und die durch die Ankündigung der Maßnahmen in China ausgelösten Kursteigerungen, auch durch den Verlauf der Wahlen in den USA und eine zeitweise starke Befestigung des US-Dollars, weitgehend verpufft sind. So notiert Nickel an der London Metal Exchange (LME) gegenwärtig bei rund USD 16,200,00/mt.

EU-Ökodesign-Verordnung: ein weiteres Regularium für die Kreislaufwirtschaft
Im Frühjahr 2024 hat das EU-Parlament neue Vorschriften, namentlich die EU-Ökodesign-Verordnung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation, kurz: ESPR), zu den Nachhaltigkeitsanforderungen von Produkten verabschiedet. Diese sollen sicherstellen, dass in der EU verkaufte Produkte optimal wiederverwendet, repariert, verbessert und recycelt werden können.

Die italienische Sozialdemokratin Alessandra Moretti, leitende Abgeordnete des EU-Parlaments zu diesem Thema, betonte die Notwendigkeit, das schädliche „Nehmen, Herstellen, Wegwerfen“-Modell zu beenden. Die überarbeitete ESPR ist ein zentrales Element des Green Deal und Teil des Pakets zur Kreislaufwirtschaft. Sie soll die Ressourceneffizienz und Wiederverwendung in der EU fördern und zur Erreichung des Ziels beitragen, bis 2050 klimaneutral zu sein.

Laut Eurostat wurden 2020 etwa 13 Prozent der Materialien recycelt und wiederverwendet. Die neuen Ökodesign-Vorschriften aktualisieren die Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates von 2009, die sich auf energiebezogene Produkte konzentrierte, und erweitern den Fokus auf Effizienz und Kreislauffähigkeit. Die Richtlinie von 2009 führte zu einer Senkung des jährlichen Energieverbrauchs der betroffenen Produkte um zehn Prozent.

Das neue Gesetz fordert die EU-Kommission auf, ressourcenintensiven Sektoren wie Eisen, Stahl, Aluminium, Textilien, Möbel, Reifen, Reinigungsmittel, Farben, Schmierstoffe und Chemikalien Priorität einzuräumen. Kraftfahrzeuge sind von der Verordnung jedoch ausgenommen. Mit dem neuen Gesetz werden digitale „Produktpässe“ eingeführt. Diese enthalten Informationen über Leistung, Rückverfolgbarkeit und Konformitätsanforderungen, werden über ein öffentliches Webportal zugänglich gemacht und sollen Verbrauchern fundiertere Kaufentscheidungen ermöglichen. Als Blaupause für digitale Produktpässe gilt der in der EU-Batterieverordnung verankerte „Batteriepass“, der ab dem Jahr 2027 verpflichtend wird (siehe auch unsere Publikation vom November 2023).

Um Recycling zu fördern, sind Wirtschaftsakteure dazu aufgefordert, jährlich die Mengen der weggeworfenen Produkte und die Gründe für deren Vernichtung anzugeben. Das Gesetz verbietet die Vernichtung von unverkaufter Kleidung, Bekleidungszubehör und Schuhen zwei Jahre nach Inkrafttreten. Die Kommission kann die Liste der unverkauften Produkte, die nicht vernichtet werden dürfen, erweitern.

Um in EU-Recht umgesetzt zu werden, muss das Gesetz noch von den Mitgliedstaaten genehmigt werden. Monique Goyens, Generaldirektorin des Europäischen Verbraucherverbandes (BEUC), betonte die Notwendigkeit einer schnellen Implementierung und ausreichender Ressourcen für die Entwicklung und Anwendung der neuen Regeln durch die Europäische Kommission und die Marktaufsichtsbehörden der Mitgliedstaaten. Auch diese Initiative zeigt die Ära der Kreislaufwirtschaft steht erst am Beginn.

Indien wird laut Stahlminister eine grüne Stahlpolitik entwickeln
Indien übertrifft mit seinem rasanten Wirtschaftswachstum alle Erwartungen, befindet sich derzeit aber auch in einer Phase der Transformation. Das BIP wuchs 2023 um 8,2%, und der Internationale Währungsfonds hat die Prognose für 2024 auf 7,0% angehoben. Im Einklang mit dem allgemeinen Wirtschaftswachstum haben sich die Ausgaben in den Bereichen Infrastruktur, Immobilien und anderen Sektoren intensiviert, was zu einem raschen Anstieg der Nachfrage nach Stahl und anderen Rohstoffen beigetragen hat.

Indien hat in den letzten Jahren seine Position als globaler Stahlproduzent gefestigt und repräsentiert gemäß der Internationalen Energieagentur (IEA) rund 7% der weltweiten Produktion. Die 140 Millionen Tonnen Rohstahl, die Indien im Jahr 2023 produzierte, sind jedoch nur ein relativ kleiner Teil der 1.000 Millionen Tonnen, die China herstellt. Die jährliche Produktion in Indien stieg von 2022 bis 2023 um 11%, und es wird erwartet, dass das Wirtschaftswachstum der indischen Stahlindustrie auch weiterhin Rückenwind geben wird.

Wie andere expandierende Volkswirtschaften auch, ist Indien bei seinem Wachstum, insbesondere bei der Stahlproduktion, auf einen erschwinglichen Energieeinsatz angewiesen, der – leider eher unerfreulich was den Carbon Footprint angeht – hauptsächlich auf Kohle und Gas beruht. Nach Angaben des Institute for Energy Economics & Financial Analysis entfallen 12% der inländischen Emissionen in Indien auf die Stahlproduktion und es wird erwartet, dass sich diese Emissionen bis 2030 noch verdoppeln. Die Besorgnis über den indischen Energiemix nimmt daher zu und veranlasst die Regierung, nach nachhaltigeren Ansätzen zu suchen.

Wie Reuters berichtet, kündigte der indische Stahlminister Anfang September an, dass eine Richtlinie hin zu mehr umweltfreundlichem Stahl erlassen werden soll. Laut der indischen Tageszeitung The Economic Times wird auch die staatliche Beschaffung von dekarbonisiertem Stahl in Betracht gezogen. Auch wenn die Ankündigung selbst wenig Details enthielt, werden die Maßnahmen wahrscheinlich Anreize für die Umstellung auf moderne Elektrolichtbogenöfen und die Vorgabe einer Mindestschrotteinsatzquote umfassen. Diese Vorgaben komplettieren eine breitere indische Strategie zur verstärkten Integration erneuerbarer Energien in den Energiemix.

Da für den indischen Stahlsektor ein rasches Wachstum prognostiziert wird, bietet sich hier die sehr gute Gelegenheit, bereits in einem frühen Stadium des Wachstums nachhaltige Produktionsverfahren zu entwickeln und in der Investitionsplanung zu berücksichtigen. Wenn man bedenkt, dass die Regierung optimistische Ziele für die Dekarbonisierung formuliert hat und der Stahlsektor den größten Teil der Emissionen verursacht, sind politische Änderungen unumgänglich, wenn die indische Regierung wirklich einen Wandel will. Auch wenn es nicht im besten Interesse der Branche liegt, könnte das Hinauszögern des Weges zu zukünftigen Problemen führen, da eine reife Branche mit zunehmender Festlegung auf traditionelle Methoden eher zurückhaltend gegenüber Veränderungen sein könnte. Mit einer solchen Problematik sehen sich manche Länder und deren Hersteller in Europa gegenwärtig konfrontiert.

China setzt verstärkt auf Metallrecycling
In den vergangenen Jahrzehnten wurden die internationalen Rohstoffmärkte durch den rasanten wirtschaftlichen Aufstieg Chinas und die damit verbundene Nachfrage geprägt. Das Land, welches heute der größte Abnehmer von Rohstoffen weltweit ist, verlagert seine Rohstoffbeschaffungsstrategie zunehmend auf das Recycling, was weitreichende Auswirkungen auf die Schrottmärkte haben könnte. Ziel ist es unter anderen auch, sich von Primärrohstoffimporten unabhängiger zu machen.

In der zweiten Oktoberhälfte wurde daher die in Staatsbesitz befindliche China Resources Recycling Group Co., Ltd. gegründet und die Einfuhrbeschränkungen für Kupfer- und Aluminiumschrott ab November gelockert, wie China Daily und Reuters gleichlautend berichteten.

Die China Resources Recycling Group wurde gegründet, um als zentrale Plattform hinsichtlich der gesteigerten Verfügbarkeit von Recyclingrohstoffen zu fungieren und Aufgaben wie Lagerung, Verarbeitung, Vertrieb sowie Finanzierung und Festlegung von Standards für Stahl-, Elektronik- und Batterieschrott zu übernehmen. Auch stehen die Konsolidierung und der Zusammenschluss vieler tausend kleiner Recyclingunternehmen auf der Agenda.

Diese Initiativen ebnen den Weg für die Beschaffung hochwertiger Sekundärmaterialien und stellen so eine vollständige Kehrtwende vom 2018 erlassenen, absoluten Verbot aller Abfallimporte dar. Die Einfuhren müssen jedoch strenge Kriterien erfüllen, was darauf hindeutet, dass Peking darauf bedacht ist, nicht zu seiner früheren Rolle als globale Abfalldrehscheibe zurückzukehren.

Die Verdoppelung des Recyclings von höherwertigen Materialien wie Stahl, Aluminium und Kupfer kommt den Umweltzielen Pekings entgegen, macht aber zusätzlich auch die Rohstoffversorgung widerstandsfähiger und unabhängiger. Das Recycling fördert die Diversifizierung der Lieferkette, da Sekundärrohstoffe im Inland und auf regionaler Ebene beschafft werden können, statt von einer kleinen Zahl von (Primär-)Rohstoffexportländern und deren Produzenten und Handelsorganisationen abhängig zu sein.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
11. November 2024
  Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)  
Official Close
3 Mon.Ask
16.200,00
USD/mt
9.400,00
USD/mt
2.598,00
USD/mt
 
LME Bestände in mt
  8. Oktober 2024 11. November 2024 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 131.850 150.252 + 18.402 + 13,96%
Kupfer (Cu) 296.275 271.875 – 24.400 – 8,24%
Aluminium (Al) 777.775 729.325 – 48.450 – 6,23%

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