Auch im Land der aufgehenden Sonne geht es nicht immer nur aufwärts. Hier wie auch anderswo bevorzugt die Politik die häufig schmerzhafte Lösung der Probleme zu vertagen. Das gilt nicht nur in Demokratien.

Bodenbildung setzt sich fort. Der US-Dollar treibt aufgrund der hohen Leitzinsen die Märkte. Das schwächt die anderen Währungen. Während sich Importe in die USA verbilligen, wird es anderswo teurer.

Was heißt schon Künstliche Intelligenz? Ist eine Superbatterie in Sicht? Auch da gilt Leistung versus Preis. Metalle wie Lithium und Nickel sind knapp. Kann da die „Supermacht“ Indonesien helfen?

Dekarbonisierung hat weitgehend überall Priorität. Nicht nur reife Volkswirtschaften sind aktiv. Es gibt freiwillige und staatliche Systeme zum Handel und zur Verhaltenslenkung bei Treibhausgas-Emissionen.

Welche Lokomotive hat die Kraft?
Südostasien hat eine zentrale Lage zwischen Ostasien und Ozeanien auf der einen sowie Indien auf der anderen Seite. Besser könnte eine Plattform geostrategisch im besten wirtschaftlichen Sinne nicht gelegen sein. Und die derzeitige Dynamik der Region und Aufmerksamkeit, die deren Länder in der übrigen Welt inzwischen bekommen, kommt gerade zur rechten Zeit, denn die neue Wachstumslokomotive China stottert und die alte Lok USA hat die besten Zeiten hinter sich. Zwar sind auch in Südostasien Unternehmen von der Wirtschaftsschwäche betroffen, wenn diese mit den chinesischen Firmen im Austausch stehen oder wenn chinesische Immobilienentwickler in anderen Ländern Projekte begonnen haben. Andererseits findet auch, aber nicht nur zur Verringerung von Abhängigkeiten in den Lieferketten, derzeit eine massive Verlagerung von Geschäftsaktivitäten von China nach Südostasien statt, die den dämpfenden, sonstigen Einfluss Chinas vermutlich sogar überkompensiert.

Und in China ist auch noch nicht aller Tage Abend, auch wenn die Chinesen plötzlich das Sparen entdeckt haben. Denn die zunächst zaghaft begonnenen Maßnahmen zur Stützung des kriselnden Immobiliensektors – was ja bei weitem nicht nur für das Land der aufgehenden Sonne zutrifft – wurden durchaus mit klugen Hintergedanken ausgeweitet. So wird beispielsweise der Erwerb von Wohnungen durch Haushalte, die bisher noch kein Eigentum hatten, besonders gefördert. In Deutschland kennt man hingegen nur hohe Anschaffungsnebenkosten wie Grunderwerbssteuern, Notar- und Grundbuchgebühren, die neben den mehr als vervierfachten Zinsen einen Immobilienerwerb für die meisten deutschen Haushalte unerschwinglich machen. Überdies drohen hohe Kosten der energetischen Sanierung oder Erstausrüstung.

Und die Maßnahmen in China scheinen auch langsam zu wirken, denn Frühindikatoren, wie zum Beispiel die Entwicklung der Konsumentenpreise und die Statistik der Importe und Exporte, stabilisieren sich. Davon konnte auch der Kupferpreis an der London Metal Exchange (LME) profitieren. Der US-Dollar hatte sich schon längere Zeit gegen viele Währungen, auch den Yuan, den Yen und den Euro deutlich befestigt, was vor allem an den auch im Vergleich hohen Zinsen im Dollarraum liegt. Importe, auch die von Rohstoffen in die entsprechenden Länder werden dadurch verteuert. Es könnte sogar sein, dass nun zuletzt auch die japanischen Zentralbank den seit 1999 eingeschlagenen Kurs der Nullzinspolitik verlässt und die Zinsen anheben könnte.

Es spricht sich aber inzwischen herum, dass China, genauer gesagt die chinesische Regierung zwar tiefe Taschen hat, aber nicht in jeglicher Hinsicht und auch nicht unbeschränkt. Mehr und mehr wird klar, dass Vollbeschäftigung und Wohlstandmehrung, neben dem Gewinn auch sehr wichtige ökonomische Ziele einer Gesellschaft sind, aber dass es ohne eine nachhaltige Profitabilität der Produktion von Gütern und Dienstleistungen auch nicht auf Dauer funktionieren kann. Diese Erkenntnis scheint der gegenwärtigen deutschen Regierung allerdings eher wieder abhanden gekommen zu sein, wenn man sieht welche Visionen derzeit verfolgt werden, ohne dass dafür eine solide Finanzierung bestehen würde, die den Bürgern und Unternehmen nicht mittelfristig die Luft abdreht.

Die Verlagerung von Investitionen weg von Deutschland ist daher keine Überraschung, sondern eine logische Konsequenz. Die Tatsache aber, dass die nach langer Zeit (endlich) gestiegenen Zinsen, dem Geld wieder eine Wert verleihen, ist dabei eine sehr positive Nachricht. Denn diese zwingt die Entscheidungsträger überall auf der Welt dazu, sich auch Überlegungen zur Finanzierbarkeit von Ausgaben und Investitionen zu machen. Und das gilt auch für die Wirtschaft in China, die vermutlich auch ein wenig zu stark auf Pump gelebt hat.

Insofern ist es sehr erfreulich, dass der Bedarf an nachhaltigen Rohstoffen, wie zum Beispiel dem Edelstahlschrott robust ist und fast eine gewisse Tendenz feststellbar ist, Rohstoffe zu attraktiven Preisen zu sichern. Aber Opportunisten stehen immer auch Opportunisten gegenüber, so dass dieser Plan nicht so einfach und unbemerkt aufgehen dürfte. Warten wir es ab. Nickel notiert an der LME derzeit bei Kursen um USD 20.000,00/mt jedoch ohne große Eigendynamik, getrieben wie die anderen Industriemetalle durch eine mal schwächeren, dann wieder stärkeren US-Dollar und wechselhafte Ad hoc-Nachrichten aus China.

Immer diese Superlative
Schon seit geraumer Zeit vergeht kaum eine Woche, dass nicht neue Lobpreisungen zum Thema Künstliche Intelligenz („KI“) zu sehen, hören oder lesen sind. Man kann geradezu von einem Hype sprechen, wenn es zum Beispiel um die Downloadzahlen des Chatbots ChatGPT geht. Doch ist vielleicht bei aller Euphorie, Innovationskraft und Zukunftsgläubigkeit ein wenig mehr Realitätssinn gefragt. Denn schon 1996 gelang es beispielsweise dem Schachcomputer Deep Blue den damals amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow zu schlagen. Auch das war bereits eine Form der künstlichen Intelligenz und noch nicht einmal eine frühe.

Der mit der Erfindung des Computers eingeschlagene Weg der Informationstechnologie, Automatisierung sowie Analyse und Verarbeitung großer und größter Datenmengen wird sich, wie sollte es auch anders sein, unaufhaltsam fortsetzen. Dennoch muss man vorsichtig sein, denn nicht immer geht es bei den Lobeshymnen um fachlich korrekte technologische Einordnungen. Auch handfeste Interessen einer Mythenbildung um eine bestimmte Software oder ein Unternehmen, um dies mit einem möglichst hohen Wert an möglichst viele Nutzer oder Anleger zu bringen, spielen beizeiten eine Rolle.

Nicht wenige Experten halten sich an das ungeschriebene Gesetz „Follow the money“. Auf einer solchen Art von Blasen beruht, wenn auch aus gutem Grund nicht so prominent diskutiert, ein nicht geringer Teil der US-amerikanischen Konjunkturentwicklung der letzten Jahrzehnte (Stichwort: Blasenökonomie oder „bubble economy“). Und wenn dann noch bei Produkten mit solch blumigen Worten wie Intelligenz aus ganz anderen wissenschaftlichen Sparten wie der Biologie, Biochemie oder Medizin hantiert wird, müssen die Alarmglocken erst recht schellen.

So hatte seinerzeit einmal die Deutsche Bahn zum Schutz der Betriebsanlagen vor Diebstahl und Vandalismus die Einführung einer künstlichen DNA angekündigt. Bei näherer Betrachtung handelte es sich dabei um einen unsichtbaren Lack, der unter einer fluoreszierenden Leuchte eine individuelle Signatur sichtbar machte. Hier darf man im Vergleich zur Komplexität und den Wirkungsmechanismen der menschlichen oder tierischen DNA durchaus einen erheblichen Unterschied erkennen.

Manche Anlageberater empfehlen daher auch bei dem Wunsch der Investition in den Sektor der KI ohne übersteigerte Risikoneigung und All-in-Mentalität sich möglicherweise besser auf die entsprechenden, die Softwareprozesse ermöglichenden Hardware oder Peripherie zu konzentrieren, da die tatsächlichen und langfristigen Erfolgspotenziale bestimmter Software und deren Herstellern noch schwer auszuloten sind.

Was sicher ist, ist, dass sich die (Arbeits-)Welt weiter und schneller verändern wird, manchmal auch schneller als den Menschen lieb ist. Aber auf diesen Weg befinden wir uns und werden diesen auch nicht mehr verlassen. Beispiele wie der Neue Markt (new economy/dot.com), Blockchain und Kryptowährungen und zuletzt Cybercrime zeigen, dass es sich nicht um eine lineare Entwicklung handelt. Am Ende ist der „sinnvolle“ und nachhaltige Fortschritt nicht aufzuhalten.

Ist die „Superbatterie“ in Sicht?
Technologischer Fortschritt ist auch in der Entwicklung neuer Elektrofahrzeuge und vor allem neuer Batterievarianten nicht aufzuhalten. Als eine der vielversprechenden, zukunftsweisenden Technologien werden hier Festkörperbatterien gesehen. Erst kürzlich hat Toyota als größter Automobilhersteller der Welt durchblicken lassen, einen Durchbruch in diesem Bereich erzielt zu haben: der entwickelte Batterietyp solle einem Elektrofahrzeug eine Reichweite von bis zu 1.200 km verleihen, ein Vielfaches mehr als aktuelle Modelle, und innerhalb von nur 10 Minuten aufzuladen sein. Ein Produktionsstart für diesen Batterietyp ist aktuell für 2027/28 vorgesehen.

Anders als bei den aktuell vorherrschenden Lithium-Ionen-Batterien, kommt in Festkörperbatterien kein flüssiger, ionenleitender Elektrolyt zum Einsatz. Die Elektrolytflüssigkeit besteht in der Regel aus einem organischen Lösungsmittel und einem Leitsalz, typischerweise auf Lithium-Basis. Die verwendeten Lösungsmittel sind jedoch flammbar, was bei beschädigten oder überladenen Akkumulatoren dazu führen kann, dass diese anfangen zu brennen, oder gar zu explodieren.

Bei einer Festkörperbatterie ist, wie der Name sagt, der Elektrolyt fest, und kann aus einer Vielzahl verschiedener Stoffe hergestellt werden bis hin zu keramischen Werkstoffen. Doch was sind die weiteren Bestandteile dieses Batterietyps? Als Kathodenmaterial kommt weiterhin polykristallines Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid in Frage („NMC“), genauso wie das günstigere Lithium-Eisen-Phosphat („LFP“). Beim Anodenmaterial könnte Silizium oder eben auch Lithium Graphit ersetzen, wodurch die Energiedichte (und damit auch die Reichweite) deutlich verbessert würde.

Hieraus ergibt sich dann auch ein erhöhter Bedarf nach Lithium: Schätzungen gehen davon aus, dass diese Festkörper bzw. „Superbatterien“, je nach Aufbau, 40% bis 100% mehr Lithium benötigen könnten. Dies schlägt sich auch wieder in entsprechenden Prognosen nieder: in seinem „Critical Minerals Market Review“ hat die International Energy Agency für Lithium ausgerechnet, dass der Bedarf zwischen 2022 und 2030 3,5-mal so groß sein und mit 17% pro Jahr auf 450.000 Tonnen Lithium ansteigen wird. In Verhältnis zum in der letzten Ausgabe diskutierten Nickel-Wachstum ist das von Lithium damit ungleich größer.

Doch es muss nicht nur immer höher, schneller, weiter sein: technologische Entwicklung sucht auch nach kostengünstigeren Lösungen. Hier sind der Typ Natrium-Ionen oder entsprechend auch Lithium-Eisen-Phosphat zu nennen. Soll es jedoch um eine Performance Steigerung gehen, die über die der Festkörperbatterie hinaus geht, werden wohl Lithium-Schwefel-Batterien in den Blick geraten.

Indonesien: die Nickel-„Supermacht“
Die Nickel-Produktion in Indonesien wächst und wächst und spielt damit eine immer größere Rolle im globalen Kontext: mehr als 50% des weltweiten (Primär-)Nickels stamme mittlerweile aus dem asiatischen Land, so Schätzungen von Analysten der Macquarie Bank. Im ersten Halbjahr exportierte Indonesien zirka 860 Tausend Tonnen an Nickel, enthalten in verschiedenen Produktformen, in Zwischenprodukten, wie Nickel Matte oder einem Mixed Hyroxdie Precipitate (MHP), in Ferrolegierungen, Ferronickel und Nickelroheisen (NPI) und in Form von austenitischem und damit Nickel-haltigem Edelstahl Rostfrei. Die weltweite Nickelproduktion im ersten Halbjahr lag bei ungefähr 1,7 Millionen Tonnen.

Was auffällt ist, dass keine Erze mehr in der Exportstatistik genannt werden. Lieferungen dieser unterliegen seit 2020 einem Exportverbot. Gut eine Dekade zuvor drohte Indonesien noch zu einem reinem Minenbetreiber und Erzversorger für China zu werden, ein erstes Exportverbot 2014 schob diesem jedoch einen Riegel vor. Die langfristige Strategie der indonesischen Regierung, Investitionen in nachgelagerte Industrien zu fördern und die Wertschöpfung lokal anzusiedeln scheint also bisher erfolgreich gewesen zu sein: Mittlerweile hat, so die Analysten, der gesamte Nickel-Industrie-Cluster, die Edelstahlproduktion mit eingerechnet, mit ihren nickel-haltigen Produkten einen Anteil von über 10% der gesamten Indonesischen Exporte.

In Indonesien befinden sich auch die weltweit größten Reserven an Nickellagerstätten an Land. Kürzlich veröffentlichte Zahlen der Regierung weisen bekannte und abbaubare Lagerstätten in Höhe von 55 Millionen Tonnen aus. Die gesamten Vorräte werden sogar auf über 170 Millionen Tonnen geschätzt. Trotz der hohen Vorräte scheint die Regierung längerfristiger zu denken: so ist ein Moratorium für Neuinvestitionen in Nickelroheisen (NPI)-Anlagen im Gespräch. Auch hat es in diesem Jahr Untersuchungen gegen Korruption in der Vergabe von und Verstöße gegen Abbaulizenzen gegeben. Letztere hat zu einer Störung in der Erzversorgung geführt, welches sich, bei der Größe Indonesiens im Nickel-Segment nicht verwunderlich, in gestiegen Erz- und Nickelroheisen Preisen im August bemerkbar gemacht hat. Für die Analysten der Macquarie Bank ist die Nickel Industrie in Indonesien mittlerweile „too big, too fail“. Einerseits bewundernswert, andererseits aber auch beängstigend.

Dekarbonisierung ist ein weltweites Thema
Neben den Superlativen ist aber auch der langfristige Aspekt Dekarbonisierung nicht außer Acht zu lassen. Das System zur Steuerung (und Verminderung) von Emissionen in der Europäischen Union (EU) ist seit dem Jahr 2005 das europäische Emissionshandelssystem „EU ETS“. Seitdem haben auch andere Staaten, darunter China, Japan, Südkorea oder auch Neuseeland, die Schweiz, Kanada und die USA ähnliche Systeme eingeführt oder arbeiten an ihrer Einführung.

Das Emissionshandelssystem der EU ist ein sogenanntes „cap-and-trade“ System. Dies bedeutet, dass die EU-Kommission jährlich eine Obergrenze für die Treibhausgasemissionen festlegt und dazu eine gewisse Anzahl an Zertifikaten ausgibt, die Anlagenbetreibern entweder kostenlos zugeteilt werden oder die diese erwerben müssen. Das regulierende Moment der EU liegt damit in der stetigen Reduzierung der Obergrenze sowie der limitierten Zuteilung freier Zertifikate.

Neben diesen staatlichen Systemen hat sich in den letzten Jahren auch ein sogenannter „Voluntary Carbon Market (VCM) oder freiwilliger Kohlenstoffmarkt entwickelt. An verschiedenen Plattformen können entsprechende Emissionszertifikate gehandelt werden. So hat im März dieses Jahres die Bursa Malaysia Carbon Exchange seinen Handel mit Zertifikaten begonnen. Malaysia plant mit diesem „Voluntary Market“ zu beginnen und ihn dann mit der Zeit in einen staatlich regulierten Markt nach dem „cap-and-trade“ System zu überführen.

Dekarbonisierung ist daher nicht nur ein Thema für reife Volkswirtschaften, sondern wie man auch am Beispiel Malaysia sehen kann, beinahe überall im Fokus der Gesetzgeber und Regierungen.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
13. September 2023
  Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)  
Official Close
3 Mon.Ask
19.750,00
USD/mt
8.371,50
USD/mt
2.197,00
USD/mt
 
LME Bestände in mt
  17. August 2023 13. September 2023 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 37.110 38.742 + 1.632 + 4,40%
Kupfer (Cu) 91.400 143.400 + 52.000 + 56,89%
Aluminium (Al) 487.100 491.300 + 4.200 + 0,86%

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