Nickelpreise zuletzt leicht erholt. Covid-19-Krise dominiert Medien, Wirtschaft und das öffentliche Leben. Forschung läuft weltweit auf Hochtouren. Zahlen, Statistiken und Vergleiche helfen bei der Beurteilung.

Stahlindustrie leidet auf der Rohstoff- und auf der Nachfrageseite. Die Edelstahlhersteller sind breiter aufgestellt. Zusätzlich reduzieren die bestätigten Antidumpingzölle in Europa das Importangebot.

Edelstahlschrott kann die Rohstofflücke schließen. Indonesische Nickelpreise lagen 30% unter den Weltmarktpreisen. Verfügbares Angebot hängt auch mit attraktiven Preisen zusammen.

Staatliche Hilfen sollen wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise mildern. Das deutsche Modell der Kurzarbeit hat sich schon während der Finanzkrise bewährt. EU plant nun auch ein europäisches Äquivalent.

Nickelpreise zuletzt erholt
Ungeachtet aller Vorrede konnte sich die Nickelnotierung an der London Metal Exchange (LME) weiterhin, wenn auch auf niedrigem Niveau behaupten. Ging es zunächst bis in die zweite Märzhälfte hinein bergab, ist seit dem 24. März 2020 ein leichter Aufwärtstrend festzustellen. Von dem Tiefststand am 23. März 2020 bei rund USD 10.900,00/mt erholte sich der Nickelkurs an der LME auf ein Niveau von USD 11.700,00/mt.

Seit der letzten Ausgabe hat die Covid-19-Krise weitere und vor allem größere Kreise gezogen. Eigentlich hatte es sich der Autor vorgenommen, bewusst nicht noch einmal etwas zu dem Coronavirus zu schreiben, denn egal wo man heute hinschaut oder liest kann man diesem weltbewegenden Thema nicht entgehen. Alles andere tritt in den Schatten. Das ist logischerweise alles andere als stimmungserhellend.

Die Macht der geballten Fülle an Warnungen, Wiederholungen und Metaphern von Regierungen, Experten und den Medien geben der Angelegenheit ein erdrückendes Gewicht und kaum die Gelegenheit zur Reflexion. Hinzu kommt die Macht der Bilder, die sich in das kollektive Gedächtnis einbrennen. Da allerdings kaum sonst etwas berichtet wird, hier doch einige kurze Worte zu der fortschreitenden Krise. Vor allem auch in der Form von Fragen, die jede Leserin und jeder Leser für sich selbst beantworten kann.

Forschung läuft auf Hochtouren bei ersten, noch fragilen Verbesserungen
Es bleibt grundsätzlich zu hoffen, dass nun zumindest in unseren Breiten ein erster Wendepunkt zum Positiven erreicht ist. Und, dass sich bei besserer Datenlage und fortgeschrittenem Stand der Wissenschaft auch die Gefährlichkeit des Virus und die besten Maßnahmen besser beurteilen lassen. Aktuell ergeben die zu wenigen Fakten noch kein vollständig schlüssiges Bild. Man sollte aber davon unbedingt Notiz nehmen, dass aktuell rund um den Globus und rund um die Uhr in der Wissenschaft geforscht wird, allerdings weitestgehend unter dem Radar der Medien. Es ist allen klar, dass das Verstehen des Virus sowie seiner Verbreitung und Behandlung allerhöchste Priorität hat, und das nicht nur bei Virologen. Auch das gibt zur Hoffnung Anlass.

Die globale Menschheit hat bei allem den Spaß oder man sollte besser und weniger zynisch sagen den Schauder am Zählen entdeckt. Graf Zahl hätte seine wahre Freude. Tag für Tag zählt man in beinahe allen Ländern der Welt die Zahl der Infizierten und leider auch die steigende Zahl der Toten. Kommt dieser Zähltrieb daher, dass die vorher nur bei einem kleinen Teil der Weltbevölkerung bekannte Johns Hopkins Universität seit frühestem Beginn der Krise die Zahlen grafisch so aufbereitet und präsentiert, dass jeder Journalist und jeder Bürger sein eigenes Lagezentrum simulieren kann? Man ist hautnah dabei.

Zählen und Statistik machen zum besseren Verständnis Sinn
Andererseits hätte es in der Weltgeschichte sicher auch schon vorher Sinn gemacht, einmal zu zählen und nachdenklich zu werden. Vielleicht sogar etwas zu ändern. Die beiden Weltkriege wären eine solche Gelegenheit gewesen, Hungersnöte und Epidemien in Afrika und Asien, der Krieg in Syrien, die Toten durch den Klimawandel und so weiter. Und es wurde auch schon gezählt. Die Toten durch den Tsunami und die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge. Aber die Toten wurden auch schnell wieder vergessen. Der Autor findet, jeder Tote ist gleich schlimm und jeder zu früh und zu jung, egal in welchem Alter. Daher muss man auch die Covid-19-Opfer in der traurigen Individualität eines jeden persönlichen Schicksals begreifen. Aber man sollte zur Bewertung zulassen, dass die Opferzahlen in ein Verhältnis zu anderen Todesursachen gesetzt werden und auch die „normale“ Sterblichkeit in bestimmten Altersgruppen zu einer Einordnung Berücksichtigung findet.

Das ändert überhaupt nichts an der großen Trauer um die verlorenen Menschen, erlaubt es aber einen klareren Blick auf die Gefahr bzw. die Gefährlichkeit des Virus zu bekommen. Die Gefahr ist objektiv (sofern bekannt), das (individuelle) Risiko unterliegt dem eigenen Tun und kann gesteuert werden. Auch haben die Menschen dann, innerhalb gewisser Grenzen, die natürlich nicht fahrlässig andere in Gefahr bringen dürfen, die Möglichkeit durch ihr Tun und Lassen das Risiko selbst zu bestimmen. Würde es also nicht Sinn machen, die Altersstatistik und Vorerkrankungen öffentlich transparenter zu machen? Und auch über die Zahl der freien Intensivbetten und Beatmungsplätze zu berichten (derzeit melden nur ca. 50% der Krankenhäuser an eine entsprechende Plattform im Internet)? Wenn man den Menschen die Toten zumutet, darf man auch über diese Daten berichten.

Politische Opposition hält sich vornehm zurück
Wieso ist es eigentlich um die politische Opposition in Deutschland so still geworden? Grüne, Linke, FDP und auch die AfD, alle hatten vor Kurzem noch große Ambitionen hinsichtlich der Regierung oder zumindest an einer Regierungsbeteiligung. Aber nun hält man sich lieber im Hintergrund. Ist vielleicht das Nichtregieren heute angenehmer als das Regieren? Wer nicht Auto fährt, kann auch keine Unfälle bauen. Es ist schon heute sicher, wie das Amen in der vorübergehend geschlossenen Kirche, dass die nicht immer ganz objektiven Medien später, nachdem die Krise im Wesentlichen gemeistert ist, die gleichen Personen, die derzeit gelobt werden, fallen lassen. Heute treibt man die Politik vor sich her und die Politik liefert aus Angst um Wählerzustimmung. Für das, für das man manche öffentliche Personen heute lobt, werden diese in Zukunft kritisiert und angegriffen werden. Nicht nur in der Politik, auch bei den Medien geht es um Gunst und Aufmerksamkeit des Publikums und auch um Macht und Deutungshoheit, heute mehr denn je.

Stahlindustrie leidet zweifach, Sonderfaktoren beim Edelstahl
Die Stahlindustrie wird in der jetzigen Krise grundsätzlich von zwei Seiten in die Zange genommen. Zum einen schwächelt die Nachfrage aus bestimmten Bereichen, auf der anderen Seite macht man sich Gedanken über die Rohstoffbeschaffung, da auch in dieser Industrie Lieferketten tendenziell unterbrochen sein können. In der Edelstahlproduktion besteht erfreulicherweise auf der Absatzseite ein breites Portfolio an Anwendungen für den Werkstoff der nichtrostenden Stähle, so dass ein Kollaps der Nachfrage selbst unter den gegenwärtig widrigen Umständen nicht zu befürchten ist. Zwar geht ein nicht geringer Teil des Materials in den Bereich der Investitionsgüter, doch anders als im Konsumgüterbereich oder Servicesektor ist ein vorübergehender Einbruch nicht gleichbedeutend mit einem endgültigen Ausfall. Eine Investition – und sei es auch zum notwendigen Ersatz einer bestehenden Maschine oder Anwendung – ist vielleicht aufgeschoben, aber eben nicht aufgehoben. Die Investition wird nachgeholt.

Auch könnten die in Europa eingeführten Anti-Dumping-Maßnahmen und Importkontingente für eine Unterstützung der Nachfrage sorgen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat das EU-Amtsblatt Anfang April und damit rund acht Monate nach Beginn des Verfahrens, die Erhebung der Anti-Dumping-Zölle auf Edelstahlprodukte aus China, Indonesien und Taiwan erlassen und damit die vorläufigen Maßnahmen bestätigt. Die Zölle bewegen sich zwischen 14,5% und 18,9% für chinesische und indonesische Produkte bzw. 6% bis 7,5% für Importe aus Taiwan. Die Zölle sollen für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen.

Die Importe aus diesen Ländern waren zuletzt stark gestiegen und hatten, so die EU-Kommission, einen Anteil von mehr als 30% des Marktes erreicht. Die von der EU bei der Welthandelsorganisation WTO eingereichte Beschwerde über das Exportverbot von Nickelerz aus Indonesien ist damit aber noch nicht erledigt. Die in diesem Zusammenhang von der EU-Kommission an die indonesischen Produzenten versendeten Fragebögen wurden nicht ausreichend beantwortet und auch die Vorort-Besuche blieben ohne eine klare Erläuterung. Im Ergebnis seien die Nickelrohstoffe zu mehr als 30% unter den Weltmarktpreisen abgegeben worden.

Zölle verringern Importangebot
Insgesamt steht also die geringere Nachfrage einem durch die Zölle verringerten Importangebot gegenüber und es entsteht eine Lücke. Vielleicht sorgt auch bei den Endkunden, die unmittelbare Erfahrung der Unterbrechung und Fragilität von Lieferketten zu einem zumindest vorübergehenden Umdenken, bei dem nicht immer nur der Preiswettbewerb im Vordergrund steht, sondern auch weitere qualitative Faktoren Eingang in die Kaufentscheidung finden.

Das gilt im Übrigen auch für die Rohstoffbeschaffung der Stahlwerke. Ging es im eingesetzten Rohstoffmix zwischen Schrott- und Primärrohstoffen in Käufermärkten vorwiegend um eine ökonomische Optimierung, sieht das nun möglicherweise etwas anders aus. Zwar wird in Summe möglicherweise etwas weniger gebraucht, aber nicht alle Rohstoffe werden in der nächsten Zeit immer und auch im Überfluss zur Verfügung stehen. Vielmehr gibt es Restriktionen bei Verfügbarkeit und logistischer Bereitstellung. Ein exemplarisches Beispiel hierzu ist die Chromproduktion in Südafrika, welche weiter unten etwas detaillierter betrachtet wird.

Edelstahlschrott kann die Rohstofflücke schließen
Der Edelstahlschrott ist nicht nur ein internationaler, sondern auch ein regionaler Rohstoff, der gerade in den rohstoffärmeren Ländern häufig näher liegt, wenn er denn ausreichend verfügbar ist. Denn Edelstahlschrott ist in der Stichtagsverfügbarkeit ebenso knapp wie mancher Minenrohstoff und vor allem darf man auch die Preiselastizität des Angebots nicht unterschätzen, insbesondere wenn man unterhalb gewisser psychologischer Schwellenwerte unterwegs ist.

Wie groß das Angebot sein kann, hat die Phase des starken Wachstums in China bewiesen. Zu dieser Zeit wuchsen auch die Edelstahl- und entsprechende Rohstoffnachfrage sowie die Preise stetig. Das Primärnickelangebot konnte aber aufgrund beschränkter Kapazitäten mit diesem Wachstum nicht Schritt halten und auch die Nickel Pig Iron (NPI)-Produktion war erst im Entstehen. In dieser Zeit konnten durch eine attraktive Bewertung insbesondere in Europa erhebliche Angebotsmengen aus dem Schrottmarkt mobilisiert werden. 2007 wurde in dieser Hinsicht sicher ein vorläufiger Höhepunkt in der relativen Schrottverfügbarkeit erreicht. Von den Nachhaltigkeitsvorteilen des Schrotts ganz zu Schweigen.

Wenn daher in der Vergangenheit häufig angeführt wurde, dass die Schrottpreise sich in die vom NPI vorgegebene Preisstruktur einfügen müssten, so steht heute fest, dass unter diesen Wettbewerbsmanipulationen nicht nur die Edelstahlproduzenten, sondern auch die Edelstahlschrottlieferanten gelitten haben. Mit der Einführung der Schutzzölle, ist aber diese Verzerrung nun behoben und auch das Argument hinfällig geworden.

Staatliche Hilfsprogramme sollen Auswirkungen der Corona-Krise mildern
Die Folgen des Coronavirus stellen Unternehmen teilweise vor große Probleme. Weltweit versuchen Staaten daher, den Unternehmen unter die Arme zu greifen. Die Bundesregierung und die Landesregierungen unterstützen mit Sofortmaßnahmen sowie Bürgschaften und Krediten die deutschen Unternehmen, damit diese möglichst unbeschadet durch die Krise kommen.

Das besondere, deutsche Modell der Kurzarbeit, bei dem in Zeiten eines vorübergehenden Arbeitsausfalls auf eine Kündigung verzichtet wird, hatte sich bereits in der Finanzkrise 2008/2009 bewährt und wurde inzwischen auch von anderen Ländern diskutiert oder umgesetzt. Das Modell sieht vor, dass der Staat einen Teil der Gehaltszahlung vorübergehend übernimmt, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben und keine Massenarbeitslosigkeit aufkommt. Daher arbeitet die Europäische Union an einem EU-weiten Modell für die Kurzarbeit. Das Hilfsprogramm namens „Sure“ soll den besonders von der Corona-Krise betroffenen EU-Staaten zugutekommen.

ISSF gibt Zahlen der Edelstahlproduktion für 2019 bekannt
Das Internationale Edelstahlforum (ISSF) mit Sitz in Brüssel hat am 25. März 2020 die Zahlen für die weltweite Edelstahlproduktion im Jahr 2019 veröffentlicht. Die weltweite Produktion von Edelstahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent auf 52,2 Millionen Tonnen.

China vermeldete einen Anstieg um 10,1% gegenüber 2018, während die Produktion in allen anderen Regionen mitunter deutlich zurückging. Insgesamt wurden in China im Jahr 2019 29,4 Millionen Tonnen Edelstahl produziert, was einem Weltmarktanteil von 56,30% entspricht. Europa verzeichnete mit -7,9% gegenüber der Produktionsleistung im Vorjahr den stärksten regionalen Rückgang und kommt noch auf einen Marktanteil von 13,0%.

Ferrochrom-Benchmark für das 2. Quartal 2020 steht noch aus
Der europäische Benchmark-Preis für Ferrochrom für das zweite Quartal 2020 wurde trotz Quartalsstart noch nicht vereinbart. Offensichtlich gibt es erhebliche Differenzen bei der Preisvorstellung zwischen Produzenten und Verbrauchern. Südafrika, ein Hauptexporteur des Rohstoffs, hatte am 26. März 2020 eine 21-tägige Ausgangssperre zur Eindämmung der Corona-Pandemie verhängt.

Aufgrund des Lockdowns hat das südafrikanische Bergbauunternehmen Merafe Resources, ein Joint Venture zwischen Glencore und Merafe, Force Majeure erklärt. Alle Maschinen werden einer Wartung und Instandhaltung unterzogen. Das Unternehmen ist einer der Weltmarktführer in der Ferrochromproduktion mit einer Gesamtkapazität von 2,3 Millionen Tonnen Ferrochrom pro Jahr. Der Zeitdruck zur Festsetzung des neuen Referenzpreises dürfte daher zumindest seitens der Produzenten nicht hoch sein.

Der Benchmark-Preis wird in der Regel bis zur letzten Woche des Monats im vorangegangenen Quartal festgelegt. Dabei wird der Referenzpreis zwischen einem südafrikanischen Ferro-Chromproduzenten und einem europäischen Edelstahlhersteller verhandelt.

Südafrikas dreiwöchiger Lockdown entzieht China seine wichtigste Versorgungsquelle für Ferrochrom bzw. Chromerze. Allerdings betonen die chinesischen
Edelstahlproduzenten, dass sie aufgrund des eigenen Lockdowns Material mit einer Reichweite von mehr als drei Monaten – fast 4 Millionen Tonnen – in den chinesischen Häfen auf Vorrat haben. Ein Schock bei der Chromversorgung würde normalerweise die Preise in die Höhe treiben, aber die Covid-19-Krise hat auch die Nachfrage reduziert.

 

 

 

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
16. April 2020
  Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)  
Official Close
3 Mon.Ask
11.726,00
USD/mt
5.121,50
USD/mt
1.514,00
USD/mt
 
LME Bestände in mt
  12. März 2020 16. April 2020 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 234.378 230.064 – 4.314 – 1,84%
Kupfer (Cu) 187.450 260.825 + 73.375 + 39,14%
Aluminium (Al) 994.675 1.261.475 + 266.800 + 26,82%

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