Nickelkurse nach US-Wahl im Aufwind
Wie politische Ereignisse Einfluss auf die Finanz- und Rohstoffmärkte nehmen können, war nach der vielleicht doch nicht ganz so überraschenden Wahl von Donald Trump als neuem Präsidenten der USA mehr als augenscheinlich. Nicht umsonst gibt es auch den Begriff der politischen Börsen. Interessanter Weise gibt es auch eine Börsenweisheit, die besagt: „Politische Börsen haben kurze Beine“. Das bedeutet, dass der Einfluss von politischen Ereignissen auf Aktienkurse nicht lange anhält. Und genauso war es wohl auch, wie sich später noch zeigen wird.
Seit der Wahl von Trump sind Heerscharen von Stammtischen und sonstigen Debattierrunden damit beschäftigt, die Ursachen für den Erfolg Trumps und das Scheitern von Clinton zu ergründen. Schnelle Erklärungen sind wie immer parat. Man richtet den Blick auf den aufkommenden Populismus in vielen Teilen der Welt. Die Entwicklungen in Großbritannien mit dem Brexit, die Stärke populistischer, rechtsnationaler Parteien in Frankreich und den Niederlanden, das Aufkommen und die Erfolge der Partei AfD in Deutschland, die Situation in einigen osteuropäischen Mitgliedsstaaten der EU, die Präsidentschaft und Entwicklung in Russland und man könnte vielleicht sogar auch den neuen Präsidenten der Philippinen mit in diese Reihe aufnehmen, alles hat scheinbar eine Ursache. Nährboden für die Erfolge der Populisten seien der Aufstand der Abgehängten gegen das sogenannte Establishment, verbunden mit der Nutzung der neuen Medien, wie Facebook, Twitter und Co. Und das alles in einer Zeit, in der es sehr fraglich erscheint, wie sich (Un-)Wahrheiten heute bilden und sich (Fehl-)Informationen gezielt oder ungezielt verbreiten. Ganz so einfach und eindimensional ist die Sache aber vermutlich nicht.
Da dies aber hier kein weiterer Debattierklub ist, müssen zwei unvollständige Gedanken als Hinweis zur Diskussion genügen. Sicher gibt es zahlreiche Parallelen, aber so identisch, wie es scheint, sind die tieferliegenden Beweggründe der Wählerinnen und Wähler in den vorstehend aufgezählten Beispielen nicht. Könnte es nicht sein, dass zum Beispiel bei ehemaligen Weltmachtsnationen wie Großbritannien und Frankreich und gegenwärtigen, wirtschaftlichen und militärischen Großmächten wie USA und Russland ein verlorener beziehungsweise schwindender Bedeutungsverlust auch eine verborgene Rolle spielt. Insbesondere mit dem Blick nach Asien führt dies, bei dem in diesen Staaten ohnehin stark ausgeprägten Nationalstolz, auch bei der Bevölkerung zu gewissen Ängsten, die es vielleicht opportun erscheinen lassen, Personen, die diese alte Stärke wieder heraufbeschwören, zu folgen. Und genau diese Gefühle werden von den jeweiligen Politikern gezielt adressiert.
Ein überbordender Nationalstolz ist in Deutschland bei einer sehr großen Mehrheit aber sicher nicht der Fall, nach all dem was man sich hier an Grausamkeiten in der Ära des Dritten Reiches geleistet hat. Andererseits gibt es in einem Teil Deutschlands diese nationalen Schuldgefühle nicht in gleichem Maß, denn die überkommene Regierung hatte dort über mehrere Jahrzehnte konsequent daran gearbeitet zu suggerieren, dass man sich im guten Teil des Landes befinden würde, der mit allem Bösen, nichts zu tun hatte. Eine Aufarbeitung fand dort nicht statt. Ebenso hat die Administration und Gesellschaftsordnung der DDR zum Ziel gehabt, jeden Nonkonformismus und jede Individualität mit allen Mitteln auszurotten und eine Gleichschaltung zu betreiben. Den Bürgerinnen und Bürgern wurde damit in dieser Epoche ein von Änderungen im Wesentlichen freies, stabiles Lebensumfeld geboten. Daher ist es aus beiden Gründen nicht verwunderlich, dass man dort gewissen Ideen gegenüber im Durchschnitt vielleicht eher aufgeschlossen ist, beziehungsweise warum man sich mit allem Fremden sowie der Globalisierung sowie der Beschleunigung und Änderung der Lebenswirklichkeit schwerer tut als anderswo.
Ein genauerer Blick ist daher für die Politik unbedingt erforderlich, um daraus die entsprechenden Schlüsse für zukünftiges politisches Handeln zu ziehen und vor allem, um die richtige Ansprache für die Wählerinnen und Wähler zu finden. Denn aufgeben darf man die meisten von ihnen unter gar keinen Umständen. Zwangsläufig ist aber auch, dass der gegenwärtige Trend in jedem Fall auch Einfluss auf die Realpolitik aller politischen Parteien, unabhängig davon, ob nun Populisten an der Macht sind, oder nicht, ausüben wird. Denn letztlich ist das Volk das höchste Organ in der Demokratie und bekommt, wie man sagt, immer die Regierung, die es verdient. Und die Demokratie will vermutlich keiner wirklich in Frage stellen, denn doof ist das Volk eben nicht, allerdings kann es auch irren.
Doch was hat das nun alles mit Nickel zu tun? Kurzfristig leider einiges, denn wie man weiß, sind zwar mittel- und langfristig tatsächlich die Entwicklung von Angebot und Nachfrage die wesentlichen Determinanten des Preisverlaufs, aber kurzfristig kann man kaum etwas als Einflussfaktor ausschließen, so auch nicht die US-amerikanische Präsidentenwahl. Wie es sich für den, für große Auftritte mit Knalleffekt bekannten, Donald Trump gehört, zeigte der Nickelmarkt denn auch eine gehörige Reaktion auf das Wahlergebnis. Und nicht nur der Nickelmarkt reagierte in der europäischen Nacht, als das Ergebnis zunehmend zur Gewissheit wurde, sondern auch die asiatischen Aktienmärkte gingen erste einmal auf Tauchstation.
Der 3-Monats-Nickelkurs, welcher sich am Vortag noch auf USD 11.370,00/mt (metrische Tonne) befestigt hatte, musste zunächst bis auf ein Tief von USD 10.835,00/mt Federn lassen. Der Spuk oder Zauber währte allerdings nicht lange, denn die Rohstoff- und Aktienmärkte erholten sich schnell wieder. Also hatte die politische Börse in der Tat „kurze Beine“. Ähnlich kurz war der Effekt auch unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Brexit-Votums gewesen. War der Rebound des Nickelkurses nun zunächst auf den mit bis zu 1,13 USD/EUR deutlich schwächeren Außenwert der US-Dollars zurückgeführt worden, war der nachfolgende Durchmarsch auf bis zu USD 11.660,00/mt nicht unbedingt so zu erwarten gewesen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels, handelte Nickel sogar bei über 11.800,00/mt. Die für den Nickelmarkt lange Zeit so charakteristische, hohe Volatilität mit einer Tagesbandbreite von USD 825,00/mt war also plötzlich wieder zurück.
Aber auch der US-Dollar hatte sich schnell erholt und zeigte sich mit 1,09 USD/EUR wieder deutlich fester. Eine Erklärung durch die Analystenszene für diesen „Trump-Effekt“ war aber auch in diesem Fall schnell gefunden. Während Trump hinsichtlich seiner zukünftigen Politik, neben den bekannten skandalträchtigen Ansagen, nur eher wage Andeutungen gemacht hatte, war zumindest eine Sache hängen geblieben. Die Infrastruktur, zum Beispiel in den Bereichen Bildung, Transport, Telekommunikation, Wasserversorgung und Strominfrastruktur, soll in den USA unter einer neuen Regierung gestärkt werden. Diese nun nach Ansicht der Analysten zu erwartenden Fiskalstimuli bei den Staatsaussagen, sollten wegen der Infrastrukturinvestitionen die Rohstoffnachfrage stärken. Warten wir es ab, wie es nach der Inauguration dann wirklich kommt.
Auch schien es plötzlich klar, dass Trump Zinserhöhungen nicht unbedingt befürworten würde, weshalb eine Anhebung des Leitzinses im Dezember durch die amerikanische Notenbank Federal Reserve eher unwahrscheinlicher geworden ist. Damit wurde durch die weltweite Investorencommunity wieder auf „risk on“ geschaltet und Assetklassen aller Art inklusive der Rohstoffe verzeichneten in einem Umfeld des billigen und vor allem reichlichen Zentralbankgeldes deutliche Kursanstiege. Da machte Nickel keine Ausnahme. Dennoch gibt es, wie hier gelegentlich auch schon im Detail angemerkt, trotz der allgemein (noch) guten Marktversorgung gewisse fundamentale Aspekte, die höhere Notierungen bei Nickel durchaus rechtfertigen. Jedoch ist das Aufwärtspotenzial wiederum fundamental begrenzt, denn höhere Kurse bedeuten, wegen der gegenwärtigen Höhe des Nickelpreises im Verhältnis zur Kostenkurve, auch mehr Nickelangebot.
Vermutlich kann man den letzten Preisanstieg aber auch viel einfacher erklären. Da anzunehmen ist, dass Trump nicht nur Immobilienmogul ist, sondern auch einen großen Anteil seines Vermögens – um das er allerdings einen Mantel des Schweigens hüllt – in Finanzanlagen und Rohstoffen investiert haben dürfte, sollte eigentlich klar sein, was passieren wird. Da Trump ein Unternehmer und durchaus pragmatischer Opportunist ist, auch übrigens, was die Änderung oder den Widerruf von durch ihn geäußerte Meinungen angeht, wird er vermutlich in seinem Handeln auch sein gesundes, persönliches und unternehmerisches Eigeninteresse nicht vernachlässigen. Das galt im Übrigen auch schon für die Familie seiner Kontrahentin und weiterer Vorgänger und scheint quasi eine US-amerikanische Tradition zu sein. Auch dürfte er gewisse „Verpflichtungen“ gegenüber den potenten Unterstützern und Geldgebern seiner vielleicht beinahe 1 Mrd. Euro teuren Kampagne haben.
Also ist es nur logisch, dass die Finanzmärkte überzeugt sind, dass Trump zumindest alles das unterlassen wird, was auch seinen persönlichen Wohlstand und den seiner Freunde schmälern könnte. Alles andere wäre eine faustdicke Überraschung, aber Überraschungen jeglicher Hinsicht stehen geradezu für den Präsidenten in spe. Lassen wir uns also (hoffentlich positiv) überraschen! Alter macht mild und der Mann möchte unsterblich werden.
LME (London Metal Exchange)
LME Official Close (3 Monate) | ||||
11. November 2016 | ||||
Nickel (Ni) | Kupfer (Cu) | Aluminium (Al) | ||
Official Close 3 Mon.Ask |
11.770,00 USD/mt |
5.910,00 USD/mt |
1.779,00 USD/mt |
LME Bestände in mt | ||||
3. Oktober 2016 | 11. November 2016 | Delta in mt | Delta in % | |
Nickel (Ni) | 360.096 | 364.410 | + 4.314 | + 1,20% |
Kupfer (Cu) | 346.150 | 270.850 | – 75.300 | – 21,75% |
Aluminium (Al) | 2.099.475 | 2.105.350 | + 5.875 | + 0,28% |