Jahreshoch bei Nickel von USD 12.145,00/mt an Hoppeditz-Erwachen. Danach ein Auf und Ab. Per Saldo aber robuster Markt bei weitgehend unveränderten Fundamentaldaten.

Zentralregierung der chinesischen Provinz Jiangsu schließt Edelstahlwerk. Und lässt dieses innerhalb von vier Tagen vollständig abreißen. Symbolpolitik oder Umdenken oder beides?

Unter ökonomischen Aspekten ist diese Entwicklung unausweichlich. Zum Nutzen derer, die in der letzten Dekade unter verzerrten Märkten gelitten haben. Hoffentlich nicht nur eine Eintagsfliege.

Ein Blick auf 2017 zeigt die Komplexität und Interdependenz der die Rohstoffmärkte beeinflussenden Parameter. Details und Prognosen aus Sicht der Analysten von Macquarie. Irrtum vorbehalten.

Seit der letzten Ausgabe war die Entwicklung der Nickelpreise von einem gewissen Auf und Ab geprägt, bei allerdings robuster Unterstützung. Der bisherige Höchststand des Jahres 2016 von USD 12.145,00/mt wurde, für jeden Karnevalisten gut zu merken, am 11. November erreicht. An diesem Tag, dem sogenannten Hoppeditz-Erwachen, wird der Hoppeditz um 11 Uhr 11 zum Leben erweckt. Damit beginnt alljährlich die Karnevalszeit. In der Folge gab es für Nickel an der London Metal Exchange (LME) allerdings dann noch die eine oder andere Korrektur. Das Jahreshoch wurde nicht mehr ganz erreicht, allerdings konnte sich die Notierung nach einem Tief von USD 10.845,00/mt wieder auf eine Höhe von USD 11.900,00/mt aufschwingen, um danach abermals zu korrigieren.

Wesentliche Einflussfaktoren für die Bewegungen waren die USD-Währungsentwicklung, US-Wirtschaftsdaten und die Äußerungen der Zentralbanken rund um den Globus, die mindestens für Europa eine Fortsetzung der expansiven Geldpolitik versprechen. Vor diesem Hintergrund konnte etwa auch der Deutsche Aktienindex DAX wieder auf einen Indexstand von 11.000 Punkten und mehr klettern. Per Saldo handelten die Nickelkurse in den vergangenen vier Wochen aber deutlich über USD 11.000,00/mt; aktuell liegt der wesentliche Legierungsrohstoff bei rund USD 11.300,00/mt. Fundamental gibt es indes wenig Veränderung. Die Nachfrage nach Edelstahl und den entsprechenden Rohstoffen ist weiterhin gut, die Schrottverfügbarkeit profitiert ein wenig von den höheren Preisen. Nicht nur Nickel präsentiert sich leicht fester, der Eisenpreis befindet sich auf einem inzwischen stattlichen Niveau und auch Chrom tendiert nach oben. Lediglich der Molybdänpreis ist gegenwärtig eher bewegungslos.

Die fortschreitende und weitaus überfällige Gesundung des Edelstahlmarktes hat eine Menge mit China zu tun. Nicht nur, dass dort mittlerweile mehr als 50% des weltweit produzierten Edelstahls hergestellt wird, auch wurden dort subventionierte Rohstoffe eingesetzt und es bestehen erhebliche Überkapazitäten in der Stahl- und Edelstahlproduktion. Deren überzähliger Output drängte in der Vergangenheit auch nach Europa, wo die Importe den europäischen Produzenten das Leben schwer machten. Die durch die Europäische Union und auch in anderen Ländern der Welt ergriffenen Anti-Dumping-Maßnahmen zeigen inzwischen Wirkung. Allerdings kann dies nur ein vorübergehender Schutz sein, denn was sich ändern muss, ist das Handeln der chinesischen Wirtschaft. Bislang war man offensichtlich im festen Glauben, man könne ökonomische Realitäten dauerhaft außer Kraft setzen. Und wie hier schon begrüßt und berichtet, scheint die Zeit in China inzwischen reif für ein Umdenken.

So berichtet das Metal Bulletin, dass das Edelstahlwerk der Jiangsu Delong Nickel Industry Co., Ltd. in der Stadt Yancheng komplett abgerissen wurde, nachdem die Provinzregierung in der Woche zuvor die Schließung angeordnet hatte. Immerhin handelt es sich, den Angaben entsprechend, um ein Stahlwerk mit 2 Millionen Tonnen 304-Produktionskapazität. Wie der Sender Jiangsu TV berichtete, wurde mit dem Abbruch am 5. Dezember begonnen und bereits am 8. Dezember sei der Abriss abgeschlossen worden. Ein Kommentator sprach dann auch von Symbolpolitik: die Effizienz des Abbruchs sollte zeigen, wie ernst es der Regierung ist, wenn es darum geht, Überkapazitäten im Stahlsektor zu beseitigen. Als eine Folge hat sich der Edelstahlpreis in China auch schon nach oben bewegt und auch für 2017 rechnet man mit steigenden Preisen.

Das kann nur gut und richtig sein. Denn ein Dumping nutzt am Ende auch dem Verbraucher nicht nachhaltig. Kosten müssten gedeckt werden und bei effizientem Wirtschaften muss auch eine Verzinsung des Kapitals möglich sein. Im Zusammenhang mit weiteren Schließungen werden auch die Namen Shandong Jinhaihui Technology und Gansu Lanxin Steel Co. genannt. Wie auch bekannt wurde, hatte das Stahlwerk von Jiangsu Delong noch nicht einmal eine entsprechende umweltrechtliche Genehmigung für die eigene Nickel Pig Iron (NPI)-Produktion. Diese wird das Werk nach dem Abriss auch nicht mehr brauchen. Vermutungen werden also zu Gewissheiten. Es weht offensichtlich doch ein neuer Wind in China und damit ist nicht der Sturm gemeint, den die chinesische Regierung President-Elect Donald Trump nach seinem Telefonat mit Taiwan und seiner Infragestellung der Ein-China-Politik, versprochen hatte. Ohnehin dürfte auch ein Sturm nicht ausreichen, um eine massiv haarsprayfixierte Föhnfrisur in Unordnung zu bringen.

Damit bekommt nun auch die indonesische Regierung Recht, die zwischenzeitlich nicht unerheblich an dem erlassenen und seit Anfang 2014 geltenden Ausfuhrverbot für unraffinierte Nickelerze zweifelte. Denn wirtschaftlich hatte man sich dadurch zunächst massiv in das eigene Fleisch geschnitten. Arbeitsplätze in Indonesien gingen verloren und die in China fehlenden Tonnagen wurden durch eine vergrößerte Produktion der Philippinen aufgefangen. Allerdings waren die Umweltbedingungen in Indonesien und sind auch in China nicht länger tolerierbar, auch gab es bei der Wertschöpfung und den Erträgen keine faire Aufteilung zwischen diesen beiden Ländern. Da scheint es doch mehr als gerecht, wenn nun die chinesische Tsingshan Group berichten kann, dass auch die dritte Phase des high-grade (mehr als 10% Nickelinhalt) NPI-Werks in Indonesien im Probebetrieb erfolgreich angelaufen ist. Bis April 2017 sollen aus dem dritten Projektabschnitt regelmäßig weitere 300.000 Tonnen NPI (zirka 30.000 mt Nickel) kommen.

Nach Berechnungen des Metal Bulletin hat das Sulawesi-Projekt insgesamt eine Kapazität von 1,2 Millionen Tonnen NPI, wovon 900.000 Tonnen schon seit Ende 2015 in Betrieb sein sollen. Nur so kann es gehen, wenn man eine nachhaltige, umweltverträgliche Edelstahlproduktion in dieser Region sicherstellen möchte. Artifiziell monetär oder durch geringere Standards subventionierte Rohstoffe sind keine langfristige Lösung, insbesondere wenn diese die Marktgleichgewichte durcheinander bringen und die Marktkräfte außer Kraft setzen. Mit dem Jahresende schon unmittelbar vor Augen, darf man den Blick auch schon einmal in das neue Jahr 2017 richten. Die Analysten der australischen Rohstoff- und Investmentbank Macquarie haben sich die Mühe gemacht, aus deren Blickwinkel zusammenzufassen, welche wesentlichen Einflussfaktoren man im kommenden Jahr im Auge behalten sollte, um gewisse Ableitungen über die weitere Entwicklung vornehmen zu können. Die vergleichsweise Stärke in den Rohstoffmärkten in 2016 wird als überraschend bezeichnet. Für die Edelstahlrohstoffe würde man aber zumindest die Ergänzung „und gerechtfertigt“ hinzufügen wollen – und wiederum wenig überraschend hängt gemäß Macquarie auch 2017 wieder eine ganze Menge davon ab, wie es in China weitergeht. Immerhin geht man von einer Fortsetzung des positiven Rohstoffumfelds für weitere sechs Monate aus, warnt aber, dass solche Phasen nicht ewig dauern – welche Weisheit!

Konkret geht es um folgende Faktoren: die Regierungspolitik, welche im Spannungsfeld zwischen unzufriedenen Wählern und schwächelndem Wachstum steht, versucht durch entsprechende fiskale und monetäre Stimuli die Wirtschaft zu unterstützen. Das nützt nicht nur den Rohstoffen, sondern allen Finanzanlagegütern gleichermaßen. In der ersten Jahreshälfte wird sich zeigen, wie die nationalistische Politik der Regierung von Präsident Trump in den USA aussehen könnte und für die zweite Jahreshälfte wird entscheidend, welchen patriotischen 5-Jahresplan der chinesische Präsident Xi Jinping aus der Taufe hebt. Auch wird 2017 weitere Klarheit hinsichtlich des Zusammenhalts oder Auseinanderstrebens der Eurozone bringen.

Des Weiteren müssen die zunehmend protektionistischen Entwicklungen beobachtet werden. Eine Fragmentierung der Preise könnte die Folge sein. Handel wird schwieriger und die notwendigen Kapazitätsanpassungen in manchen Industrien könnten unnötig verzögert werden. Wie wird sich die industrielle Erholung in 2017 fortsetzen? Zwar war 2016 mit +/- 2% Wachstum sicher kein Boomjahr, aber allemal besser als die 0% im Vorjahr. Für 2017 rechnen die Analysten aber nicht mit einer Abschwächung, vielmehr beurteilen sie aktuell die Aussichten als robust. Inflation könnte in China in 2017 ein Thema werden. Wenn auch zunächst mit positiver Unterstützung für die Rohstoffe, könnte es bei entsprechendem Gegensteuern der Notenbank zu einer nachfolgenden Dämpfung der Rohstoffnachfrage- und preise kommen.

Ob es in China, über reine Bekundungen hinaus, zu weiteren regulatorischen Eingriffen in die Futuresmärkte kommt, wird man abwarten müssen. Einer Reduzierung der Volatilität stünde vermutlich eine geringere Unterstützung der Preise durch die Privat- und Finanzanleger gegenüber. Weitere Faktoren sind die Bautätigkeit in China, welche sich nach Einschätzung von Macquarie an einem Wendepunkt befindet, die Entwicklung der Wachstumsraten auf der Rohstoffangebotsseite und die mögliche Wiederkehr von Produktionsausfällen aufgrund von unterlassener Instandhaltung. Um noch einige weitere Wesentliche zu nennen: Umweltauflagen für die Rohstoffproduktion, z.B. in China und auf den Philippinen, temporäre Nachfragespitzen, die Entwicklung des Ölpreises als „Referenz“ für das Rohstoff-Sentiment im Allgemeinen und als Einfluss auf die Kosten im Besonderen sowie die Währungsentwicklung von US-Dollar und Renminbi.

Wie man sehen kann, ein erheblich komplexes Zusammenspiel der verschiedensten Parameter, aus dem sich zu guter Letzt auch die auf den Punkt gebrachten Prognosen der Macquarie Bank für das Jahr 2017 speisen, die da lauten: USD 11.625,00/mt für Nickel, USD 50,00 für Eisenerz und 1,03 USD/lb für Ferrochrom. Und die Realität wird auch in 2017, zuverlässig wie immer, die Prognosen überholen.

Allen unseren Leserinnen und Lesern und Ihren Familien wünschen wir ein Frohes Weihnachtsfest und einen guten Jahreswechsel. Wir freuen uns schon heute darauf, Sie auch im nächsten Jahr wieder mit interessanten Berichten rund um die Rohstoffe zu informieren und hoffen, dass Sie in 2016 Spaß bei der Lektüre hatten.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
12. Dezember 2016
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
11.350,00
USD/mt
5.775,00
USD/mt
1.742,50
USD/mt
LME Bestände in mt
11. November 2016 12. Dezember 2016 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 364.410 368.670 + 4.260 + 1,17%
Kupfer (Cu) 270.850 241.550 – 29.300 – 10,82%
Aluminium (Al) 2.105.350 2.092.125 – 13.225 – 0,63%

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