Die Nickelpreise an der Londoner Metallbörse (LME) zeigen sich weiterhin volatil, in einer allerdings recht engen Bandbreite von USD 9.700,00/mt – USD 10.700,00/mt, mit jeweiligen kurzen Unter- sowie Überschreitungen an der Unter- beziehungsweise Oberseite. Von einer Achterbahnfahrt, wie man diese in machen Vorjahren erlebte, ist der Markt allerdings weit entfernt. Wie der Rohstoffreport der Hessischen Landesbank Helaba zutreffend zusammenfasst, bleibt der Mangel an richtungsweisenden Impulsen erst einmal bestehen. So wie es aus dem Makroumfeld keine großen Anstöße gibt, so ist auch das weltweite Konjunkturbild eher durchwachsen und die Währungsseite kann bei einer Geldpolitik in der Sackgasse auch keinen Rückenwind verheißen.
Die zweite Septemberhälfte war dennoch von einem deutlichen Anstieg der Nickelnotierungen geprägt; Anfang Oktober gab es dann wiederum eine Kurskorrektur nach unten und zuletzt sah man wieder eine Befestigung bis auf einen Nickelpreis von rund USD 10.450,00/mt. Hintergrund dieses schwankenden Seitwärtshandels ist die Frage der Nickelversorgung in der näheren Zukunft. Dabei haben vor allem Indonesien und die Philippinen den Markt hinsichtlich der Fundamentaldaten fest im Griff. Große Ungewissheit und mitunter auch Uneinigkeit besteht unter Marktteilnehmern und Analysten, wie die Versorgungssituation nach letzten politischen Äußerungen aus diesen beiden Ländern zu beurteilen ist. Unbestritten ist, dass diese beiden Nationen gemeinsam einen sehr wesentlichen Teil der Nickelerz-Reserven und auch der Produktion repräsentieren. Deswegen stehen diesbezügliche Nachrichten stark im Fokus der Aufmerksamkeit.
Für eine Einengung des Nickelangebots spricht, dass der neue, aber bei weitem nicht unumstrittene Präsident der Philippinen, eine Umweltverträglichkeitsprüfung aller Minen angeordnet hatte. Diese führte nach ersten Meldungen dazu, dass 16 Nickelminen vorläufig geschlossen wurden. Wie sich aber inzwischen mehr und mehr herauskristallisiert, werden die Auswirkungen auf den Nickelmarkt im Ergebnis eher beschränkt bleiben. Bei einigen Minen sind die Mängel eher geringerer Natur, ferner sollen längere Fristen zur Beseitigung der Mängel eingeräumt werden. Meldungen aus dieser Ecke dienten den Marktanalysten als Erklärung für den oben beschriebenen Nickelpreisanstieg. Die Einschätzung, dass es so schlimm dann doch nicht kommen würde, führte zu einer nachfolgenden Korrektur von Erwartungen und Preisen.
Antagonistisch hierzu ist die Situation in Indonesien zu sehen. Von dort heißt es, die Regierung denke über eine Novellierung der Regelungen hinsichtlich des Anfang 2014 in Kraft getretenen Exportverbots für unter anderem unraffinierte Nickelerze nach. Hintergrund ist, dass sich das Jahr 2017 als gesetzliche Zielmarke für eine ausschließlich heimische Raffination und Bearbeitung der Erze als zu ambitioniert herausgestellt hat. Anmerkung: die niedrigen Nickelpreise seit Mitte 2014 dürften auch ihren Beitrag zur Planverfehlung geleistet haben. Nun sollen die Fristen verlängert und unter Umständen wieder Möglichkeiten zum Export von 1,8%igen Nickelerzen geschaffen werden. Die Investoren in Nickel Pig Iron-Raffinerien sehen das verständlicherweise sehr kritisch.
Ohnehin würde aber der Export immer auch mit entsprechenden Ausfuhrabgaben verknüpft, die auch die Erzpreise verteuern würden. Eine wunderbare Worthülse ist in diesem Zusammenhang die Äußerung des indonesischen Minenministers Luhut Pandjaitan, der von Reuters wie folgt zitiert wird: „Es gibt keine Möglichkeit jeden zufrieden zu stellen, wir werden aber versuchen so fair wie möglich zu sein und im Interesse der Regierung, des indonesischen Volkes und der Investoren in diesem Sektor zu handeln.“
Überhaupt kann man es sich eigentlich als Homo Oeconomicus kaum vorstellen, dass die Philippinen oder Indonesien den Markt überschwemmen und sich damit selber die Preise kaputt machen oder auch dass Indonesien auf Jahre seine Reputation bei jeglichen Investoren verspielt. Aber Schweinchen Schlau weiß auch, dass das mit der Vernunft so eine Sache ist. Denn auch den Brexit, das Votum des britischen Wahlvolks für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU), konnte sich lange keiner wirklich vorstellen. Womit die Überleitung zum nächsten Thema geschafft wäre.
Lange war es etwas ruhig geworden um den Brexit, nach dem fulminanten Knall, durch das doch weithin überraschende Abstimmungsergebnis. Insbesondere nachdem man sich bei der britischen Regierung nach der Wahl lange sehr schwer tat, überhaupt einmal zu definieren, wie es denn nun weitergehen solle. Einen entsprechenden Plan gab es nämlich offensichtlich nicht.
Wesentliche Exponenten der Kampagne für den Austritt suchten das Weite und auch ein wenig überzeugender Premierminister namens Cameron ging verloren. Gerade erst prügelten sich noch die potenziellen Nachfolger von Nigel Farage, einem der Rädelsführer, gegenseitig krankenhausreif. Das hat Klasse, das hat Stil.
Nun ließ aber die neue Premierministerin Theresa May die Katze endlich aus dem Sack: bis März 2017 soll das Austrittsverfahren bei der EU in Brüssel beantragt werden. Viel Skurriles gäbe es noch in diesem Zusammenhang zu berichten und es sieht sehr danach aus, als würde es nicht auf eine einvernehmliche Scheidung, sondern eher auf einen Rosenkrieg hinauslaufen. Denn die Äußerungen von Frau May, die einer Kampfansage ähneln, deuten stark auf einen sogenannten „harten“ Brexit hin. Wie soll man ihre Statements auch anders interpretieren, die da lauten: keine Anerkennung von Urteilen des Europäischen Gerichtshofs mehr, keinerlei Beitrag mehr zum Haushalt der EU sowie keine Freizügigkeit der Arbeitnehmer. Im Gegenzug erwartet Großbritannien, ganz bescheiden, natürlich weiterhin den Zugang zum „gemeinsamen“ Binnenmarkt.
Theresa May, die eigentlich eine (zu) ruhige Vertreterin des Bremain-Lagers war, verkauft sich nun als wahre Hardlinerin. Sie vermutet, wohl aufgrund ihrer eigentlich positiven Einstellung gegenüber der EU, einen größeren externen Spielraum in den nun anstehenden Verhandlungen.
Aber so groß ihr Verhandlungsspielraum oder ein entsprechender Vertrauensvorschuss bei der EU auch möglicherweise sein mag, so klein sind ihre internen Freiheitsgrade. Denn als Vertreterin des Bremain-Lagers ist sie den orthodoxen Tories natürlich suspekt. Es wird immer der Generalverdacht bestehen, sie wolle letztendlich doch auf einen „weichen“, harmonischen Brexit hinaus.
Wie auch immer, das Thema wird die EU noch über viele Jahre in Atem halten und vermutlich die politische Landschaft nachhaltig beeinflussen. So wie in der ausgezeichneten BBC-Serie namens Downton Abbey, der schleichende Niedergang des stolzen englischen Adels seit Anfang des 20. Jahrhunderts erzählt wird, ist leider zu befürchten, dass es in einigen Jahrzehnten eine ähnliche Serie, vielleicht mit dem Titel Brexit’s Burden, geben wird, die über den Niedergang der britischen Volkswirtschaft berichten wird. Aber damit nun nicht unnötig nach Antidepressiva gegriffen werden muss: das Leben geht immer weiter und irgendwann auch wieder aufwärts.
Das International Stainless Steel Forum (ISSF) berichtete in einer Pressemitteilung am 7. Oktober 2016 über die Produktionszahlen für rostfreien Edelstahl im ersten Halbjahr 2016. Die Schmelzproduktion lag bei rund 22 Millionen Tonnen, was einem Anstieg von 4,1% gegen über der Vorjahresperiode entspricht. Nach der Stagnation in 2015, wo bei einem Minus von 0,3% gegenüber Vorjahr insgesamt 41,55 Millionen Tonnen produziert wurden, ist das eine grundsätzlich gute Nachricht. Schaut man in die geografischen Regionen, sieht man Wachstum in China mit 7,9% und im übrigen Asien mit 3,4%, während der Output in Europa/Afrika mit minus 1,4% leicht, in Amerika mit 6,2% deutlich, zurück ging.
Offenkundig wird aber auch, dass unabhängig von der allgemeinen Wachstumsabschwächung in China, sich die Edelstahlproduktion und damit auch die Rohstoffnachfrage dort weiterhin beziehungsweise wieder sehr dynamisch entwickelt.
Auf einen soliden Rohstoffbedarf deutet auch die Preisanpassung des Referenzpreises für südafrikanisches Charge Chrome für die europäischen Verbraucher hin. Dieser wurde von der südafrikanischen Merafe Resources Limited für die Lieferungen im vierten Quartal mit 1,10 USD per lb Chrom veröffentlicht und liegt damit um 12,2% höher als im Vorquartal. Drei Gründe werden für diese Entwicklung genannt: der Anstieg des Preises für Chromerze, die positive Preisentwicklung für Lieferungen nach China sowie die höheren Kokspreise. Sicher spielt auch der allgemeine Trend der Stabilisierung der Rohstoffpreise eine Rolle, da sich der Chrompreis seit Mitte 2014 auch im Negativtrend deutlich nach unten bewegt hatte.
LME (London Metal Exchange)
LME Official Close (3 Monate) | ||||
13. Oktober 2016 | ||||
Nickel (Ni) | Kupfer (Cu) | Aluminium (Al) | ||
Official Close 3 Mon.Ask |
10.455,00 USD/mt |
4.776,00 USD/mt |
1686,50 USD/mt |
LME Bestände in mt | ||||
20. September 2016 | 13. Oktober 2016 | Delta in mt | Delta in % | |
Nickel (Ni) | 365.784 | 360.096 | – 5.688 | – 1,56% |
Kupfer (Cu) | 347.950 | 346.150 | – 1.800 | – 0,52% |
Aluminium (Al) | 2.168.175 | 2.099.475 | – 68.700 | – 3,17% |