Nickel weiter befestigt. Hoch bei USD 11.030,00/mt. Nun erst einmal Konsolidierung. Investoren positiv. Neuer philippinischer Präsident lässt Minen auf Umweltverträglichkeit überprüfen.

Abbau der Lagerbestände bei der LME. Parallel hierzu Aufbau von Beständen an der SHFE. Per Saldo wenig Änderung. Unsichtbare Bestände schwer zu greifen. Produktionsdisziplin mäßig.

Japan’s Wachstumsschwäche interessant für Deutschland, Europa und den Rest der Welt. Nullzinsen, Anleihekäufe und nun vielleicht sogar Helikoptergeld. Wirkungslos! Nur in Japan?

LME setzt Notfallplanung in Kraft. Offenbar schwere Baumängel im neuen Börsengebäude. Der traditionsreiche Name Mannesmann wird vom Salzgitterkonzern wiederbelebt.

Die letzten vier Wochen waren nicht nur durch die Sommerferien in vielen europäischen Ländern geprägt, auch konnte sich der Nickelpreis an der 139 Jahre alten Mutter aller Metallbörsen, der London Metal Exchange (LME) weiter erholen. Mit USD 11.030,00/mt wurde am 10. August 2016 ein neues vorläufiges Hoch erreicht, allerdings konnte dieses Niveau bislang nicht gehalten werden. Noch am gleichen Handelstag gingen die Kurse wieder zurück, der Schlusskurs des Dreimonats-Futures (Terminkontrakt) lag bei USD 10.830,00/mt. Die weitere Aufwärtsbewegung war, wenn man den Aussagen der Analysten und den veröffentlichten Börsendaten folgt, einerseits auf eine zunehmende Positionierung spekulativer Interessen im Metallmarkt zurückzuführen. Andererseits bestanden Befürchtungen, die durch den Präsidentenwechsel auf den Philippinen eingeleitete Politikänderung (nicht nur) im Feld der Umweltpolitik, könnte zu gewissen Engpässen bei der zukünftigen Nickelversorgung Chinas führen. Dieser Umstand schürte Kursphantasien.

So wurden nach Meldungen der Nachrichtenagentur Reuters bislang zehn Minen vorläufig geschlossen, davon soll es sich bei acht Minen um Nickelerzproduzenten handeln. Jedoch darf man sich von den teilweise genannten Erzmengen nicht in die Irre führen lassen, denn die Nickelinhalte der Erze sind vergleichsweise gering und liegen je nach Gestein (Laterit, Limonit oder Saprolit) zwischen 0,9% und 2%. Auf den Philippinen sind eher Erze mit niedrigeren Gehalten zu finden, weshalb auch bis zum Exportverbot Indonesiens für unraffinierte Nickelerze indonesische Qualitäten in der chinesischen Nickelversorgung den Vorzug erhielten.

So wurde von einer der geschlossenen Minen, der Emir Metal Resources in der Provinz Samar berichtet, dass diese im Jahr 2015 eine Menge von 150.000 Tonnen Nickelerz produziert und nach China exportiert hätte. Die 150.000 Tonnen Erz entsprechen aber, bei einer Annahme eines 1,5%igen Nickelgehalts, „nur“ einer Nickelmenge von 2.250 Tonnen Nickel im Jahr beziehungsweise rund 190 Tonnen Nickel im Monat. Bei den derzeitigen, sichtbaren Nickellagerbeständen an der LME und an der Shanghai Future Exchange (SHFE) sind diese möglichen Einbußen nicht gerade angsteinflößend. Trotzdem wären fundamental aufgrund der Kostenkurven der Produzenten und der teilweise prekären Ergebnissituation der Minen sicher auch noch etwas höherer Nickelnotierungen angemessen, aber in der Gesamtbetrachtung wird die Luft nach oben doch eher dünn. Bei gleichzeitig guter Unterstützung der Kurse nach unten, Makroeinflüsse hier einmal außen vor. Gegenwärtig handelt der 3-Monats-Nickelkurs bei rund USD 10.400,00/mt.

Allerdings muss immer mit spontanen Ausschlägen (nach unten und nach oben) aufgrund von erratischen Kauf- oder Verkaufsentscheidungen der spekulativen Marktteilnehmer gerechnet werden, deren Hintergrund häufig nichts oder nur sehr wenig mit den spezifischen Fundamentaldaten des jeweiligen Anlageguts zu tun haben. So wurde als Erklärung für die positivere Stimmung der Investoren und deren zunehmende Long-/Kaufpositionierung bei Nickel immer wieder auch auf die sich seit einiger Zeit kontinuierlich sinkenden Nickellagerbestände an der LME verwiesen. Immerhin reduzierten sich diese zwar deutlich von den Höchstständen von über 450.000 Tonnen in der ersten Jahreshälfte 2016 sowie im Vorjahr 2015 auf 369.000 Tonnen.

Als Gegenbewegung ist jedoch der Aufbau von rund 109.000 Tonnen Börsenlagerbestand seit Einführung des Nickelkontrakts am 17. März 2015 an der SHFE zu sehen, womit sich per Saldo relativ wenig geändert hat. Andererseits wären für ein vollständiges Bild nun noch die unsichtbaren Lagerbestände bei Produzenten, Händlern und bei den Nickelverbrauchern zu berücksichtigen, aber diese sind, wie das Wort schon sagt, unsichtbar, so dass es hierüber nur mehr oder minder seriöse Schätzungen geben kann.

Auch ist nicht bei allen Nickelproduzenten die erwartete Produktionsdisziplin zu erkennen. So hat zum Beispiel Glencore die Produktionsdaten für das erste Halbjahr veröffentlicht. Erstaunlicherweise wird für die erste Jahreshälfte über eine um 8.200 Tonnen oder 17% höhere Nickelproduktion gegenüber dem Vorjahr berichtet. Für das Gesamtjahr 2016 wird weiterhin eine Schätzbandbreite von 112.000 -120.000 Tonnen abgegeben, der Vorjahrswert betrug 96.000 Tonnen. Mit anderen Worten ist auch für das zweite Halbjahr eine weitere Ausweitung der Produktion geplant.

Überhaupt gelten für große, zum Teil börsennotierte Minen- und Rohstoffunternehmen offensichtlich im Finanzsektor gewisse Sonderregelungen. Denn anders als bei den meisten anderen Unternehmen beschränkt sich die finanzielle Quartalsberichterstattung auf reine Mengen- beziehungsweise Produktionsdaten. So veröffentlicht Glencore eine Gewinn- und Verlustrechnung nur auf Halbjahresbasis. Für die Quartale werden nur Produktionsdaten angegeben. Gleiches gilt auch für die Minengiganten BHP Billiton oder Rio Tinto. Und auch der große russische Nickelproduzent Norilsk Nickel agiert ebenso. Die brasilianische Vale mit einer üblichen, vollständigen Quartalsberichtserstattung stellt in dem Sektor eher die Ausnahme dar.

Vor dem Hintergrund der Abhängigkeit der Unternehmen von den im Jahresverlauf mitunter sehr volatilen Rohstoffpreisen ist diese Praxis vermutlich sogar sinnvoll, da zu kurze Berichtszeiträume bei den jeweiligen Geschäftsmodellen keine sinnvollen Aussagen zulassen. Auch die Tatsache, dass nur wenige Rohstoffkonzerne ein umfangreiches Rohstoffpreishedging (Preissicherung) betreiben und sich vielmehr auf die ausgleichenden Effekte langer Zeiträume beziehen, spielt hierbei sicher eine Rolle. Was das für die Aktienkurse oder Bewertung dieser Unternehmen bedeutet, konnte man in 2015 eindrucksvoll betrachten. Wenn aber Finanzmärkte und ein Teil der Bankenwelt ein derartiges Verständnis zu einem abgespeckten Reporting aufbringen, so müsste dieses eigentlich auch für andere, sehr rohstoffnahe Industriezweige gelten. Daher müsste man für die Stahlindustrie und den Schrotthandel eigentlich gleiches Recht für alle fordern.

Der Deutschlandfunk berichtet über die weitere Wachstumsabschwächung in Japan im 2. Quartal 2016. In der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt beträgt das annualisierte Wachstum nur noch 0,2% (vgl. hierzu die Erläuterungen in der letzten Ausgabe). Das Wachstum gegenüber dem Vorquartal hat damit nur noch 0,05% betragen. Die internationale Währungsfonds IWF hatte bereits vor der Veröffentlichung der Wachstumsdaten vor einem Stillstand gewarnt. Der Konsum fiel deutlich schwächer aus als erwartet und die Investitionen gingen zurück.

Was für Japan und seinen Regierungschef Abe nicht besonders schön ist, sollte allerdings auch für Deutschland, Europa und die Welt von Interesse sein. Nicht nur deshalb, weil es sich bei Japan um die drittgrößte Volkswirtschaft auf dem Globus handelt, sondern, weil es viele Parallelen gibt. So haben nicht nur Deutschland und Europa, aber auch China mit einer Überalterung der Gesellschaft zu kämpfen, welche im Wesentlichen für sinkende Konsum- und steigende Sozialausgaben steht. Auch hat Japan bereits seit Ende der 90er Jahre versucht, die Wirtschaft mit Zinsen von 0% anzukurbeln. Eine auf Dauer mit ziemlicher Sicherheit sehr fragwürdige Geldpolitik, wenn man auf den ausgebliebenen Nutzen schaut.

Noch viel problematischer ist jedoch, dass die japanische Zentralbank, die Bank of Japan, mittlerweile fast die Hälfte aller japanischen Staatsschulden hält. Damit ist der japanische Staat Gläubiger und Schuldner in einer Institution. Die Zinsen, die der Staat an die Zentralbank zahlt, fließen wieder an das Finanzministerium zurück. Das ist vermutlich nicht nur für Ökonomen eine doch etwas schaurige Tatsache und lässt befürchten, dass sich ein solches Perpetuum mobile nicht unendlich aufrechterhalten lässt.  Die sinkenden Investitionen und Konsumausgaben zeigen, dass das Vertrauen der Bürger, Unternehmer und Investoren in die Institutionen und die Heilungskräfte der Zentralbanken nicht unbegrenzt sind. Nach der Stagnation droht eine Deflation. Auch diese konnte man schon in Japan beobachten. Zwischen 1991 und 2013 sanken die Immobilienpreise um durchschnittlich 65%.

Wie brisant die Situation zu sein scheint, sieht man daran, dass jetzt sogar schon über sogenanntes Helikoptergeld diskutiert wird. Das heißt, der Staat verschenkt Geldbeträge in der Hoffnung, dass diese für den Konsum eingesetzt werden. Doch was passiert, wenn eine Rentnergeneration mit Bargeld erfreut wird? Die Enkelchen bekommen eine Extraportion Schokolade und der Rest wandert unter die Matratze oder auf die hohe Kante.

Nicht nur öffentliche Bauvorhaben, auch die metallharten, privatwirtschaftlichen Profis kämpfen zuweilen mit Baumängeln. So war der Börsenbetrieb der LME inklusive des legendären Rings nach 22 Jahren in der Leadenhall Street in London Anfang Februar dieses Jahres an den Finsbury Square umgezogen. Nur dumm, dass es am 16. Juli zur Entdeckung eines sicherheitsrelevanten, bautechnischen Problems in einem der oberem Stockwerke des Gebäudes kam. Dieses war offensichtlich so gravierend, dass die LME ihre Notfallplanung zur Sicherstellung des Geschäftsbetriebs in Gang setzen musste.

Seit dem handelt es sich eigentlich nicht mehr um die LME, sondern vielmehr die CME, die Chelmsford Metal Exchange, denn vorübergehend befindet sich die Börse nun 45 km nordöstlich von London im schönen Chelmsford in der Grafschaft Essex. Zunächst hieß es, das neue Gebäude bliebe eine Woche geschlossen, dann bis Mitte August. Am 5. August gab die LME dann das Fortdauern des Provisoriums bis Ende August bekannt. Offensichtlich ist die Sommerfrische in Chelmsford doch sehr inspirierend. Immerhin kann der Autor als regelmäßiger Nutzer der LME sagen, dass es für ihn keinerlei Beeinträchtigung der Handelsaktivitäten gegeben hat. Das ist doch auch schon einmal etwas.

Das weltbekannte und eigentlich auch finanziell wertvolle Marken nicht nur verschwinden können, wie in den Branchen Stahl, Energie, Telekom und Pharma immer wieder, aber dennoch kaum nachvollziehbar im Rahmen von großen Unternehmenszusammenschlüssen vollzogen, zeigt der Salzgitter-Konzern nun, dass es auch anderes geht. Wie die Tageszeitung Rheinische Post berichtet, agiert ab dem 1. August der Geschäftsbereich Energie mit den Geschäftsfeldern Europipe, Leitungsrohre, nahtlose Edelstahlrohre sowie Präzisionsrohre unter dem immer noch wohlklingenden Namen „Mannesmann“.

Falls bei den niedersächsischen Entscheidungsträgern für diesen Relaunch nicht bekannt, hier der Hinweis, dass am wunderschönen Rheinufer in Düsseldorf übrigens noch die denkmalgeschützte Hauptverwaltung von Mannesmann inklusive des berühmten Mannesmannhochhauses, welches zeitweise ein Dasein als Vodafone-Hochhaus fristete, zur Verfügung stünde. Für die aktuellen Nutzer, das Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen sowie eine vorübergehende Erstaufnahme für Flüchtlinge, ließen sich sicher alternative Standorte finden. Die herrschaftlichen bis sachlichen Baulichkeiten könnten ohnehin eine gewisse Kernsanierung gebrauchen, die aus dem etwas klammen nordrhein-westfälischen Staatssäckel wohl nicht ganz ohne Geräusche darstellbar wären.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
16. August 2016
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
10.400,00
USD/mt
4.808,50
USD/mt
1.687,00
USD/mt
LME Bestände in mt
11. Juli 2016 16. August 2016 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 377.736 373.992 – 3.744 – 0,99%
Kupfer (Cu) 222.600 205.375 – 17.225 – 7,74%
Aluminium (Al) 2.344.175 2.222.300 – 121.875 – 5,20%

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