Nickel vorläufig schwächer. Kurse von über USD 11.000,00/mt und USD 10.000,00/mt haben zunächst nicht gehalten. Aktuell aber wieder über USD 10.000,00/mt.

Präsident Duterte teilt aus. Wenn es um die Umweltverschmutzung bei der Nickelerzproduktion geht wohl zu Recht. Folge sind Marktverzerrungen, nicht nur in Asien, sondern weltweit.

Der Protektionismus ist weiter auf dem Vormarsch. Populisten ebnen den Weg. Keine gute Nachricht für exportorientierte Volkswirtschaften. Aber bieten die Populisten tatsächlich auch Lösungen an?

Auch die Shanghai Futures Exchange (SHFE) denkt über Einführung eines Stahlschrottkontrakts nach. Nur die breite Beteiligung aller Interessengruppen sichert eine hinreichende Liquidität.

Die Erholung an der London Metal Exchange (LME) der letzten Monate hat sich etwas relativiert. Die kurze Phase mit Kursen von über USD 11.000,00/mt gehört erst einmal der Vergangenheit an. Und ebenso wurde auch die Schwelle von USD 10.000,00/mt zunächst nach unten durchbrochen. Aktuell handelt der 3-Monats-Future nach einem Rebound aber wieder bei Kursen von über USD 10.000,00/mt und befindet sich damit gegenüber dem Low wieder in einer leichten Aufwärtsbewegung. Dabei sind die Erklärungen, oder sagen wir besser die Erklärungsversuche der Rohstoffberichterstatter, doch eher als hilflos zu bezeichnen. Auch wenn sich natürlich immer wieder einleuchtende Erklärungen finden lassen.

So hatte der Markt angeblich größere Produktionskürzungen nach der unter Umweltaspekten durchgeführten Überprüfung der Minen, initiiert durch den neuen philippinischen Präsidenten, erwartet. Insgesamt scheint aber ein zu geringes Volumen, wie hier bereits vermutet, nicht dazu geeignet zu sein, einen relativ gut versorgten Markt nachhaltig unter Druck zu setzen. Allerdings darf man ungeschönt eingestehen, dass die Art und Weise der Förderung und Verladung von niedrignickelhaltigen Erzen auf den Philippinen eine einzige „Umweltschweinerei“ ist, die einer dringenden Verbesserung bedarf.

Daher kann man in dieser Hinsicht selbst mit Präsident Rodrigo Duterte, der in letzter Zeit vor allem durch pubertäre Kraftausdrücke fernab jedes diplomatischen Geschicks von sich Reden machte, einer Meinung sein. Auch wenn kaum vorstellbar ist, dass der deutsche Präsident Gauck oder der französische Präsident Hollande ihr amerikanisches Pendant einen Hurensohn schimpfen würden. Und das in einem erzkatholischen Land, wo man eigentlich das alte Testament überwunden haben sollte.

Trotz aller berechtigter Kritik an der Ausdrucksweise muss man jedoch sehen, dass es sich in der Sache um einen Vorgang der Rohstoffausbeutung chinesischer Prägung handelt, der bereits in Indonesien Schule machte. Unbearbeitete nickelhaltige Erze werden und wurden aus Ländern mit großen Reserven wie Indonesien und den Philippinen unter fragwürdigen Umwelt- und Arbeitsbedingungen nach China importiert, um dort für den heimischen Bedarf, mit einer im Vergleich zu der Erzförderung erheblichen Marge, raffiniert zu werden. Für die Förderländer und deren Bevölkerung sieht es dagegen mager aus.

Damit finden aber mitnichten nur regionale Marktverzerrungen in Asien statt, vielmehr wird der Rohstoffmarkt als Ganzes durch gelenkte Warenströme in ein Ungleichgewicht gebracht. Vielleicht nicht, wenn man dies aus der Perspektive chinesischer Interessen betrachtet, sicher aber unter marktwirtschaftlichen Prinzipien, die zu einem Optimum in einer ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension führen sollen. Der Status quo ist nur durch artifizielle Preisgefüge möglich und eben unter Ausblendung der anderen Dimensionen der Erzförderung.

So ist es kaum nachzuvollziehen, dass legierte Schrotte, als der weltweit außerhalb Chinas gefragteste Rohstoff zur Edelstahlproduktion, in China nicht mindestens die gleiche oder bessere Wettbewerbsfähigkeit wie ein Primärrohstoff besitzt, sondern hingegen das sogenannte Nickel Pig Iron (NPI) nach wie vor der Rohstoff der Wahl ist. Aber die Tage Chinas sind nicht nur in dieser Hinsicht gezählt. Denn das harte Exportverbot Indonesiens als Aufbäumen gegen ein etabliertes chinesisches Geschäftsmodell, zeigt inzwischen Wirkung.

Und nicht wenige Rohstoffmarktexperten sind überzeugt, dass es schon aufgrund des Erhalts der Glaubwürdigkeit der Regierung keine Aufweichung der protektionistischen, aber volkswirtschaftlich im berechtigten Interesse des Landes stehenden Maßnahmen geben wird. Auch gibt es wohl, den Aussagen einiger Industrieanalysten zufolge, trotz NPI-Vorteil, kaum noch einen Wettbewerbsvorteil der chinesischen Edelstahlproduktion gegenüber den übrigen Produzenten in Europa, Amerika und Asien.

Doch auch insgesamt scheint sich in der Welt aktuell das Pendel eher wieder in Richtung Protektionismus zu bewegen. Der freie Handel als Ideal ist nicht mehr allen heilig, was natürlich insbesondere den exportorientierten Nationen nicht wirklich gefallen dürfte. Es ist aber (leider) ein Phänomen vor allem populistisch ausgerichteter Politik und Politiker, die nationalen Interessen zu betonen und nach außen eine Abschottung zu betreiben. Das gilt für einen Präsidentschaftskandidaten Trump ebenso, wie für den russischen Präsidenten Putin. Aber auch die britischen Brexit-Befürworter, die deutsche Partei AfD oder populistische Strömungen in den osteuropäischen EU-Ländern spielen dieselbe Karte.

Es wäre aber aus hiesiger Sicht zu einfach, diese bedauerlichen Entwicklungen den Populisten alleine in die Schuhe zu schieben. Denn diese sind letztlich vor allem das Resultat einer politischen Fehl- und/oder Nichtkommunikation der etablierten politischen Kräfte. Diese haben es bisher nicht vermocht die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, welche in Personalunion auch die Wählerinnen und Wähler sind, mit auf eine enorm dynamische und von zahlreichen Veränderungen geprägte Reise in eine globalisierte Welt mitzunehmen. Und dabei ist das Thema der weltweiten Migrationsbewegungen vermutlich noch nicht einmal die bedeutendste Facette.

Nun zeichnen sich aber Populisten gemeinhin dadurch aus, dass sie zwar die Befindlichkeiten der Menschen berühren und ansprechen, aber wohl doch eher selten mit wirklichen realpolitischen Lösungen aufwarten. Daher ist es auch noch nicht zu spät, dass sich vernunftbegabte Vertreter demokratischer Parteien gemeinsam dazu aufraffen, verlorengegangenes Vertrauen und Terrain zurückzugewinnen. Und die Überprüfung der Protestparteien an der Realität wird hierzu ausreichend Gelegenheit geben.

Aber wie immer, wenn es darum geht Vertrauen zurückzugewinnen, geht das nicht ohne Demut und das ehrliche und echte Eingeständnis von eigenen Fehlern. Und das eigene Ego und häufig geklitterte und historisierende Selbstverständnis scheint hier einer Läuterung im Weg. Weder im Bankensektor nach der Finanzkrise, noch bei den hochverschuldeten Staaten, die fortwährend gegen die EU-Stabilitätskriterien verstoßen, noch bei der EU, die alles dies aus falsch verstandener Solidarität durchgehen lässt, ist flächendeckend und nicht einmal im Ansatz ein Hauch von Selbstkritik zu spüren. Und das ist das Problem. Und wenn sich der Volkswagen-Aufsichtsrat und -Vorstand nach der Abgasaffäre, nach einer halbherzigen, von PR-Profis ersonnen Entschuldigungskampagne, erst einmal üppig finanziell bedient, dann ist das der Mitte der Gesellschaft, bestehend aus Arbeitern, Angestellten, mittelständischen Unternehmern und Führungskräften einfach nicht mehr vermittelbar.

Doch zurück zum schwächeren Nickelkurs. Als dessen Ursache wurde zuletzt auch ein relativ geringeres, durch die International Nickel Study Group (INSG) gemeldetes monatliches Nickelangebotsdefizit gesehen. Damit ist für den gewöhnlichen Wirtschaftsjournalisten die Sache erst einmal abgehakt und erklärt. Wenn man allerdings auch in diesem Punkt ehrlich ist, sieht es grosso modo wohl eher so aus, dass manchmal die Dinge wohl zusammenpassen, ohne wirklich zusammenzugehören.

Daher ist es nach wie vor so, dass sich aus den Marktparametern durch den Fundamentalanalysten keine große Aufwärtseuphorie ableiten lässt. Dies alles vor dem Hintergrund eines, dokumentiert über die sichtbaren Nickellagerbestände der Londoner und Shanghaier Börse, gut versorgten Nickelmarktes, trotz geringer Schrottverfügbarkeit und bei recht ordentlicher Edelstahlrohstoffnachfrage. Und die mangelnde Produktionsdisziplin beziehungsweise die derzeit noch vorherrschende „Too big to fail“-Strategie bei den Minenunternehmen tut ein Übriges.

Wenn sich dann noch die Anleger weltweit wieder einmal fragen, wohin die kompromisslose Geldschwemme der Notenbanken eigentlich noch führen soll, dann ist es kaum verwunderlich, dass sich nicht nur Aktienmärkte schwächer zeigen, sondern auch die Rohstoffmärkte wieder einmal mitgezogen werden. Auch der stärkere Goldpreis und US-Dollar sind hier entsprechende Indikatoren.

Die Shanghai Futures Exchange (SHFE) ist nach eigenen Angaben schon seit einiger Zeit dabei, die Einführung eines Edelstahl- und eines Stahlschrottkontrakts zu prüfen. Hinsichtlich des Stahlschrott-Futures wurde eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Stahlschrottverband begründet. Vielleicht kein schlechter Weg, wenn es darum geht, eine breite Akzeptanz für ein Börseninstrument zu schaffen. Dennoch sollte grundsätzlich nicht nur die Lieferantenseite, sondern auch die Schrottverbraucherseite intensiv in die Marketingbemühungen einbezogen werden. Gerade diese ist hinsichtlich der systematischen Nutzung von Preissicherungsderivaten, wegen des Bestehens von zahlreichen Instrumenten zur Überwälzung der Preisänderungsrisiken auf Lieferanten oder Kunden, eher reserviert.

Die LME hatte Ende November 2015 einen Stahlschrott-Future eingeführt, dem es aber bislang noch an einer ausreichenden Börsenliquidität mangelt. Nach dem offiziellen Reporting der LME wurden im August 2016 insgesamt 3.016 Kontrakte des Stahlschrott-Futures gehandelt, was einer Menge von 30.160 Tonnen Stahlschrott entspricht. Bei Nickel waren es hingegen 1.660.054 Kontrakte beziehungsweise 9.960.324 Tonnen Nickel, was etwas weniger als der halben Jahresproduktion entspricht.

Am 16. September 2016 fand in Düsseldorf nun schon zum sechsten Mal der Oryx Stainless Research Roundtable statt, bei dem ein heterogener und breiter Kreis von Edelstahl- und Rohstoffexperten über die großen Fragen der Rohstoffmärkte diskutierte. Unter dem diesjährigen Titel „Macroeconomics and Models – Factors influencing Stainless Steel and the related Raw Materials“ führte Robin Bhar, Head of Metals Research der Société Générale in deren dynamisches Produktionskostenmodell ein. Jim Lennon, Senior Research Consultant der Macquarie Bank und Eigentümer von Red Door Research Ltd. gab aktuelle Einschätzungen und Erwartungen zu den Rohstoffmärkten ab. Die Einbettung in den globalen volkswirtschaftlichen Kontext für 2017 unter Berücksichtigung der Geldpolitik, Zinssätze und Währungskurse übernahm Stefan Schilbe, Chief Economist von HSBC Deutschland.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
20. September 2016
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
10.250,00
USD/mt
4.759,00
USD/mt
1.576,00
USD/mt
LME Bestände in mt
16. August 2016 20. September 2016 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 373.992 365.784 – 8.208 – 2,20%
Kupfer (Cu) 205.375 347.950 + 142.575 + 69,42%
Aluminium (Al) 2.222.300 2.168.175 – 54.125 – 2,44%

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