CEOs als Wendehälse
Donald Trump hat sein Amt angetreten. Und wie erwartet geht es nun „schneller zur Sache“ als noch in der ersten Amtszeit. Der erneut gewählte Präsident verfügt inzwischen über ein Netzwerk von Experten sowie die Erfahrung, wie politische Prozesse ablaufen. Obwohl der Wahlkampf inzwischen vorbei ist, wähnt man sich aktuell in einer Reality-TV-Show mit dem Präsidenten, bei dem jeder Tag die neue Folge einer Staffel darstellt. Daher muss sich der Moderator und Hauptdarsteller Tag für Tag in der Anzahl und Substanz der Ankündigung seines Regierungshandelns überbieten, um Fans and Follower bei der Stange zu halten und noch mehr Zuschauer zu gewinnen. In einer schwindelerregenden Geschwindigkeit und beinahe Respekt erheischenden Art und Weise feuert er regelrechte Salven von Verfügungen und Statements ab.
Wie das Fernsehseriengeschäft funktioniert, weiß er vermutlich nur allzu gut aus seiner eigenen Vergangenheit. Das Problem ist allerdings, dass es sich bei den USA nicht um einen Fernsehsender handelt, sondern um ein nach wie vor bedeutendes Land in wirtschaftlicher und auch militärischer Hinsicht. Ankündigungen müssen auch umgesetzt werden, wenn es sich nicht lediglich um Drohungen zur Erreichung eines günstigen „Deals“ handelt. Insofern werden die Follower sich wohl noch mit der einen oder anderen Enttäuschung abfinden müssen. Wobei es in der Politik ja in aller Regel eher um die Ankündigung geht und Faktenchecks und Follow-up (Nachverfolgung) häufig ausbleiben.
Das dürfte aber bei einem nicht ganz kleinen Anteil seiner Gefolgschaft schon ausreichen, um für Euphorie und Bonuspunkte zu sorgen. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang auch das diametral veränderte Verhalten von extrem volatilen, geradezu mit Vaseline gesalbten Wirtschaftsvertretern und CEOs, nicht selten aus der IT-Branche und mit geradezu künstlicher Intelligenz gesegnet, um dem Souverän oder sagen wir vielleicht besser Volkstribun zu gefallen. Opportunismus „at its best“, von wegen durch Werte geleitete Unternehmensführung.
Und auch bezüglich der Zinspolitik der Federal Reserve (kurz: Fed), der Zentralbank der USA gibt es einen Murmeltiertag. Wie schon zuvor sagt Trump, dass er von den Leitzinsen mehr Ahnung hätte als der US-Notenbankchef Jerome Powell. Was Trump nicht sagt ist, dass Importzölle tendenziell eine inflationstreibende Wirkung haben und daher die eigentlich gewünschten Zinssenkungen zur Stimulierung von Ökonomie und Kapitalmärkten erschweren.
Real- und Finanzwirtschaft als nicht kommunizierende Röhren
Überhaupt treibt die Abkopplung der Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft weiterhin ihre seltsamen Blüten. Während in Wirtschaftskreisen von krisenhaften Entwicklungen gesprochen wird, feiern die Börsen neue Rekorde. So stieg der Deutsche Aktienindex DAX am 11. Februar 2025 auf 22.003,91 Punkte und lag damit erstmals in seiner Geschichte über 22.000 Punkten. Eine Moderatorin der Nachrichten im Radiosender Deutschlandfunk (DLF), die an diesem Tag über den Rekord berichtete, sagte doch tatsächlich, dass der Grund in den sinkenden Zinsen läge, aber auch in den robusten Ergebnissen der Unternehmen. Da muss man sich schon die Augen, beziehungsweise besser gesagt die Ohren reiben. Die Stahl- und Automobilindustrie und den Maschinenbau und weitere geschüttelte Branchen kann die Redaktion dabei nicht gemeint haben.
Allerdings ist eine leichte Besserung zu erkennen, die bisher aber (leider) nur langsam fortschreitet. Der Auftragseingang im Allgemeinen und auch in der Stahlindustrie scheint sich zu verbessern. Die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) von Deutschland, der Eurozone, Südkorea, den USA und Indien sind mit Ausnahme von Japan und China gegenüber der letzten Erhebung gestiegen. Auch nähren günstigere makroökonomische Daten aus den USA und China, den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, die Erwartung, dass das Schlimmste überstanden ist.
Dennoch gibt es nach wie vor externen Gegenwind in Form von Unsicherheiten über die US-Zollpolitik im Zusammenhang mit der globalen Handelsdynamik, der Wirtschaft des wichtigsten Metallproduzenten China und einer potenziell hartnäckigen Inflation. Alle warten auf das große Konjunkturpaket der Regierung in China, welches aber bisher ausgeblieben ist. Ob, wann und in welcher Größe es kommt, ist unklar. Es wäre aber sicher ein wesentlicher Katalysator für die Beschleunigung der wirtschaftlichen Erholung. Es geht am Ende darum die Konsumausgaben der Chinesinnen und Chinesen wieder in Richtung einer Erhöhung zu stimulieren. Das Hauptproblem in China ist, dass der Verbraucher gegenwärtig sehr vorsichtig ist.
Dennoch geraten insgesamt die Wachstumserwartungen in Asien nicht ins Stocken, aber sie verlagern sich. Nicht nur in Deutschland und anderen europäischen Ländern hat man mit der Demographie zu kämpfen, auch in China, Japan, Südkorea und Taiwan wirkt sich langsam die Überalterung der Gesellschaft auf die Wirtschaftsdynamik aus. ASEAN kann in Summe mit einem recht stabilen Wachstum von rund 4,5% aufwarten. Auch was die Zölle angeht, ist China bei weitem nicht so vulnerabel. 85% des Bruttosozialprodukts werden im Inland erwirtschaftet und „nur“ 15% durch Exporte. Davon gehen 2,5% in die USA, jedoch die überwiegenden 12,5% in den Rest der Welt.
Deutschland wählt einen neuen Bundestag
Auch in Deutschland stehen am 23. Februar 2025 Wahlen zum Parlament (Bundestag) an und damit auch die Bildung einer neuen Regierung bevor. Der Wahlkampf wird mit sehr harten Bandagen geführt, da sich Deutschland ein „Weiter so!“ eigentlich nicht erlauben kann. Man kann nur hoffen, dass die demokratische Wahl zu klaren Mehrheiten führt, damit auch in der Politik und in den Rahmenbedingungen die nötigen Weichen gestellt werden können und man nicht weiterhin ohne Fortschritte in Lethargie und dem kleinsten, gemeinsamen Nenner heterogener Koalitionen verharrt. Die Umfragen lassen aber bisher keine klare Konstellation erwarten.
Der Verband Deutscher Metallhändler und Recycler e.V. (VDM) hat vor dem Hintergrund der Bundestagswahl die Wahlprogramme der Parteien im Hinblick auf die Rohstoffpolitik analysiert. Als Fazit sehen CDU, SPD und Grüne den Ausbau der Kreislaufwirtschaft als Chance, während die liberale FDP dem aktuellen regulatorischen Rahmen, wie zum Beispiel dem Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft, skeptisch gegenübersteht. Ohne Frage ist aber ein entschlossenes Handeln der neuen Bundesregierung, aber auch der EU-Kommission gefragt, um einen reibungslosen Handel mit Recyclingrohstoffen sicherzustellen und kontraproduktive Handelsbeschränkungen zu vermeiden.
Stahl- und Aluminiumzölle der USA
In der Nacht zum 9. Februar 2025 wurde bekannt, dass die Vereinigten Staaten mit Wirkung vom 12. März einen Einfuhrzoll von 25% auf alle Stahl- und Aluminiumimporte erheben werden. Trump hat ähnliche Zölle bereits während seiner ersten Amtszeit eingeführt. Die Zölle waren ein wichtiger Teil seiner Wahlversprechen, was bedeutet, dass dieser Schritt nicht wirklich unerwartet kam. Nach Angaben des US-Handelsministeriums werden sich die Zölle am stärksten auf Kanada, Brasilien, Mexiko, Südkorea, Vietnam und Japan auswirken – die größten Exporteure von Stahl in die USA.
Die Daten des U.S. Census Bureau zeigen, dass die Einfuhren von rostfreiem Stahl im Jahr 2023 bei insgesamt 935 Tausend Tonnen lagen. Es wird erwartet, dass die inländischen, in den USA beheimateten Stahlwerke von den Zöllen profitieren werden, sobald sie in Kraft treten. Dies würde dann auch die europäischen Edelstahlproduzenten unterstützen, die in den USA vor Ort mit Produktionsanlagen vertreten sind. Aber noch ist auch in dieser Angelegenheit das letzte Wort nicht gesprochen.
EU-Kommission stärkt grünen Stahl zur Sicherung der Klimaziele
Der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra hat betont, dass Europa in seinen grünen Stahlsektor investieren muss, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen und die wirtschaftliche Sicherheit zu stärken. In seiner Anhörung zur Bestätigung im Amt hob Hoekstra hervor, wie wichtig es sei, grünen Stahl finanziell attraktiv zu machen, unter anderem durch eine Mischung aus öffentlicher und privater Finanzierung. Er sicherte zu, mit Branchenführern zusammenzuarbeiten, um Investitionen effektiv zu fördern.
Hoekstra kündigte an, Stahl in einen bevorstehenden EU-Plan für eine saubere Industriewirtschaft einzubeziehen, der energieintensive Industrien wie die Stahlproduktion unterstützen soll, sich einerseits zu dekarbonisieren und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Plan zielt darauf ab, Vorschriften zu vereinfachen, kohlenstoffarme Technologien zu entwickeln und Finanzierungsoptionen auszubauen. Dies steht im Einklang mit dem Ziel der EU, die Emissionen bis 2040 um 90% zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu werden.
Grüner Stahl, der mit erneuerbarem Strom und Wasserstoff hergestellt wird, ist entscheidend für diesen Übergang. Kürzlich genehmigte die EU-Kommission eine Investition in Höhe von 128 Millionen Euro in ein schwedisches Elektrostahlwerk zur Förderung dieser Vision. Bedauerlicherweise wird über den entscheidenden Anteil des Recyclingrohstoffs Stahlschrott zur Dekarbonisierung wieder, wenn überhaupt, nur am Rande gesprochen.
Industrie bereitet sich auf kommende CBAM-Zölle vor
Beim Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) werden ab 2026 schließlich auch konkrete Zölle auf kohlenstoffreiche Stahl- und Rohstoffeinfuhren in die EU erhoben. Damit soll verhindert werden, dass Hersteller ihre Produktion in Länder mit weniger strengen Emissionsstandards verlagern oder das Hersteller aus Drittländern mit niedrigeren Standards bevorzugt werden. Aktuell befindet sich der CBAM quasi in der Vorbereitungsphase und ist mit zahlreichen Statistik- und Meldeverpflichtungen verbunden. Es wird erwartet, dass diese schrittweise eingeführte Maßnahme tiefgreifende Auswirkungen auf die Stahlindustrie haben wird.
Während die Zölle für die Verwender von Schrott und Hersteller emissionsarmer Produkte grundsätzlich positiv sind, besteht die Kritik mancher Branchenverbände darin, dass sie die angeschlagene europäische Stahlindustrie auf dem Weltmarkt benachteiligen könnten. Das liegt wie vorstehend beschrieben daran, dass auch auf Sicht importierte Primärrohstoffe für die Produktion von Stahl und Metallen erforderlich sein werden, um den Bedarf zu decken. Auch müssen die richtigen technologischen Kapazitäten und Infrastrukturen bestehen, um den Einsatz von Klima- und CBAM-günstigen Recyclingrohstoffen zu maximieren.
Reuters zeigt auf, wie die Industrie trotz der Kritik Maßnahmen ergreift, um sich anzupassen, bevor die Auswirkungen eintreten. Elektrolichtbogenöfen (EAF) haben sich als der gangbarste Weg zur Dekarbonisierung erwiesen und werden derzeit auch in ganz Asien entwickelt und gebaut. China verfügt über eine große Projektpipeline für Elektrolichtbogenöfen, und auch in Indien, Thailand, Südkorea, Indonesien und Malaysia befinden sich Kapazitäten in der Entstehung.
Indonesien kündigt Nickelabbauquote für 2025 an
Wie die Nachrichtenagentur Reuters nun berichtete (vgl. auch die Berichterstattung in vorhergehenden Ausgaben), hat Indonesien in der Erklärung eines hochrangigen Bergbaubeamten eine Quote von etwa 200 Millionen Tonnen Nickelerz für das Jahr 2025 festgelegt. Die genannte Quote manifestiert einen gewissen Rückgang gegenüber 2024, als Indonesiens Produktion 215 Millionen Tonnen erreichte.
Der Beamte wird mit folgenden Worten zitiert: „Wir haben rund 200 Millionen Tonnen ausgegeben. Aber wenn die Leistungsbewertung, insbesondere die Rekultivierung nach dem Bergbau und das Umweltmanagement, die staatlichen Anforderungen nicht erfüllen, werden wir sie kürzen“, sagte Tri Winarno, Generaldirektor für Mineralien und Kohle im Ministerium.
Bereits im letzten Quartal 2024 kündigte Indonesien umfangreiche Kürzungen seiner Produktionsquote für 2025 an, aber die Regierung scheint eine 180-Grad-Wende vollzogen zu haben, wenn man davon ausgeht, dass frühere Berichte wahr sind. Eine seinerzeit genannte Kürzung auf 150 Millionen Tonnen hätte das weltweite Angebot des Metalls, das für die Produktion von rostfreiem Stahl und Elektroautobatterien entscheidend ist, um 35% verringert.
Die Preise für indonesisches Nickel-Roheisen waren bis Ende 2024 im Abwärtstrend, da die Endnachfrage insbesondere in China schwach blieb. Obwohl das Angebot an Nickelerz knapp war und indonesische Hüttenwerke Erz von den Philippinen importieren mussten, reichte dies nicht aus, um die schwächelnde Endnachfrage auszugleichen. Die Endnachfrage scheint sich jedoch im Einklang mit den Erwartungen starker Haushaltsausgaben in China und Indien zu verbessern, während die Zoll- und Handelspolitik ebenfalls für einen Stimmungswandel sorgen könnte.
Derweil könnten die Philippinen bereits im Juni ein Gesetz ratifizieren, das die Ausfuhr von Rohmineralien verbietet, um die nach gelagerte Bergbauindustrie zu fördern. Das Verbot soll fünf Jahre nach der Unterzeichnung des Gesetzes verhängt werden, um den Bergbauunternehmen Zeit zu geben Verarbeitungsanlagen zu bauen.
LME (London Metal Exchange)
LME Official Close (3 Monate) | ||||
17. Februar 2025 | ||||
Nickel (Ni) | Kupfer (Cu) | Aluminium (Al) | ||
Official Close 3 Mon.Ask |
15.360,00 USD/mt |
9.415,00 USD/mt |
2.627,00 USD/mt |
LME Bestände in mt | ||||
15. Januar 2025 | 17. Februar 2025 | Delta in mt | Delta in % | |
Nickel (Ni) | 167.814 | 184.692 | + 16.878 | + 10,06% |
Kupfer (Cu) | 260.750 | 253.975 | – 6.775 | – 2,60% |
Aluminium (Al) | 614.375 | 555.950 | – 58.425 | – 9,51% |