Nickel hält sich wacker. Allen Stimmungseintrübungen zum Trotz. Auch Italien ist wieder in den Schlagzeilen. Regierung will weitere Schulden machen. Kein gutes Signal.

International Nickel Study Group (INSG) geht nach 2017 und 2018 auch für 2019 von einem Angebotsdefizit aus. Dollarbindung der Rohstoffpreisentwicklung aktuell schwächer.

Niedrigwasser in den Flüssen und Chaos bei den Eisenbahnen beeinflussen den Schrotthandel. Wenn es nicht regnet, könnte bei stärkerer Produktion eine Versorgungskrise der Hersteller drohen.

Indonesien gewinnt Marktanteile bei Nickelerzen von den Philippinen zurück. Dennoch bleiben die Exporte hinter den historischen Höchstmarken zurück. Einfluss des Erdbebens unklar.

Im Angesicht einer Dämpfung der weltwirtschaftlichen Stimmung, konnte sich die Nickel-Notierung an der London Metal Exchange (LME) gegen den allgemeinen Trend bei Notierungen um USD 12.500,00/mt halten. Die Tiefs von Mitte September bei knapp über USD 12.000,00/mt wurden bisher nicht erneut getestet. Selbst der Umstand, dass in diesen Tagen die LME-Woche in London abgehalten wurde, konnte die Nickelkurse – anders als in manchen Vorjahren – nicht nachhaltig negativ beeindrucken.

Waren zunächst die diversen Handelsstreitigkeiten mit den USA als Initiator, schwächere Daten aus China sowie die Erwartung einer Wende im Konjunkturzyklus die Miesepeter, sorgten zuletzt wieder Schlagzeilen bezüglich der hohen Verschuldung von Italien – und damit verbunden die Sorgen vor einem Wiederaufflammen der Eurofinanzkrise – zu deutlichen Kursverlusten an den Aktienbörsen. Auch macht man sich Gedanken darüber, wie die überwiegend in US-Dollar verschuldeten Schwellenländer mit der US-Zinswende zurechtkommen werden.

Es ist also kaum überraschend, dass die Summe dieser Meldungen ihren Eindruck bei den Umfrageteilnehmern der Wirtschaftsforschungsinstitute hinterlassen hat. Mit einer Abschwächung der Erwartungskomponente der Konjunkturindikatoren war daher schon fast zu rechnen. Sowohl die deutsche Bundesregierung, als auch der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigierten in vorauseilendem Gehorsam ihre jeweiligen Wachstumsprognosen nach unten.

Die International Nickel Study Group (INSG) veröffentlichte derweil ihre Schätzungen von Nickelnachfrage und produktion für die Jahre 2018 und 2019. Lagen die Schätzungen in 2017 für 2017 noch bei 2,15 Mio. Tonnen Verbrauch und 2,052 Mio. Tonnen Produktion (also ein Angebotsdefizit von rund 100 Tausend Tonnen), rechnet man nun für 2018 mit einem Nickelangebot von 2,2 Mio. Tonnen bei einem Verbrauch von 2,35 Mio. Tonnen (Defizit von 150 Tausend Tonnen). Auch im Folgejahr 2019 sollen, so die INSG, Angebot und Nachfrage weiter wachsen: 2,42 Mio. Tonnen sollen dann verbraucht werden, bei einer erwarteten Produktion von 2,39 Mio. Tonnen.

Zuletzt sei der Hinweis gestattet, dass die in letzter Zeit enge Bindung der Rohstoffpreise an die USD-Kursentwicklung etwas nachgelassen hat. Die „Gesetzmäßigkeit“ bei stärkerem Dollar schwächere Rohstoffpreise zu sehen und umgekehrt, gilt derzeit nicht mehr uneingeschränkt, was dafür spricht, dass nun gewichtigere Fundamentaldaten oder wiederum Spekulationen die Kursentwicklung treiben. Man hat schon beinahe den Eindruck, um hier in die allzu beliebten Verschwörungstheorien einzuschwenken, dass durch interessierte Kreise negative Meldungen bewusst propagiert werden, um die Aktienkurse in die Knie zu drücken.

Denn, dass Italien zumindest scheinbar ein Verschuldungsproblem hat, ist nun wirklich keine Neuigkeit. So titelte die deutsche Tageszeitung „Welt“ schon am 22.11.2017, also vor fast einem Jahr: „Jetzt ist Italien offiziell Europas großer Krisenherd“. Dies unter Bezug auf eine Verschuldung von mehr als 130% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die EU-Obergrenze liegt eigentlich bei 60% der Wirtschaftsleistung mit deren Einhaltung auch schon Länder und scheinbare Musterknaben wie Deutschland und Frankreich so ihre Probleme hatten.

Das die populistische Regierung in Italien die Verschuldung noch weiter ausweiten möchte, ist natürlich kein gutes Signal an die Märkte. Aber was soll man den Italienern versagen, wenn jenseits des Atlantiks ein anderer populistischer Experte permanent Welthandelsporzellan zertrümmert und Lügen zum Prinzip erhoben hat. Und rechnet man die in Italien erhebliche Wirtschaftsleistung mit hinein, die bedauerlicherweise immer noch in der sogenannten Schattenwirtschaft erbracht wird, reduziert sich die Quote von 130% erheblich.

Wäre das nicht so, gäbe es vermutlich heute schon eine Staatspleite. Von daher muss die EU den Druck der anderen Mitgliedsländer und der Institutionen auf Italien aufrechterhalten und auf eine Rückkehr der Räson der italienischen Wähler hoffen. Die Märkte haben Bankaktien sowie die Finanzierungskonditionen für Staatsanleihen in Italien schon klar für das Verhalten der Regierung abgestraft. Das hilft – siehe Türkei – manchmal mehr als die besten Argumente.

Während das, was sich aktuell bei den Nickelnotierungen abspielt, einigermaßen nachvollziehbar ist, die Elektromobilität lässt beispielsweise grüßen, kann man das für den Edelstahlschrottmarkt gegenwärtig weiterhin nicht behaupten. Marktparameter und Preise sind logisch nicht in Einklang zu bringen, so dass man sich als Buchhalter ernsthaft fragen muss, was da marktseitig eigentlich veranstaltet wird. Mit rationalen Erklärungsversuchen kommt man jedenfalls nicht weiter. Exemplarisch sei das oben von der INSG geschätzte strukturelle Nickelangebotsdefizit genannt. Surfen hier Marktteilnehmer etwa auf einer Welle der Ahnungslosigkeit?

Weder Richtung noch Ausmaß der Nickelbewertung der letzten Monate ist angemessen. Auch wird und wurde den Umständen massiver Transportrestriktionen durch Niedrigwasser und Chaos bei der Güterbeförderung per Bahn keinerlei Rechnung getragen. Wertschöpfung und Marktrisiken spiegeln sich schon seit einiger Zeit nicht hinreichend im Margengerüst wieder. Die Tatsache, dass es ab und an gewisse positive Effekte aus den Preisen der zugrundeliegenden Rohstoffpreise geben kann, kann nicht als Erklärung für den Zustand herhalten.

Doch die Ausverkaufsstimmung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beschränkte Verfügbarkeit verbunden mit den Force Majeure ähnlichen Zuständen bei Schiffs- und Schienentransporten nur deswegen nicht zu einer mittelschweren Beschaffungskrise bei den Abnehmern führt, weil deren orderbedingt reduzierten Produktionsprogramme damit (gerade noch) in Einklang zu bringen sind. Wenn die Produktion jedoch wieder anzieht, dürfte es bei anhaltender Trockenheit zu massiven Bottlenecks kommen, die von der Basis bis zur Unternehmensspitze vernehmbar sein sollten. Dieser Situation muss schon heute entgegengewirkt werden, die üblichen Just-in-Time-Strategien laufen ins Leere, weil die bestehende Infrastruktur ausfällt. Nur eine ausreichende Bevorratung kann helfen und die Nutzung der Transportkapazitäten, wenn vorhanden und nicht wenn gewünscht.

Eigentlich müsste die Deutsche Bahn heute der große Profiteur des Niedrigwassers sein. Doch diese verliert sich in Kompetenzstreitigkeiten mit den Bahnbetrieben der Nachbarländer sowie den Privatbahnen und ist weithin mit eigenen Organisationsdefiziten beschäftigt. Auch wurde die Bahn von der Politik für einen geplanten, nun aber seit langem abgeblasenen Börsengang geschönt, was heute gleichbedeutend mit einem Investitionsstau bei Schiene und mobilem Gerät ist.

Konkret fehlen unzählige Waggons für den Güterverkehr sowie Lokomotiven. Und nicht zuletzt sorgt die stetig schrumpfende Erwerbstätigenzahl für einen erheblichen Mangel bei den Lokführern. Und wie sieht es mit den Strategien zur Bekämpfung aus? Zumindest was man in der Öffentlichkeit wahrnehmen kann, Fehlanzeige! Was für ein Glück, dass es ehemalige Politiker, wie Herrn Ronald Pofalla gibt, die den Vorstand der Bahn so exzellent verstärken, der sich dem Vernehmen nach gerade für die Konzernspitze warmläuft. Dann wird sicher alles besser.

Nun gehört Jammern natürlich allenthalben zum Geschäft (vgl. auch die derzeitigen Äußerungen aus der Automobilindustrie wegen Hardwarenachrüstungen bei zuvor frisierten Dieselmotoren), doch wenn sich Märkte fernab von ihrem ökonomischen Pareto-Optimum bewegen, gehört das sowohl bei der Bahn, wie auch beim Stahlrecycling diskutiert und angesprochen. Doch auch bei den bisher selbstbewussten Briten scheint mit dem herannahenden Brexit-Datum die Erkenntnis zu wachsen, dass ein harter Brexit wohl sehr wahrscheinlich, aber fernab von jedem Optimum wäre.

So war in Gesprächen mit zahlreichen UK-Bürgern am Rande der LME-Woche eine deutlich steigende Verunsicherung und Unsicherheit festzustellen. Immer drehte es sich um die gleiche Frage, wie man die Zukunft nach einem Exit von Großbritannien aus der EU wohl einschätzen würde. Zufällig wurden parallel hierzu Ergebnisse einer sogenannten Poll-of-Polls veröffentlicht. So zitieren Evening Standard, Independent und andere Medien eine Untersuchung, welche 150 Umfragen analysiert hat und zu dem Ergebnis gekommen sein will, dass nun eine Mehrheit der Briten in der EU bleiben möchte. Damit kommt erneut die Frage auf die politische Agenda, ob es eine erneute Abstimmung über den EU-Austritt geben soll?

Unabhängig von der Hoffnung vieler Kontinentaleuropäer (und zahlreicher Briten), dass es in letzter Sekunde doch noch zu einem Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU kommen sollte, ist das ganze Verfahren unter demokratischen Maßstäben mehr als problematisch. Es wäre für beinahe die gesamte britische, politische Garde mit einem enormen Gesichtsverlust verbunden und bei Entscheidungen mit einer solchen Tragweite, sollte man vom Wahlvolk eigentlich schon erwarten dürfen, dass dieses sich vor der Stimmabgabe mit dem Thema befasst hat.

Heute nun das schöne Wetter für die Niederlage verantwortlich zu machen, scheint nicht wirklich legitim. Auch kann es nicht sein, dass man am Ende in einer Mutation der Demokratie landet, bei der solange abgestimmt wird, bis ein Ergebnis erzielt ist, welches, wem dann auch immer gefällt. Damit würde das konstituierende Element der Rechtssicherheit in Demokratien quasi über den Haufen geworfen. Das scheint jetzt schon immer dann problematisch, wenn Nachfolgeregierungen unverzüglich Beschlüsse der Vorgänger revidieren oder in das Gegenteil verkehren (vgl. Gesundheitsreform in den USA).

Sicher ist eine Lehre aus der Situation in Großbritannien, dass eine parlamentarische Demokratie, zumindest bei bestimmten Sachverhalten, schon gewisse Vorteile hat und sich trotz aller wünschenswerten Bürgernähe vielleicht doch nicht alle Entscheidungen für den Volksentscheid eignen. Das sollten Verfassungsgeber in allen Ländern der Erde bei ihrer Arbeit berücksichtigen. Als versöhnliches Ende darf man festhalten, dass das Leben und auch die Zusammenarbeit nach einem harten Brexit auf beiden Seiten weitergehen wird. Und definitiv wird Großbritannien schon rein geographisch weiter zu Europa gehören, daran führt unabhängig von jedem Abstimmungsergebnis kein Weg vorbei.

Mitte September fand in Jakarta die sechste Asian Nickel Konferenz des Metal Bulletin statt. Indonesien scheint sich inzwischen, trotz oder gerade wegen der verheerenden Erdbebenkatastrophe, zu einem Austragungsort für internationale Treffen entwickelt zu haben. So tagen aktuell die Weltbank und der Internationale Währungsfonds auf der indonesischen Insel Bali. Die Nachrichtenlage, inwieweit sich das Erdbeben und der folgende Tsunami auf die erhebliche indonesische Nickelerz-, Nickel Pig Iron (NPI)- und Edelstahlproduktion ausgewirkt haben, ist hingegen eher dünn.

Wie das Metal Bulletin von seiner Veranstaltung berichtete, gab es vier wesentliche Erkenntnisse mitzunehmen: (1) der Verbrauch von Nickel aus dem Batteriesektor wird ansteigen, weshalb auch mit einer Aufstockung der Kapazitäten zur Nickelsulfatproduktion gerechnet wird, (2) die Ausfuhren Indonesiens an lateritischen Nickelerzen bleiben auch nach der Lockerung der Ausfuhrbeschränkungen hinter den Exportmengen, welche vor der Einführung des Exportverbots bewegt wurden, zurück, (3) Indonesien übernimmt zunehmend wieder Marktanteile von den Philippinen, die nach der Einführung des Exportverbots in die Angebotslücke gestoßen waren. Diese Verdrängung liegt vor allem an den höheren Nickel-Gehalten der indonesischen Erze. (4) Eine aufgrund größeren Erzangebots wieder steigende NPI-Produktion könnte Mengen von sogenanntem Class 1 Nickel zur Nutzung in anderen Industrien als der Edelstahlproduktion freisetzen.

Der europäische Benchmark-Preis für hochkohlenstoffhaltiges (high carbon) Ferrochrom ist für das 4. Quartal 2018 mit 1,24 USD pro lb (pound) mitgeteilt worden. Das entspricht einem Rückgang von 14 USD-cents oder 10% gegenüber einem Preis von 1,38 USD pro lb für das 3. Quartal 2018. Die Preisveränderung lag im Rahmen der Erwartungen.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
11. Oktober 2018
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
12.505,00
USD/mt
6.140,50
USD/mt
2.028,50
USD/mt
LME Bestände in mt
13. September 2018 11. Oktober 2018 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 233.988 224.928 – 9.060 – 3,87%
Kupfer (Cu) 225.125 170.100 – 55.025 – 24,44%
Aluminium (Al) 1.051.200 941.500 – 109.700 – 10,44%

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