Nickelchart bildet technisches Death Cross. Eine gewisse Aussagekraft scheint gegeben. Das gilt aber auch für Golden Cross und Hindenburg-Omen. Und Fundamentaldaten gibt es auch noch.

Handelskriegsrhetorik setzt sich fort. Aber Trump ist nicht der alleinige Kurstreiber. Argumente pro und contra Nickelkurs gibt es auch noch weitere. Zum Beispiel ein gedämpfter Auftragseingang.

Worldsteel erwartet weiter wachsenden Schrotteinsatz. Verfügbarkeit und technische Infrastruktur als wesentliche Treiber. Klimaschutz spielt natürlich auch eine Rolle. Emissionshandel beginnt zu wirken.

Philippinen limitieren Flächenbewirtschaftung durch Minen. Auch Nickelerzproduktion betroffen. Umweltschutz steht im Vordergrund. Renaturierung und Pufferzonen als weitere Instrumente.

Am Dienstag, den 12. September 2018 kam der Nachrichtendienst Bloomberg mit der Meldung über die Kanäle, dass Nickel an der London Metal Exchange (LME) ein Todeskreuz (Death Cross) gebildet hätte, was so interpretiert wird, dass (weitere) Kursverluste zu erwarten sind. Doch was steckt hinter dem martialischen Ausdruck Todeskreuz eigentlich. Es handelt sich um ein technisches Muster der Chartanalyse, welches eine schwache Marktphase ankündigen soll. Der gleitende 50-Tage-Durchschnitt kreuzt den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt nach unten. Das passierte in den vergangenen fünf Jahren bei Nickel nur fünf Mal, zuletzt Ende März 2017. Nun könnte man daraus eine besondere Relevanz ableiten, aber auch im Zeitraum März 2017 bis heute haben sich die Kurse erheblich nach unten und auch nach oben bewegt, ohne dass weitere Todeskreuze dazu erforderlich gewesen wären.

Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass, je mehr Marktteilnehmer an diese Muster glauben und je mehr automatisierte Handelsmaschinen nach diesen Mustern handeln, die Wahrscheinlichkeit erheblich ansteigt, dass sich die Kurse in der Folge auch in die erwartete Richtung entwickeln. Richtig ist auch, dass der 200-Tage-Durchschnitt als ein sich relativ langsam entwickelnder Durchschnitt einen mittelfristigen Trend anzeigt, während der 50-Tage-Durchschnitt kurzfristiger orientiert ist. Und wenn der kurzfristige den langfristigen Trend nach unten durchkreuzt, ist intuitiv klar, was das zumindest kurzfristig für die weitere Entwicklung des langfristigen Durchschnitts bedeutet: nämlich die Möglichkeit einer Wendung nach unten. Insofern ist auch nicht überraschend, dass bei der Nickelkursentwicklung der letzten Monate, der 10- und der 30-Tage Durchschnitt den 200-Tage-Durchschnitt bereits nach unten durchschnitten haben und sich der 100-Tage-Durchschnitt bereits nach Süden gewendet hat.

Unter fundamentalen Gesichtspunkten hat die Skepsis bezüglich der Kursentwicklung sicher mit der derzeit weiteren Eskalation der Handelsstreitigkeiten der USA mit quasi „Jederland“ zu tun. Die daraus potenziell resultierende Auswirkung eines gebremsten Welthandels würde sich dämpfend auf die Rohstoffnachfrage auswirken.

Doch würde man den Einfluss von US-Präsident Trump damit auch etwas überschätzen, denn vielleicht auch aus anderen Gründen sehen die Märkte die weitere Entwicklung etwas weniger rosig. Zum einen schwächelt mitunter der Auftragseingang der Industrie ein wenig und im Übrigen mehren sich makroökonomisch die vorsichtigen Stimmen, die ein Ende der jahrelangen Erholung nach der Finanzkrise prophezeien.

Dem können aktuell die Bestandsabnahmen bei Nickel und die mittelfristige Batteriephantasie bezüglich Elektromobilität nichts ausreichend entgegensetzen, um weiterhin einen strammen Aufwärtstrend zu rechtfertigen. Der enorme Nachholbedarf der Emerging Markets und die Möglichkeit zu einer Beilegung des Handelskriegs können aber auch nicht von der Hand gewiesen werden, so dass bereits nach einigen „passenden“ Meldungen die Stimmung auch schnell wieder drehen könnte. Das dürfte dem Todeskreuz natürlich nicht gefallen. Auch könnte eine Sanktionierung des großen russischen Nickelproduzenten Norilsk Nickel einen erheblichen positiven Einfluss auf die Notierungen nehmen. Aber gegenwärtig ist die Großwetterlage, auch an anderen Märkten, eher „bearish“.

Aktuell handelt Nickel, nach einem Tief von USD 12.085,00/mt, wieder deutlich erholt bei USD 12.600,00/mt. Dazu mag beigetragen haben, dass die USA nun wohl doch wieder mit China sprechen möchten. Bei USD 12.200,00/mt liegt allerdings eine wichtige Unterstützungslinie. Sollte diese nachhaltig nach unten durchbrochen werden, wäre das für die weitere Entwicklung des Nickelpreises sicher eher abträglich. Um aber diesen Absatz nicht zu düster enden zu lassen, soll hier darauf hingewiesen werden, dass es nicht nur das Todeskreuz gibt, sondern auch ein eher freundliches Pendant: das sogenannte Goldene Kreuz (Golden Cross). Vom Goldenen Kreuz spricht man, wenn der 50-Tage-Durchschnitt den 200-Tage-Durchschnitt nach oben durchkreuzt. Dann rechnet der technische Analyst mit steigenden Kursen.

Dennoch sollte man skeptisch bleiben, wenn diese Muster als unumstößliche Wahrheiten verkauft werden, denn in nicht wenigen Fällen entwickeln sich die Märkte dann doch ganz anders. Und von diesen Mustern gibt es zahlreiche. Ein besonders schönes und zugleich sehr dramatisch klingendes scheint dem Autor – dem im Laufe seiner Karriere schon viele Kreuze begegnet sein dürften, und das nicht nur in der Kirche – das sogenannte Hindenburg-Omen zu sein. Grundsätzlich ist die mangelnde Marktbreite einer Aufwärtsbewegung die Kernaussage des Hindenburg-Omens. Die Definition ist kompliziert und umfasst vier Kriterien. Das Schönste ist aber, dass dem Omen nach empirischen Beobachtungen nur in etwa einem Viertel aller Fälle deutliche Kurseinbrüche folgten. Also nehmen wir die Entwicklung doch am besten einfach so, wie diese sich jeweils darstellt.

Die Weltstahlvereinigung Worldsteel lässt durch ihren Head of Raw Materials, Dr. Baris Bekir Ciftci verlautbaren, dass Schrott zunehmend die natürlichen Ressourcen als die wesentliche Rohstoffquelle zur Stahlproduktion ersetzen wird. Das läge zum einen an der wachsenden Verfügbarkeit von Schrott, als auch an der strukturellen Veränderung in den Stahlproduzentenländern hin zu den für den Schrotteinsatz optimierten Elektrolichtbogenöfen, weg von der Hochofeninfrastruktur. Bis allerdings Stahl ausschließlich nachhaltig aus Schrott hergestellt wird, was technisch durchaus möglich wäre, wird es noch eine ganze Weile dauern. Denn das würde eine Sättigung der Märkte für Stahl und Edelstahl voraussetzen.

Solange aber Stahlproduktion und Stahlnachfrage weiter wachsen – und die Emerging Markets sind hier ein wesentlicher Treiber – reicht der verfügbare Schrott zur Deckung der gesamten Rohstoffnachfrage nicht aus. Es müssen also weitere Rohstoffeinheiten, bei Edelstahl an Nickel, Chrom und Eisen in Form von Primärrohstoffen den Kreisläufen zugeführt werden.

So können sich die Primärrohstoffriesen aktuell also noch beruhigt nach hinten lehnen. Die gute Nachricht ist zugleich, dass auch diese zusätzlichen Rohstoffeinheiten nicht verloren gehen, denn Stahl und Edelstahl lassen sich vollständig und ohne Qualitätsverlust recyceln. In Form von Schrott stehen diese auch zukünftig der Stahlproduktion als Rohstoff zur Verfügung.

Schrott ist ein ökonomisch und ökologisch überlegener Rohstoff, wie auch Worldsteel erkannt hat. Die möglichen Einsparungen an Energie und Treibhausgasen sprechen eine deutliche Sprache und negative externe Effekte aus der Primärrohstoffproduktion werden in mehr und mehr Ländern und Wirtschaftsräumen im Rahmen von uni- und multilateralen Ansätzen und Regulierungen internalisiert. Dazu passt auch ein Artikel in der deutschen Tageszeitung Die Welt unter dem Titel „Der Emissionshandel straft seine Kritiker Lügen“. Denn die Preise der CO2-Zertifikate steigen rasant. Inzwischen hat sich der Marktpreis mit deutlich über EUR 20,00 pro Tonne CO2 mehr als verdreifacht.

Letztlich soll der Zertifikatehandel die Einhaltung der Klimaschutzziele gewährleisten. Der Einsatz von Schrott hilft dabei schon heute. Doch Schrott ist auch ein knapper Rohstoff, weil bei den Stählen durch die Timelags vom Einsatz bis zum End-of-Life in der Regel sehr viele Jahre vergehen, bis die Produkte wieder als Rohstoffe zur Verfügung stehen. Schrott ist also ein knappes und wegen der Eigenschaften sehr gefragtes Gut. Das scheint nur manchem Recycler nicht klar zu sein. Diese glauben, sie hätten ein Verkaufsproblem bei einem sehr wettbewerbsfähigen Rohstoff.

Die Philippinen, als eines der neueren Flagschiffe in der internationalen Nickelerzproduktion, haben zum Schutz der Umwelt damit begonnen, die Flächen zur Minenbewirtschaftung zu limitieren. 29 von insgesamt 48 Minen sollen, nach einem Artikel im Metal Bulletin, davon betroffen sein. Und der schillernde Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, stehe hinter den Beschränkungen, heißt es. Dabei sind die jeweils maximalen Flächen, auf denen zur gleichen Zeit von einer Minengesellschaft geschürft werden kann, in Abhängigkeit von der Produktionsmenge reglementiert. In der Spitze dürfen, wenn auch eine Verarbeitungsanlage betrieben wird, 162 Hektar gleichzeitig bewirtschaftet werden. Die Regeln besagen aber auch, dass, falls ein Unternehmen beabsichtigt, eine Fläche von zum Beispiel 100 Hektar neu auszubeuten, dann eine Verpflichtung besteht, eine entsprechende, vorherige Fläche zu renaturieren.

Auch gibt es zwingend einzuhaltende Pufferzonen in der Nähe von Bächen und Flüssen. Im April soll Duterte, so das Metal Bulletin, den Minern gesagt haben, dass die gegenwärtigen Flächen wieder aufzuforsten seien und wenn er nicht in sechs Monaten Bäume sehen würde, die so groß seien wie er, dann würde er die erteilten Genehmigungen widerrufen. Unabhängig von diesen Drohungen müssen die Minengesellschaften aber entsprechende Bankgarantien vorlegen um sicherzustellen, dass die Unternehmen die neuen Vorschriften einhalten. Und auch die nationale Industrieorganisation Chamber of Mines stellt sich öffentlich hinter die Pläne. Vernünftig ist es allemal und viel anderes bleibt wohl auch nicht übrig. Nach staatlichen Daten soll die Nickelerzproduktion der Philippinen in den ersten sechs Monaten in 2018 um 10% gegenüber der Vorjahresperiode gefallen sein.

Vor dem Hintergrund der aktuellen, populistischen Entwicklungen in Europa, aber auch in Deutschland muss man sich die Frage stellen, wieso die etablierte Politik keinen Zugang mehr zu ihren Bürgern findet. Das ist umso schwerer zu verstehen, da es den Menschen in Deutschland, trotz mancher Herausforderungen, objektiv besser geht, als je zu vor. Auch haben sich potenzielle Themen einer größeren Ungleichverteilung nicht weiter verschärft. Wieso haben dann populistische Parteien mit ihren einfachen, aber wirkungslosen Rezepten einen solchen Zulauf?

Drei Dinge konnten in diesem Zusammenhang als natürlich nicht abschließende Begründungen gefunden werden. Die Politik in der Bundesrepublik wird seit langer Zeit vor allem von Ängsten dominiert: Migration, Digitalisierung und damit verbundene Jobverluste, zunehmender Protektionismus um nur einige zu nennen. Und diese Themen werden zudem auch noch schlecht kommuniziert. Was weithin bei allen politischen Kräften fehlt, ist eine glaubhafte, positive Vision für Deutschland, hinter der sich die Bürgerinnen und Bürger versammeln können. Früher gab es den Wiederaufbau, das Wirtschaftswunder und die Wiedervereinigung. Doch was gibt es heute und in Zukunft? Wir brauchen einen Aufbruch, ein Ruck muss durch die Gesellschaft gehen.

Ein anderer, eher selten gehörter Erklärungsversuch sagt, dass der zunehmende Populismus Ausdruck der Enttäuschung der Wähler über die Machtlosigkeit der Regierungen und Politik während der Finanzkrise sei. Gewinne wurden individualisiert, Verluste allerdings sozialisiert und spiegeln sich nun in hohen Staatsschulden und niedrigen Zinserträgen der Sparer wieder. Trotz aller Regulierungsversuche ist am Ende aus Sicht der Wähler zu wenig passiert.

Damit haben nicht nur die Banken und Finanzmärkte das Vertrauen verloren, sondern auch der Staat und die Politik. Ob es legitim ist, wie von manchen Historikern betrieben, eine Parallele zur Wirtschaftskrise der 1920er Jahren und der nachfolgenden politischen Entwicklung zu ziehen, ist aufgrund der soliden Arbeitsmärkte und fehlenden Inflation wohl eher mit nein zu beantworten. Die Politik kann aber das verlorene Vertrauen bei den Wählern nur durch Glaubwürdigkeit zurückverdienen. Das geht nur mit neuem Personal und ist, wenn man die aktuelle Debattenkultur, bei welchem Thema auch immer, betrachtet, leider mehr als unwahrscheinlich.

Zuletzt sei eine Aussage einer sozialdemokratischen Politikerin aus Schweden im Zusammenhang mit den dortigen Wahlen genannt, die man sicher so unkommentiert stehen lassen kann: „Wir haben die Ängste der Menschen zu lange nicht ernst genommen, gleich aus welchem Grund.“ Ob die Ängste subjektiv oder objektiv „berechtigt“ sind, spielt für das Empfinden der Menschen keine Rolle und es ist die Aufgabe der Politik auf diese Ängste Antworten zu finden. Diese Ängste zu übergehen, führt dazu, dass sich die Bürger nicht mehr ernst genommen und hinreichend vertreten fühlen und sie kehren sich im besten Falle ab oder suchen nach verfügbaren Alternativen.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
13. September 2018
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
13.350,00
USD/mt
5.878,00
USD/mt
2.026,00
USD/mt
LME Bestände in mt
12. Juli 2018 17. August 2018 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 246.534 233.988 – 12.546 – 5,09%
Kupfer (Cu) 258.850 225.125 – 33.725 – 13,29%
Aluminium (Al) 1.120.250 1.051.200 – 69.050 – 6,16%

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