Nickelpreis zum Jahresstart ohne Eigendynamik. Währungsrelationen als Treiber. Paukenschlag am 12. Januar 2017. Indonesien lässt zukünftig wieder Nickelerz-Exporte zu. Der Markt reagiert nur kurz.

Edelstahl-Rohstoffnachfrage robust. Edelstahlproduktion in den ersten drei Quartalen 2016 gemäß ISSF plus 7 Prozent. Kosten der Rohstoffe werden auch von Umweltauflagen beeinflusst.

Neue Umweltsteuer in China ab Januar 2018. Gesetz durch Volkskongress erlassen. Arbeitsteilung zwischen Umwelt- und Finanzbehörden. Anreize für eine Unterbietung der Umweltstandards gesetzt.

Trump und Brexit erzeugen merkwürdiges Vakuum an den Anlagemärkten. Die Preise zeigen weitgehend nach oben. Zählt denn nur das Gute? Weiter geht es aber immer.

Auch zum Jahresstart bleibt die Londoner Nickelnotierung ein beinahe unberechenbarer Kandidat. Hatte der Nickelpreis zuletzt wenig Eigendynamik gezeigt und vor allem in Abhängigkeit von den Bewegungen des USDollars geschwankt, wurde am 12.Januar 2017 eine fundamentale Nachricht verbreitet, die nicht fundamentaler hätte sein können. Dabei war immer wieder über diese Entwicklung spekuliert worden und wie man nun sehen kann, nicht zu Unrecht. Gegen 10 nach 10 am Vormittag meldete Reuters, dass die indonesische Regierung neue Regeln für den Minensektor bekannt gegeben hatte.

Das war insofern entscheidend für Nickel, da in Indonesien seit Anfang des Jahres 2014 ein hartes Ausfuhrverbot für unraffinierte Nickelerze galt. Diese Handelsrestriktion hatte in einer ersten Euphorie die Nickelnotierungen erst nach oben getrieben, zuletzt aber zumindest wesentlich gestützt. Nach dem Ausfuhrstopp waren vor allem die Philippinen massiv in die bestehende Verfügbarkeitslücke – insbesondere für die chinesische Nachfrage – gestoßen. Insgesamt hatten sich aber seit 2014 vor allem auch die Verzerrungen hinsichtlich der in China niedrigeren Nickelpreise, was einem kompetitiven Vorteil für die dortigen Edelstahlproduzenten entsprach, zu Gunsten der europäischen Hersteller abgebaut.

Im Einzelnen wurden durch Indonesien folgende, wesentliche Änderungen veröffentlicht. Inhaber einer Minenlizenz können bereits vor Ablauf der bestehenden Lizenz eine Verlängerung um bis zu fünf Jahr beantragen. Der Export von Kupfer-, Blei-, Zink- und Eisenkonzentraten wird unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Allerdings wird der Konzentrat-Export aber wieder gestoppt, wenn sich die Produktion der inländischen Schmelz- und Raffinationsbetriebe nicht in Übereinstimmung mit der aufgestellten Planung entwickelt. Ferner müssen zukünftig mindestens 51 Prozent der Anteile und damit die Mehrheit an den indonesischen Minenunternehmen zukünftig von der Regierung, Staatsunternehmen oder inländischen Privatunternehmen gehalten werden.

Das federführende Minenministerium hat dem Finanzministerium weiterhin empfohlen, dass die Exportsteuer 10% nicht überschreiten sollte. Auch wird der Export von Nickel- und Bauxiterzen unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Die inländischen Schmelzbetriebe sollen jedoch zuvor mindestens 30% der indonesischen Förderung niedrig-nickelhaltiger Erze verarbeiten. Auch wenn noch nicht sämtliche Einzelheiten der Änderungen bekannt sind, handelt es sich ohne Zweifel um eine klare Aufweichung des bisher bestehenden, harten Ausfuhrverbots. Damit dürfte der chinesischen Nickel Pig Iron (NPI)-Produktion schon bald auch wieder indonesisches Erz in nennenswertem Umfang zugeführt werden.

Als Folge der Ankündigung brachen die Nickelpreise an der London Metal Exchange (LME) innerhalb von Minuten von zuvor rund USD 10.600,00/mt auf unter USD 9.700,00/mt ein. Doch dieser kurze Schock währte nicht lange, denn es kam zu einem schnellen Rebound zurück auf über USD 10.300,00/mt. Noch ist es zu früh, die mittel- und langfristigen Auswirkungen dieser regulatorischen Anpassungen in Indonesien auf den
Nickelmarkt abzuschätzen. Außer Frage steht aber, dass dieses Thema die Analysten und Marktteilnehmer in diesem noch jungen Jahr 2017 begleiten wird.

Andererseits ist die Rohstoffnachfrage robust – die Edelstahlproduktion stieg in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 nach den Zahlen des International Stainless Steel Forum (ISSF) um rund 7 Prozent – und die Aussichten sind durchaus so positiv, so dass sich die Einflüsse in Grenzen halten könnten. Insbesondere wird die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Rohstoffe, wie zum Beispiel NPI, in hohem Maße nicht nur von der Erzverfügbarkeit, sondern vor allem auch von den Förder- und Produktionsbedingungen der Erze und Upstreamprodukte bestimmt, die wiederum die Produktionskosten determinieren. In diesem Zusammenhang hat sich gerade hinsichtlich der Umweltverträglichkeit einiges bewegt, vor allem auch in China.

Nicht nur die öffentlichkeitswirksame Schließung von Anlagen machte von sich reden, insgesamt hat sich das umweltpolitische Umfeld in vielen Emerging Markets spürbar verschärft. So hat China, nach einer Meldung des Nachrichtendienstes Platts, erstmals in seiner Geschichte bestimmten Industrien, darunter auch die Stahlindustrie, mit einer Umweltschutzsteuer belegt. Am 25. Dezember verabschiedete der Volkskongress ein
entsprechendes Gesetz, welches zum 1. Januar 2018 in Kraft treten wird. Dieses soll das bestehende System, bei dem die relevanten Umweltdaten an die jeweiligen lokalen Umweltbehörden übermittelt werden, welche diese dann prüfen und eine entsprechende Zahlungsaufforderung an die Unternehmen senden, ersetzen. Zukünftig werden die Steuerbehörden für die Eintreibung der Abgabe zuständig sein, während sich die Umweltbehörden ganz auf die Überwachung und Einhaltung der Umweltstandards konzentrieren sollen.

Ganz wesentlich dabei ist, dass mit dem neuen Gesetz Lenkungswirkungen entfaltet werden sollen und es daher große Anreize gibt, die definierten Standards zu unterbieten. Bei Emissionen, die 30% niedriger sind als die Grenzwerte, wird die beschriebene Emissionssteuer um 25% gekürzt, bei 50% niedrigeren Emissionen ist sogar nur die Hälfte der Steuer zu zahlen. Sicher scheint damit, dass sich die Investitionen für den Umweltschutz in den relevanten Industrien auch in China erhöhen werden. Und das bei der aktuell bestehenden Umwelt- und Luftverschmutzung aus gutem Grund. Neben der Luftverschmutzung, umfasst das neue Gesetz auch Regeln hinsichtlich Wasser, Gewerbeabfällen und Lärm. Die Zentralregierung will mit dieser Gesetzesverabschiedung auch die Handlungsfähigkeit in Sachen Umweltschutz dokumentieren.

Damit steigen zumindest die Chancen, dass sich die Wettbewerbsbedingungen weiter angleichen und es zu einem international faireren Wettbewerb als bisher kommt. Dazu passt auch eine Äußerung des Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel, der sich um die Arbeitsplätze in der europäischen Stahlindustrie sorgt. Er fordert einen fairen Wettbewerb. Nötig sei dazu ein Emissionshandel, der anspruchsvolle Umweltziele verfolge. Die Schlüsselindustrie Stahlproduktion dürfe aber nicht in der Substanz gefährdet werden. Zum Überleben braucht die Branche so auch Gabriel, einen fairen internationalen Wettbewerb. Wohl kaum hat die chinesische Staatsführung den deutschen Minister hier unmittelbar erhört, mittel- und langfristig gibt es aber auch für den Giganten China, ökonomische und ökologische Notwendigkeiten, denen sich dieses Land und dessen Regierung stellen muss.

Während der Nickelpreis, wie oben beschrieben durch die Ankündigung einer Aufweichung des Erzausfuhrverbots eher unter Druck kam, hat sich der südafrikanische Referenzpreis für Ferrochrom vom 4. Quartal 2016 zum 1. Quartal 2017 um rund 50% (kein Druckfehler) von USD 1,10/lb auf USD 1,65/lb erhöht. Das gab der Chromproduzent Glencore Merafe Chrom Ventures am Ende Dezember bekannt. Im 2. Quartal 2016 hatte der Preis noch USD 0,82/lb betragen. Wieder einmal zeigt sich, dass sich die Preise im Portfolio der Edelstahlrohstoffe meistenteils sehr unkorreliert zueinander bewegen.

Treiber hinter dieser Entwicklung sind nach Medienangaben die niedrigen, chinesischen Chromerz-Bestände bei gleichzeitig robuster Produktion. Auch bei Chrom kommt man an China, welches mehr als 50% der weltweiten Edelstahlproduktion repräsentiert, nicht vorbei. Allerdings steigt auf dem jetzigen Niveau auch das Risiko möglicher Korrekturen, weshalb die weitere Entwicklung eng verfolgt werden sollte. Andererseits scheinen Preise von USD 0,82/lb und tiefer der Vergangenheit anzugehören, waren diese doch auch auf das allgemein schwache Sentiment gegenüber allen Rohstoffen zurückzuführen. Die Stimmung hat sich in letzter Zeit, und längst überfällig, deutlich verbessert beziehungsweise normalisiert.

Auch wenn der Autor nicht zu denen gehört, die sich bei den Phänomenen Trump und Brexit gleich vor dem Ende aller Tage fürchten, hatte sich zuletzt bei den weltweiten Anlegern eine Art merkwürdiges Vakuum eingestellt. Denn sowohl bei der Präsidentschaft, als auch bei dem angestrebten Austritts Großbritanniens aus der EU handelt es sich um Ereignisse, deren Umsetzung erst noch bevor steht. Während bezüglich Brexit beinahe alles unklar erscheint und dessen Durchführung eher noch weiter in der Zukunft liegt, kann man auch bezüglich des Programms und künftigen Handelns des gewählten US-Präsidenten nicht gerade von Gewissheiten sprechen. Wirtschaftsdaten und Aktienkurse spiegeln aber bislang die weithin geteilten ökonomischen Zweifel kaum wider.

Im Gegenteil, Erwartungen und Kurse scheinen potenziell negative Entwicklungen und Entscheidungen aktuell fast völlig auszublenden und nicht nur unsere englischen Nachbarn üben sich nicht selten in einer geradezu freudigen Ignoranz oder Jetzt-erst-Recht-Mentalität, die jede Vernunft vermissen lässt. Davor kann man aber nur ausdrücklich warnen. Denn weder Donald Trump, noch der Brexit sind ein Wunschkonzert, bei dem sich nur die volkswirtschaftlich positiven Auswirkungen materialisieren, während alles Negative, im Gegensatz zu den gemachten Ankündigungen, doch nicht zur Umsetzung kommt. Ein solches Rosinenpicken wird es nicht geben, weder in den USA, noch in Großbritannien. Schon die Gesetze der Wahrscheinlichkeit sprechen dagegen.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
13. Januar 2017
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
10.180,00
USD/mt
5.828,00
USD/mt
1.792,00
USD/mt
LME Bestände in mt
12. Dezember 2016 13. Januar 2017 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 368.670 370.866 + 2.196 + 0,60%
Kupfer (Cu) 241.550 281.700 + 40.150 + 16,62%
Aluminium (Al) 2.092.125 2.244.175 + 152.050 + 7,27%

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