China’s Importe sinken
Letzte Handelsdaten aus China für den Monat April haben die Stimmung an den Märkten verschlechtert. Das Wachstum der Exporte ist mit „nur“ 8,5% niedriger ausgefallen als noch im März, als die Wachstumsrate außerordentliche 14,8% betrug. Die Importe, welche auch als Kennzahl für die Wirtschaftsaktivität im Inland angesehen werden, haben sich gar um knapp 8% vermindert. Im Vormonat lag dieser Wert noch bei lediglich minus 1,4%. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Märkte auf die Veröffentlichung erst einmal mit Kurs- bzw. Preisabschlägen reagierten.
Die Wirtschaft in China scheint sich nach der Aufhebung der rigiden Corona-Maßnahmen und der Öffnung des Landes doch nicht ganz so dynamisch zu entwickeln, wie man es erwartet hatte. Doch ist auch China keine Insel und steht daher ebenso unter den Einflüssen der leider zahlreichen, weltweiten Real-, Zins- und Finanzkrisen. Dennoch ist nach Aussage zum Beispiel der Analysten von Macquarie keine Panik angebracht, denn die Märzzahlen waren durch einmalige Nachholeffekte stark nach oben verzerrt. Die Aprilwerte wurden ebenso stark von einer nachlassenden globalen Nachfrage bestimmt sowie von niedrigeren Energiepreisen beeinflusst. Letztere sind grundsätzlich und mittelfristig positiv zu bewerten, sowohl was die Bekämpfung der Inflation außerhalb als auch die Energiekosten innerhalb von China angeht.
Ohnehin ist angeraten bei der Statistik auch einen Blick auf die Details zu werfen, denn bei den publizierten Daten handelt es sich um Geldgrößen, die zum Beispiel durch volatile Rohstoffpreise wesentlich bewegt werden können. So haben die Ölimporte nach China im April mengenmäßig lediglich um 1% nachgelassen, während es monetär zu einem Einbruch um 29% (!) kam. Andererseits geht ein weiterer, ganz erheblicher Anteil des Importrückgangs vor allem auf elektronische Bauteile zurück, was auf den allgemeinen Abwärtstrend der Tech-Konjunktur zurückzuführen ist.
Aus diesen beiden Elementen kann man daher nach hiesiger Überzeugung noch nicht unbedingt eine nachhaltige Abschwächung der chinesischen Industrie ableiten. Und im Übrigen ist in China noch ausreichend Pulver für konjunkturfördernde Maßnahmen durch die Regierung vorhanden. Ein großer Teil der Marktteilnehmer scheint dies nicht zu berücksichtigen oder anders zu sehen, denn der Kurs für Nickel an der London Metal Exchange (LME) reduzierte sich in diesem Umfeld zuletzt bis auf einen Kurs von rund USD 21.700,00/mt, konnte sich dann aber wieder auf über USD 22.300,00/mt erholen. Im April und Anfang Mai hatten die Notierungen noch bei bis zu USD 25.500,00/mt gelegen.
Nickel schwächer – Marktsegmentierung schreitet voran
Die jüngste Reuters Umfrage unter führenden Rohstoffanalysten fällt für Nickel erneut schwächer aus. Mussten die Notierungen seit Jahresbeginn bereits Federn lassen – aktuelle Preise liegen zirka 20% unterhalb derer am Jahresbeginn – schließt die Umfrage einen weiteren Preisrückgang nicht aus. So erwarten die professionellen Marktbeobachter für das 3. Quartal einen Rückgang auf ein Niveau von rund USD 22.000,00/mt US-Dollar pro Tonne. Im Jahresdurchschnitt 2023, so das Ergebnis der Umfrage, können am Ende ein Rückgang von 8% im Vergleich zu 2022 stehen. Im Gegensatz dazu Kupfer: hier sehen die Analysten Möglichkeiten für eine Erholung in den kommenden Monaten, sowie im Jahresdurchschnitt ein stabiles bis leicht höheres Preisniveau.
Ein wesentlicher Grund für die „bearische“ Haltung der Analysten in Bezug auf Nickel ist das bereits in der letzten Ausgabe der Oryx Rohstoff News angesprochene Überangebot. Die International Nickel Study Group (INSG), eine eigenständige, zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Lissabon, erwartet für dieses Jahr einen Überhang von gut 200.000 Tonnen – oder zirka 8% des Bedarfs. Dies ist auf einen erheblichen, zweistelligen Anstieg der Nickelproduktion auf rund 3,3 Millionen Tonnen zurückzuführen, während in einem allgemein schwächeren Marktumfeld die Nachfrage bloß auf einen moderaten, einstelligen Anstieg kommt und mit „nur“ 3,1 Millionen Tonnen unterhalb des erwarteten Angebots liegen wird.
Doch was steckt hinter dem Produktionsschub? Verantwortlich für die Steigerungen sind im Kern ein weiterer Ausbau der bereits exorbitanten Nickel-Produktionskapazitäten in Indonesien, insbesondere bei Nickel-Roheisen
(Nickel Pig Iron, oder NPI). Die Analysten des Bankhauses Macquarie schätzen, dass die auf das Jahr hochgerechnete Nickel-Produktionsmenge in Indonesien im April auf einen rekordverdächtigen Wert von 1,8 Millionen Tonnen gestiegen ist. Das wären beinahe 60% des gesamten, erwarteten Angebots.
Der Ausbau dieser Produktionskapazitäten und das resultierende Überangebot ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, denn es handelt sich hier um sogenanntes Class 2 Nickel, welches typischerweise in der Edelstahlindustrie eingesetzt wird oder aus dem Zwischenprodukte für Nickel Chemikalien gewonnen werden können. Mit anderen Worten: dieser Umstand sorgt nun für eine zurückhaltende Erwartung von Marktteilnehmern im LME-Nickelmarkt und schon seit geraumer Zeit für signifikante Abschläge der Nickelbewertungen für Class 2 Nickel oder Nickel Chemikalien im Vergleich zur LME.
Das Class 1 Nickelsegment, so schätzen die Analysten von Macquarie repräsentiert nur noch etwas weniger als ein Drittel der für dieses Jahr erwarteten Produktion. Es ist aber das Material, das in seinen verschiedensten Formen als Kathoden, Briketts, Pellets, etc. börsenfähig ist. Und historisch betrachtet auch die Produktkategorie, die für entsprechende Unter- oder Überversorgung im Nickel-Segment geführt hat. Eine graduelle Entspannung der Situation erwarten die Analysten von Macquarie erst für das zweite Halbjahr 2023.
Klimaschutz ist auch ein Imagethema
Jeder will aber nicht zuletzt und auch zu Recht teilhaben an der positiven Publicity der Klimaneutralität und dem Weg dorthin. Die Politik zuvorderst, aber auch die Unternehmen. Es ist ein medialer Überbietungswettbewerb festzustellen, der über Information, Aufklärung und Sensibilisierung weit hinaus geht. Regierungen werden mitunter rechts von privaten Marktteilnehmern überholt. Wenn es dabei aber um konkrete Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen geht, wäre jedoch vermutlich manchmal ein wenig mehr demokratische Legitimation sinnvoll?
So durchforsten nicht wenige Banken und Finanzinstitute ihre Kundenportfolios nach „Klimakillern“. Ziel der Institute ist es nämlich, nicht nur die eigenen Emissionen auf netto Null zu bringen, was bei einem Dienstleister vergleichsweise einfach ist, sondern auch bei den Kunden emissionsmindernd zu wirken. Aus diesem Grund und zur Dokumentation der Ernsthaftigkeit der eigenen Bemühungen sollen auch die Emissionen des ganzen Kundenportfolios in kürzester Zeit auf Null gebracht werden. Das scheint aber vor dem Hintergrund der Maxime, die Kunden auf der ESG (Environmental Social und Governance)-Reise mitzunehmen und nicht auszusortieren und auch im Hinblick auf die in Summe realisierbaren Emissionseinsparungen nicht unbedingt der zielführende Ansatz.
Statt sich perspektivisch von den Kunden emittierender Industrien zu trennen, wäre es enorm wichtig gerade diese zu motivieren und insbesondere diejenigen, wo der größte Effekt zu erzielen wäre. So würde ein hochmodernes Kohlekraftwerk vielleicht schneller etwas bringen, als direkt die maximale Lösung im Blick zu haben. Motivieren kann man nur, wenn man im Gespräch bleibt. Auch darf man die legitimen Interessen der Schwellenländer bezüglich deren Wohlstandserwartungen dabei nicht vergessen. Insofern wäre die Finanzierung risikobehafteter Klimaschutzprojekte in den Emerging Markets aus Europa und den USA durch deren Banken und Investoren heraus vermutlich kurzfristig der zielführendste Ansatz und echte gesellschaftliche Verantwortung. Am Ende gewinnt der Realismus. Hoffentlich früher als später.
Maßnahmenpaket zur Sicherung der Lieferketten von kritischen Rohstoffen
Bei zahlreichen für die Energiewende wichtigen Rohstoffen ist die Europäische Union (EU) vollständig abhängig von Drittländern. Darunter sind häufig Lieferanten aus nur einem Drittland, die über eine Monopolstellung verfügen. Das soll sich zukünftig ändern. Daher hat die EU-Kommission Mitte März einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der den europäischen Rohstoffabbau und das Recycling fördern sollen.
Die neue Verordnung enthält nicht nur eine überarbeitete Liste der kritischen Rohstoffe, die benötigt werden, sondern auch strategische Rohstoffe, die für die Energiewende verwendet werden, um die ökologischen Ziele der EU zu erreichen. Daher möchte man unter anderem widerstandsfähige Lieferketten für kritische Rohstoffe schaffen, in Forschung und Innovation investieren und die Kreislaufwirtschaft stärken. Darüber hinaus werden strategische Kooperationen mit Partnern außerhalb Europas ausgebaut. Bei dieser Liste kritischer Rohstoffe handelt es sich um die fünfte Überarbeitung. Die Erstveröffentlichung erfolgte im Jahr 2011 und enthielt 14 Positionen. Inzwischen umfasst die Veröffentlichung 34 Rohstoffe.
Nickel und Kupfer erfüllen nicht die Anforderungen für kritische Rohstoffe. Jedoch wurden beide Metalle als strategisch eingestuft. Nickel wurde beispielsweise nicht als kritisch eingestuft, da es eine gute Diversifikation des Angebots gibt. Jedoch gibt die EU zu bedenken, dass die Konzentration der Eigentümer von Nickelminen und private vertragliche Verpflichtungen außen vorgelassen wurden. Beide Faktoren könnten in Zukunft zu einem Problem bei der Nickelversorgung werden.
Bereits vor einiger Zeit brachten sich verschiedene Branchenvertretungen in Stellung, um Einfluss auf das Gesetzesvorhaben zu nehmen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung aus Januar 2023 von EUROFER, dem Wirtschaftsverband der europäischen Eisen- und Stahlindustrie, und WindEurope, der Vereinigung der europäischen Windindustrie, gaben beide Interessenvertretungen bekannt, dass die Gesetzesinitiative alle Rohstoffe abdecken soll, die für die Energiewende benötigt werden. Nach Ansicht beider Organisationen sollte demnach auch Stahlschrott fortan als kritischer Rohstoff klassifiziert werden. Diese Forderung wurde jedoch von der Europäischen Kommission nicht berücksichtigt.
Das Nachrichtenmagazin Focus publizierte in seiner Februar-Ausgabe einen interessanten Beitrag über Deutschlands Abhängigkeit im Zusammenhang mit kritischen Rohstoffen. 21 Rohstoffe seien für die deutsche Wirtschaft entscheidend. Diese werden zu 100% im Ausland eingekauft. China ist ein bedeutender Rohstofflieferant. Sollte es zu einem Einmarsch Chinas in Taiwan kommen, stellt sich für Deutschland die Frage, ob die Rohstoffe weiterhin aus China importiert werden können.
Der Artikel macht den Lesern aber auch Mut. Es gibt bereits einige Initiativen, die die Abhängigkeit verringern sollen. So wird Lithium in kleinen Mengen in Deutschland gefördert. Andere Länder, die über geringe Rohstoffvorkommen verfügen, haben dieses Problem bereits erkannt und ebenfalls Maßnahmen ergriffen. Japan hat einen Rohstoffvorrat angelegt, der den inländischen Bedarf für 180 Tage decken soll. Dafür wurde bereits Anfang der 2000er Jahre das Staatsunternehmen Japan Organization for Metals and Energy Security mit 180 Mitarbeitern gegründet, das diese Aufgabe ausführt. Die Firma kauft nicht nur Rohstoffe, sondern investiert auch im Ausland in Rohstoffprojekte.
Dennoch wird Deutschland auch in naher Zukunft maßgeblich von den Rohstoffen anderer Länder abhängig sein. Die deutschen Bürger werden sich auch die Frage stellen müssen, wie viel Umweltzerstörung im Inland toleriert werden kann, um den Wohlstand zu erhalten. Es könnte noch weit öfters zu kontroversen Diskussionen kommen, wie es diese bereits in der Vergangenheit beim Fracking von Schiefergas und beim Braunkohletagebau in Garzweiler gab.
Salzgitter-Konzern investiert in das Schrottrecycling im Harz
Die Salzgitter AG gab Mitte Februar bekannt, das Recycling-Unternehmen Must-Metalle-Container Recycling GmbH übernommen zu haben. Der Mittelständler aus Goslar im Harz hat sich auf den Handel mit Schrotten und Metallen spezialisiert. Das Unternehmen wird weiterhin unabhängig innerhalb des Salzgitter-Konzerns agieren und unter dem Namen Harzer Schrott und Recycling GmbH firmieren.
Die Akquisition des Schrotthändlers passt in die Unternehmensstrategie des Salzgitter-Konzerns, zukünftig Stahl unter Ausstoß geringer Emissionen herstellen zu wollen. Damit soll das Recycling ein integraler Bestandteil der nachhaltigen Stahlherstellung sein.
Bereits in der jungen Vergangenheit erfolgten verschiedene Transaktionen, wo Stahlhersteller in Schrotthersteller investierten. So kaufte der Stahlriese ArcelorMittal vier Recycling-Unternehmen im Jahr 2022. Branchenkenner gehen von weiteren Akquisitionen in der Zukunft aus, da Schrott ein nachhaltiger Rohstoff ist, der nicht aus Drittländern importiert werden muss.
LME (London Metal Exchange)
| LME Official Close (3 Monate) | ||||
| 15. Mai 2023 | ||||
| Nickel (Ni) | Kupfer (Cu) | Aluminium (Al) | ||
| Official Close 3 Mon.Ask |
22.200,00 USD/mt |
8.334,00 USD/mt |
2.268,00 USD/mt |
|
| LME Bestände in mt | ||||
| 11. April 2023 | 15. Mai 2023 | Delta in mt | Delta in % | |
| Nickel (Ni) | 42.150 | 39.294 | – 2.856 | – 6,78% |
| Kupfer (Cu) | 62.275 | 76.875 | + 14.600 | + 23,44% |
| Aluminium (Al) | 512.725 | 568.200 | + 55.475 | + 10,82% |




































