USA erlässt Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Nickel bleibt unbeeindruckt. Trump will die Sicherheitsinteressen seines Landes schützen. Rost und Korrosion wird er wohl kaum meinen.

Make America great again vs. keep America serious. Wähler von Populisten müssen umdenken. Die Erfahrung der Realität ist die beste Entzauberung. Und neu ist das alles auch für die USA nicht.

Handelsblatt-Tagung „Zukunft Stahl“ hatte neben den Zöllen die Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft als Kernthemen. Das Thema Digitalisierung darf man nicht den IT-Experten und Beratern überlassen.

Gibt es einen neuen Superzyklus bei den Rohstoffen? Die Meinungen divergieren. Einig ist man sich bezüglich der Perspektive der Weltwirtschaft und der Reduzierung des Angebotsüberhangs.

Der Erlass von Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte durch die Vereinigten Staaten von Amerika hat die Nickelnotierung an der London Metal Exchange (LME) weitgehend unbeeindruckt gelassen. Nach einem kurzen Hüsteln, welches bis knapp über USD 13.100,00/mt reichte, handelt das wichtige Basismetall aktuell wieder bei rund USD 13.800,00/mt und damit weitgehend unverändert zu den Vorwochen. Der Widerstand von USD 14.000,00/mt konnte allerdings auch weiterhin noch nicht nachhaltig durchbrochen werden. Diese Stabilität ist auch plausibel, denn der mengenmäßige Nickelbedarf wird durch Zölle eher kaum beeinflusst. Donald Trump hat also tatsächlich seine Twitter-Nachricht wahr gemacht und die angedrohten Strafzölle per Dekret erlassen. Begründet hat er diesen Schritt mit nationalen Sicherheitsinteressen. Rost und Korrosion kann er bei rostfreien Edelstählen aber kaum meinen.

Was man aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der Präsident mit diesen Maßnahmen vor allem einen schädigt und das sind die Vereinigten Staaten selbst. Aber ihm geht es vermutlich weder um das eine, noch das andere. Ihm geht es um „Make America great again !“. Und ja, die USA waren einmal groß: Konjunkturlokomotive, Weltpolizei, Supermacht, Hüter der Demokratie und so weiter. Und die USA wären noch großartiger, wenn die Wähler einmal die Folgen dieser unausgewogenen Politik reflektieren und spätestens bei der nächsten Wahl die Konsequenzen ziehen würden. Wie bitter es sein kann, den einfachen Parolen der Populisten auf den Leim zu gehen, erleben gerade die Briten. Unilever gab bekannt die Firmenzentrale in London zugunsten von Rotterdam aufzugeben.

Zunehmend müssen sich auch die Vereinigten Staaten von Amerika – wie vorher auch schon Russland – mit der Tatsache arrangieren, dass der Nabel der Welt ein wenig verrutscht ist. Hinsichtlich Bevölkerung und wirtschaftlicher, zum Teil auch militärischer Bedeutung spielt inzwischen Asien eher die erste Geige. Das ist für manchen selbstbewussten und erfolgsverwöhnten US-Amerikaner eine bittere Pille. Da ist es doch eine große Genugtuung, wenn der Präsident in bester Django-Manier per Dekret – was so praktisch ist, weil man andere gar nicht erst fragen oder überzeugen muss – abzieht und der Welt so einmal richtig zeigt, wer die Hosen anhat. Doch ist das alles gar nicht neu. Denn bereits in den 1980er Jahren hat ein echter Westernheld als US-Präsident, Ronald Reagan den anderen Staaten, bei ebenfalls übergroßem Handelsdefizit, mit Strafzöllen und Abschottung gedroht, um bestehende bilaterale Freihandelsabkommen für die US-Wirtschaft vorteilhafter zu verhandeln. Wirklich genutzt hat es auch seinerzeit nicht, denn fehlende Wettbewerbsfähigkeit lässt sich schon gar nicht durch protektionistische Maßnahmen heilen.

Auf der gerade erst in Düsseldorf zu Ende gegangenen Handelsblatt-Tagung „Zukunft Stahl“ waren dann auch die Strafzölle ein beherrschendes Thema, denn die USA sind für nicht wenige Unternehmen ein wichtiger Absatzmarkt. Wenn allerdings nach den Worten eines großen Produzenten in Europa bestimmte Stahlgüten seit 50 Jahren zu Kunden in den USA exportiert werden, dann muss man sich schon fragen, wieso das mit einem Zoll anders sein soll. Es hätte ja auch schon in den letzten 50 Jahren einmal ein US-amerikanischer Wettbewerber auftreten können, der die Kundenbeziehung in Frage stellt. Insgesamt war der Tenor aus der Industrie, dass man erst einmal analysieren müsse, welche Produkte genau betroffen seien. Trotz allen Ernstes, wäre es überzogen, von einer großen Panik oder Betroffenheit der Produzenten durch die Außenhandelsrestriktionen zu sprechen, zumal ja auch viele Konglomerate mit eigenen Standorten in den USA vertreten sind.

Ein weiteres großes Thema war natürlich auch die Digitalisierung der Wertschöpfungskette in der Stahlindustrie, wobei man – das wurde mehr als deutlich – das Feld nicht den IT-Experten und Unternehmensberatern überlassen darf. Denn diese überziehen im ureigenen Interesse die Geschäftsmodelle häufig mit den immer gleichen Standardansätzen. So wurde nach einem rhetorisch, didaktisch und auch sehr unterhaltsamen Vortrag eines angesehenen IT-Referenten aus einem Stahlkonzern die Frage gestellt, welchen Einfluss denn die digitale Revolution auf die Rohstoffe (Primär- und Sekundärrohstoffe) haben werde und welche Konsequenzen für das Recycling abzuleiten wären. Die Antwort auf diese berechtigte, wie auf einem Stahlkongress naheliegende Frage blieb erstaunlich nichtssagend bis nebulös.

Eine ernsthafte Antwort könnte wie folgt lauten: Zum einen wird die Digitalisierung möglichweise durch die Forcierung oder Ermöglichung neuer Technologien zu Verschiebungen im Bedarf bestimmter Rohstoffe führen, zum anderen sollte aber auch in einer digitalisierten Welt weiterhin ein Bedarf zum Beispiel nach Stahl und Edelstahl und damit auch nach den entsprechenden erforderlichen Primär- und Sekundärrohstoffen bestehen. Es sei denn, man ginge davon aus, die Welt würde sich vollkommen virtualisieren und alle Menschen blieben entmaterialisiert in ihren Betten liegen. Die Digitalisierung wird natürlich auch weiterhin die Prozesse der Stahl- und Recyclingbranche optimieren und professionalisieren, jedoch gibt es eine Reihe von anderen Branchen, wo der Einfluss auf die Strukturen und Prozesse tatsächlich zu neuen Paradigmen führen wird, wie beispielsweise in der Finanzindustrie. Ein weiteres großes Thema war die Kreislaufwirtschaft und in dieser Konsequenz auf dieser Tagung durch den Autor nicht erwartet. So enthielt die Präsentation des Präsidenten der Wirtschaftsvereinigung (WV) Stahl, Jürgen Kerkhoff zu den Positionen und Perspektiven der Stahlindustrie in Deutschland neben Querbezügen eine Folie, die exklusiv dem Thema Kreislaufwirtschaft gewidmet war.

Der Chief Commercial Officer von Tata Steel, Dr. Henrik Adam brachte es auf den Punkt: „Wir müssen in Kreisläufen denken.“ Der Verfasser hat es bisher selten erlebt und ist hoch erfreut über die Tatsache, dass sich die Stahlindustrie inzwischen so unverkrampft, positiv und offen mit dem Thema Schrott und Recycling auch öffentlich auseinandersetzt und äußert. Wir haben es immer (natürlich ganz uneigennützig) gewusst, dass das Stahlrecycling ein wesentlicher Erfolgsfaktor der (europäischen) Stahlindustrie für die Zukunft ist. Frei nach dem Motto „Der Superzyklus ist Tod, es lebe der Superzyklus“ wird aktuell in Analysten- Finanz- und Investorenkreisen intensiv diskutiert, ob es nach den erheblichen Kursanstiegen der Rohstoffe in den Jahren 2000 bis 2007 nun Zeit für einen neuen beziehungsweise die Fortsetzung des alten Superzyklus sei. So stellt die malaysische Online-Zeitung „The Edge“ die Frage: „A new commodity supercycle in the making?“ und zitiert wenig überraschend den häufig genannten (Rohstoff-)Investmentguru Jim Rogers. Auch kann man lesen, dass der Bloomberg Commodity Index (BCOM) den höchsten Stand seit August 2015 erreicht hat. So weit, so gut. Das ist aber als ausschließliche Begründung wohl noch etwas dünn.

Interessanter wird es schon, wenn man liest, dass die Investment Bank Goldman Sachs extrem „bullish“ (positiv) für Rohstoffe ist, was die kommenden Monate angeht. Und partiell schwächere Aktienbörsen scheinen diese Einschätzung noch zu unterstützen. Als Ursache für einen möglichen Boom sieht Goldman Sachs das deutliche und robuste Anziehen der Weltwirtschaft und die gute Auslastung der Fabriken, welche einen hohen Rohstoffbedarf generieren und die bestehenden Lagerbestände zum Abschmelzen bringen. Darüber hinaus weiß Jeffrey Currie, Leiter der Rohstoffanalyse bei Goldman zu berichten, dass historisch die Rohstoffe insbesondere in Zinserhöhungszyklen gute Renditen erzielt hätten. Für die USA können wir sicher schon von einem solchen Zinserhöhungszyklus sprechen, in Europa lässt dieser aktuell noch etwas auf sich warten. Und auch wenn es in den letzten Monaten immer wieder kurzzeitige Korrekturen in den Rohstoffmärkten gegeben hat, sind die Analysten, wie zum Beispiel auch die der Citigroup nicht von ihrer Einschätzung abgerückt.

Die Großbank HSBC sieht das hingegen etwas weniger pauschal und auch weniger positiv. In einem Global Commodities Webcast ging es um die gleiche Frage. Doch die Überschrift der Einladung machte auch gleich die Richtung klar: „Besser… aber kein neuer Superzyklus“. Erwartet wird eine graduelle Befestigung der Rohstoffpreise durch das globale Wirtschaftswachstum und eine zunehmende Absorbierung des Angebotsüberhangs, doch einen neuen Superzyklus hält man nicht für wahrscheinlich, welcher sich auch in neuen erheblichen Zuflüssen von Investmentgeldern äußern müsste. Allerdings hält man ganz im Konsensus bestimmte Rohstoffe, wie beispielsweise die Batteriemetalle Kobalt und Lithium für durchaus geeignet, einen nachhaltigen Bullenmarkt zu entwickeln.

Das philippinische Mines and Geoscience Bureau (MGB), so berichtet das Metal Bulletin, hat Daten über die Nickelerzproduktion der Philippinen in 2017 bekannt gegeben. Nach dem Exportverbot unraffinierter Erze aus Indonesien insbesondere nach China, welches zuletzt erheblich aufgeweicht wurde, hatten vor allem die Philippinen die entstandene Angebotslücke durch eine erhöhte Produktion weitgehend geschlossen. Nicht nur aus diesem Grund gingen die Nickelnotierungen Mitte 2014 in den Sinkflug, hatte der Markt doch mit größeren Engpässen nach den indonesischen Exportrestriktionen gerechnet. Nach der Lockerung in Indonesien wäre nun zu erwarten, dass die philippinische Produktion aufgrund der allgemein schlechteren Qualität der Erze zugunsten von Indonesien abgenommen hat.

Das Bild der Zahlen ist jedoch uneinheitlich. Die Produktion soll in 2017 um 6% auf 23,35 Millionen trockene metrische Tonnen gefallen sein, während im gleichen Zeitraum der Nickelinhalt der Erze um 5% auf 315.528 Tonnen gestiegen sein soll. Mit anderen Worten weniger Menge, dafür aber eine höhere Qualität. Wie MGB berichtet, sei die Menge in 2017 durch umweltschutzbezogene Maßnahmen und das schlechte Wetter insbesondere in den ersten neun Monaten negativ beeinflusst worden. Von Januar bis September wurde durch MGB noch ein Minus von 11% berechnet. Es liegt daher nahe, dass es im vierten Quartal 2017 zu einer zumindest teilweisen Kompensation für die Verluste der Vorquartale gekommen ist.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
14. März 2018
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
13.980,00
USD/mt
7.051,00
USD/mt
2.117,00
USD/mt
LME Bestände in mt
15. Februar 2018 14. März 2018 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 339.708 325.386 – 14.322 – 4,22%
Kupfer (Cu) 333.525 319.325 – 14.200 – 4,26%
Aluminium (Al) 1.303.825 1.311.900 + 8.075 + 0,62%

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