Nickel im Sog der Aktienmärkte. Die Anleger fürchten ein Ende der lockeren Geldpolitik. Die Lemminge an den Finanzmärkten reagieren mit Panik. Handelssysteme verstärken die Bewegung.

Auch die Industriemetallpreise korrigieren, können sich aber schnell wieder erholen. Bei einer stärkeren Orientierung auf die Fundamentaldaten könnte man sich die Schweißausbrüche sparen.

Die LME denkt über die Corporate Social Responsibility (CSR) nach und arbeitet an Grundsätzen für die Börsenzulassung von Lieferanten. Schrotte sind auch bezüglich CSR die nachhaltige Alternative.

Nickelausfuhren aus Russland sinken deutlich. Nicht alles, was als Erklärung in Frage kommt, ist auch entscheidend. Vieles spricht für vermehrte indonesische Exporte von Nickelerz nach China.

Im Laufe des Januars 2018 konnte sich die Nickelnotierung an der London Metal Exchange (LME) weiter deutlich befestigen. Zum Monatsende sowie Anfang Februar wurde sogar kurz die Schwelle von USD 14.000,00/mt nach oben durchbrochen. Doch die Freude über das neue Niveau währte nicht lange. Denn wie an diesem Ort bereits beschrieben, ging mit steigenden Ölpreisen und differenzierteren Aussagen der Notenbanken zur Zinspolitik bei den Mitläufern in den Märkten zunehmend die Angst steigender Zinsen um. Da es aber insgesamt nur wenige autarke Investoren gibt und die nach technischen Chartpunkten agierenden, automatischen Handelssysteme sowieso ohne „Sinn und Verstand“, sondern nach Formeln unterwegs sind, kam es an den Aktienmärkten zu einem erheblichen Kursrutsch. Dabei waren die USA und Asien deutlich stärker betroffen als Europa. Allerdings galten diese Märkte, anders als die europäischen Pendants, in den Augen der Analysten auch schon zuvor als deutlich überhitzt.

Unabhängig davon erscheint die Korrektur zu deutlich und zu früh, denn die reale Wirtschaft läuft weiter gut und Zinserhöhungen sowie die Rückführung einer extrem lockeren Geldpolitik sind für eine langfristig nachhaltige Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung unbedingt erforderlich. Dass es in der Folge der Aktienmarktkorrektur auch zu Spill-over-Effekten in andere Märkte kam, war wenig überraschend. Man hat sich leider schon daran gewöhnt, dass bei solchen Entwicklungen, trotz robuster Nachfrage, immer auch die Rohstoffmärkte unter die Räder kommen. Nickel (und die anderen Basismetalle) korrigierten durch die Bank deutlich. Der LME-Nickel-Future fiel zeitweise wieder unter USD 13.000,00/mt, um genau zu sein, lag das Low bei USD 12.755,00/mt. Allerdings nur kurz, denn dann kamen die Märkte wieder zur Vernunft. Aktuell handelt Nickel schon wieder über USD 14.000,00/mt. Was auch wenig erstaunt, bei dem guten Wirtschaftsumfeld.

Es wäre sicher allgemein effizienter und zu wünschen, dass die Börsenentwicklung, in welchem Segment auch immer, mehr den wirtschaftlichen Rahmendaten folgt, als den Handlungen von nervösen Zeitgenossen, die sich selbst als professionelle Anleger bezeichnen. Andererseits haben Frau Yellen, Herr Draghi und Co. durch die Flutung der Märkte mit Liquidität diese Geister auch lange beschwört und gerufen, so dass alles, was ein fortschreitendes Ende der expansiven Geldpolitik signalisieren könnte, bei den Investoren offensichtlich Panik verursacht. Zunächst wird es aber wohl zu einer Beruhigung der Märkte kommen und sich damit auch die Rohstoffpreise wieder in die fundamental angezeigte Richtung bewegen. Scharfe Korrekturen auf diesem Weg sind aber jederzeit möglich.

Reuters berichtet, dass sich die LME inzwischen auch Gedanken über Themen wie Corporate Social Responsibility (CSR) und Compliance macht. Es ist daran gedacht, solche Primärrohstoffproduzenten von der Liste der an der LME zugelassenen Börsenlieferanten zu streichen, die ihre Förderung und Produktion unter untragbaren Bedingungen durchführen. Warum erst jetzt, fragt man sich allerdings? Ausgelöst wurde die Diskussion durch die Kobaltproduktion in Afrika, wo in nicht wenigen Minen Kinder als Arbeiter eingesetzt werden. Die Börse beabsichtigt daher Grundsätze für die verantwortliche Beschaffung von Rohstoffen zu veröffentlichen. Lieferanten, die zukünftig noch bei der Börse akkreditiert sein wollen, müssen nachweisen, dass sie sich auch an diese Prinzipien halten. Aber nicht nur die Börse erwartet, dass die Lieferanten sicherstellen, dass Kobalt und andere Rohstoffe nicht unter unzumutbaren oder unethischen Arbeitsbedingungen produziert werden, auch große Verbraucher, wie zum Beispiel Volkswagen erwarten entsprechende Erklärungen seitens der Lieferanten. Auch die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat bereits einen eigenen Standard zu diesem Thema entwickelt.

Dagegen ist bekannt, dass das Edelstahl- und Stahlrecycling schon immer die nachhaltigere Alternative zum Rohstoffabbau in Konfliktregionen oder aus Großprojekten, welche auch die Umwelt und Arbeitsbedingungen von Menschen verändert, ist und war. Die Maximierung des Einsatzes von Schrott reduziert die negativen Effekte durch Rohstoffförderung in den Abbauländern: keine Kinderarbeit, weniger Flächenverbrauch, geringere Umweltrisiken, keine Umsiedlungen und kürzere Transportwege. Es könnte also sein, dass sich Volkswagen demnächst auch von seinen Stahllieferanten versichern lässt, dass diese in möglichst großem Umfang von auch unter CSR-Aspekten nachhaltigem Schrott Gebrauch gemacht haben.

Im Zusammenhang mit der neuen wirtschaftspolitischen Agenda in China meldet die Nachrichtenagentur Reuters, dass das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie beabsichtigt, das für 2020 definierte Ziel der Reduzierung der Stahlproduktionskapazität bereits in diesem Jahr 2018 zu erreichen. Insgesamt sollen 150 Millionen Tonnen Kapazität stillgelegt werden. Die Meldung bleibt allerdings schuldig, gegenüber welcher Ausgangskapazität diese Rechnung gelten soll. Denn auch weiterhin werden in China neue Stahlwerke gebaut. Sollte es hingegen tatsächlich zu einer deutlichen Verringerung kommen, würde China mit seinen Ankündigungen wirklich ernst machen. Die Überprüfung bleibt aber schwierig. Die derzeit guten Stahlpreise, so Reuters, würden es dem größten Stahlproduktionsland der Welt schwer machen, die Stahlproduzenten von der Notwendigkeit dieses Schrittes zu überzeugen. Wobei in einer Diktatur das mit der Überzeugung so eine Sache ist. Manchmal wird auch nur entschieden.

Die Zollbehörden der Russischen Föderation teilten mit, dass die russischen Nickelexporte an Länder außerhalb der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) im Jahr 2017 zurückgegangen sind. Betrugen diese in 2016 noch 185.300 Tonnen, kam es in 2017 zu einer deutlichen Reduzierung um 49.000 Tonnen beziehungsweise 26,44% auf nun 136.300 Tonnen. Zunächst könnte man zu dem Schluss kommen, dieser Rückgang läge an den durch manche Länder erlassenen Sanktionen gegenüber Russland. Der Primärnickelbereich gehört aber grundsätzlich nicht dazu.

Darüber hinaus gab es schon länger Informationen im Markt, dass eine Umstellung der Produktion bei dem großen russischen Produzenten Norilsk Nickel zu einem wesentlichen Produktionsrückgang bei Nickel führen würde. Zuletzt konnte man Ende Januar in einer Meldung des Nachrichtendienstes Platts lesen, dass der Nickeloutput bei Norilsk gegenüber dem Vorjahr von 235.749 Tonnen um 18.637 Tonnen oder 8% auf 217.112 Tonnen zurückgegangen ist. Dieser Rückgang soll vor allem an einer Reduzierung der niedrigmargigen Raffinierung von Dritterzen bei Norilsk Nickel Harjavalta in Finnland liegen. Aber auch das ist nicht wirklich eine plausible Erklärung für den sehr deutlichen Einbruch der Ausfuhren. Schaut man sich hingegen die durch den Datendienst Shanghai Metals Market veröffentlichten Daten des chinesischen Zolls für 2017 an, findet man schnell den eigentlichen Grund. So sind die Einfuhren von Nickel in Rohform (Raffiniertes Nickel und Nickellegierungen) aus Russland nach China zwischen Januar und Dezember 2017 um beinahe 50% zurückgegangen.

Die Differenz gegenüber den obigen Zahlen liegt vermutlich am Einbezug der Legierungen durch die russische Statistik. Betrachtet man alle Lieferländer sind die Importe von Nickel in Rohform nach China um 35,46% zurückgegangen. Der wesentliche Grund beziehungsweise der entsprechende Ausgleichsposten zur Deckung des chinesischen Bedarfs ist schnell gefunden. Er liegt im (Wieder-)Anstieg der Nickelerzexporte aus Indonesien begründet. Hier war es zuletzt zu einer unglaubwürdigen und mitunter auch widersprüchlichen Änderung der Ausfuhrpolitik gekommen, indem man vermehrt auch wieder die Ausfuhr unraffinierter Nickelerze erlaubte.

In 2017 wurden insgesamt 35.025.708 Tonnen Nickelerze nach China importiert, was zirka 9% mehr als im Vorjahr ist, davon 3.839.989 Tonnen aus Indonesien. Für Indonesien bedeutet das einen Anstieg von 1.030,10%, was zeigt, dass die Einfuhren in 2016 aufgrund der Ausfuhrbeschränkungen nur sehr gering waren. Multipliziert man die Einfuhrtonnage an Nickelerz aus Indonesien mit einem hypothetischen Nickelgehalt von zum Beispiel 1,8%, ergibt sich ein rechnerisches Nickelvolumen von rund 69.000 Tonnen. Damit liegt der Schluss nahe, dass in China Primärnickel russischer Herkunft durch Nickelerze indonesischer Provenienz, die in China zu Nickel Pig Iron (NPI) verarbeitet wurden, substituiert wurde. Was zusätzlich im laufenden Jahr 2018 einen Einfluss auf die Importe von raffiniertem Nickel aus Russland nach China haben könnte, ist der Umstand, dass ab dem 1. Januar 2018 nach Angaben des chinesischen Finanzministeriums ein Einfuhrzoll auf raffiniertes Nickel in Höhe von 2% gilt. Dem Zoll unterliegen konkret Nickelprodukte, die unter die Zolltarifnummer 7502 1090 fallen und damit auch die meisten ungeschnittenen Nickelkathoden, die z.B. aus Russland, Finnland, Südafrika und Brasilien nach China importiert wurden.

Wie der Deutschlandfunk und andere Medien gleichlautend berichten hat der türkische Präsident Erdogan den US-Truppen mit Konsequenzen gedroht. Bei den türkischen Angriffen auf die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien würde keine Rücksicht genommen. Es werde natürlich nicht absichtlich auf amerikanische Soldaten gezielt. Als kleinen Tipp, gab er den US-Truppen den Ratschlag, sich besser nicht in der Nähe von Terroristen aufzuhalten. Erdogan sprach auch davon, dass die Amerikaner offenbar noch nie eine – wie er sagte – „osmanische Ohrfeige“ verpasst bekommen hätten. Das darf man durchaus einmal unkommentiert auf sich wirken lassen. Und übrigens, Karneval ist vorbei.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
15. Februar 2018
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
14.200,00
USD/mt
7.134,00
USD/mt
2.165,00
USD/mt
LME Bestände in mt
19. Januar 2018 15. Februar 2018 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 361.500 339.708 – 21.792 – 6,03%
Kupfer (Cu) 211.650 333.525 + 121.875 + 57,58%
Aluminium (Al) 1.091.850 1.303.825 + 211.975 + 19,41%

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