Nickelnotierung ohne neue Impulse. Gespräche im Handelskonflikt ohne Ergebnis. LME-Nickel-Lagerbestände fallen kontinuierlich. Allerdings wird auch über Verschiebungen gemutmaßt.

Management der LME würde höhere Bestände bevorzugen und will noch im Sommer Vorschläge unterbreiten. Vielleicht ging die Lagerhausreform in 2016 zu weit. Man befindet sich in Konsultationen.

LME-Kontrakt für Nickelsulfat (zur Batterieproduktion) nicht auf der kurzfristigen Agenda. Bestehender LME-Nickel-Future ist ein taugliches Instrument zum Hedging von Batterienickel und Edelstahlschrott.

Parteien und Medien in Deutschland im Taumel. Blogger verursacht großen Wirbel. Mit Journalismus hat das nichts zu tun. Meinungen dürfen natürlich auch bei großer Reichweite geäußert werden.

Die letzten Wochen konnten der Nickelnotierung an der London Metal Exchange (LME), trotz kontinuierlich fallender Börsenlagerbestände, wenig neue Impulse geben. Nachdem die Gespräche in Washington zu keinem Ergebnis geführt hatten, ging es bezüglich der Auseinandersetzung zwischen den USA und China wenig konstruktiv weiter. Eine neue Stufe der Eskalation wurde eingeleitet, mit scharfen Drohungen in der einen wie in der anderen Richtung. Und da es somit wenig Positives zu berichten gab, haben sich die Preise des Nickel-Futures an der Londoner Metallbörse erst einmal unterhalb der Marke von USD 12.000,00/mt eingependelt.

Ohnehin sind die Börsenbestände ein nur unvollständiger Indikator für die Beurteilung der Marktversorgung. Das geht auch indirekt aus verschiedenen Vorschlägen der LME hervor, die im Sommer bekannt gemacht werden sollen und wieder mehr Nickelbestände zurück in die von der LME akkreditierten Lagerhäuser bringen sollen. Denn niedrige Lagerbestände bedeuten auch niedrige Einnahmen für die Lagerhausbetreiber.

So berichtete der Vice President Sales der LME, Alberto Xodo auf einer internationalen Nickelkonferenz in Amsterdam, dass man sich mit dem Markt über die 2016 eingeführte Lagerhaus-Reform ins Benehmen gesetzt hat, um zu sehen, ob man seinerzeit nicht zu weit gegangen sei. Es könne nämlich sein, dass sich die Bestände neben der zusätzlichen Nachfrage aus dem Batteriesektor auch in die nicht regulierten Lagerhäuser bewegt hätten. Offensichtlich sind die Konditionen der LME Warehouses nicht besonders attraktiv.

Der oben schon genannte LME-Repräsentant Xodo berichtete auf der Nickel-Konferenz weiterhin, dass die Börse derzeit keine Einführung eines Nickelsulfatkontrakts plane, da der bestehende Nickel-Future eine hinreichend gute Wirksamkeit als Hedging-Instrument für die Batterieindustrie hätte. Das gilt natürlich ebenso für den nickelhaltigen Edelstahlschrott. Ein Verzicht auf eine Absicherung wäre heutzutage unverantwortlich. Das Preisrisiko des entsprechenden Nickelgehalts des Schrotts lässt sich über den LME-Nickel-Future sehr gut absichern, denn es besteht eine natürliche und faktische Beziehung zwischen Primär- und Sekundärnickel.

Damit bestätigte Xodo auch indirekt, dass die Preise für sämtliche Nickelprodukte, seien diese nun on- oder off-exchange, in einem ökonomischen Zusammenhang stehen. Leider beschleicht einen allerdings nicht selten das Gefühl, dass manche Ideen, die im klaren Widerspruch zu jeglichen mikro- und makroökonomischen Erkenntnissen stehen, erst mehrfach durch die Drehtür kommen müssen, bevor diese als unbrauchbar zu den Akten gelegt werden. Aber so ist es dann eben.

Auch wenn bei der aktuell von den Handelsstreitigkeiten dominierten Marktlage, die beschriebenen Lagerbestandsreduzierungen offensichtlich nicht ausreichen, den Nickelpreisen Auftrieb zu verleihen, so ändert das nichts an der Tatsache an sich. So geht die International Nickel Study Group (INSG) in ihrer regelmäßig veröffentlichten Angebots- und Nachfrage-Bilanz von einem Nachfrageüberhang in Höhe von 84.000 Tonnen für 2019 aus. Bereits seit 2016 gibt es erhebliche, jährliche Angebotsdefizite, welche – neben der Verschiebung von Beständen in den nicht sichtbaren Bereich – für die sich fortsetzenden Bestandsabnahmen verantwortlich sind.

Die Analysten der Investmentbank Macquarie gehen in ihrer Schätzung zwar nur von 57.000 Tonnen aus, haben dabei aber schon die höchsten Wachstumsraten und Produktionszahlen für die Nickel Pig Iron (NPI)-Produktion berücksichtigt. In diesem Zusammenhang ist sicher interessant, dass J.P.Morgan gerade berichtet, dass Überschwemmungen in Sulawesi (Indonesien) die Verladung von Nickelerz in den Häfen und die lokale Produktion seit Anfang Juni beeinträchtigen.

Derweil befindet sich die Politik in Deutschland im Niemandsland oder wie die Finanzanalysten sagen würden im „Uncharted Territory“. Beinahe alle Kräfte scheinen irgendwie mit der Situation überfordert zu sein. Und das liegt sicher nicht daran, dass im Nachbarland Österreich die Koalition des Kanzlers Sebastian Kurz, überraschend und in Windeseile zu Ende gegangen ist und auf eine Weise, die man sich kaum hätte vorstellen können. Der rechtpopulistische Koalitionspartner hatte ein Bild abgegeben, das nur noch zum Schämen war.

Vielmehr hatte ein sogenannter Blogger namens Rezo mit einem Youtube-Video zur Zerstörung der CDU (und ein bisschen auch der SPD) eine Diskussion in Politik und Medien entfacht, die man sich ebenso nicht hätte träumen lassen. Viele der Reaktionen machten am Ende deutlich, wie wenig eloquent nicht wenige Zeitgenossen eigentlich unterwegs sind. Und wie wichtig es den Medien ist Dinge zu inszenieren, um Aufmerksamkeit zu erregen. Da wurde zum Beispiel über Pressefreiheit debattiert, obwohl es sich bei diesem Beitrag um die mehr oder weniger maßgebliche, persönliche Meinung eines bei Kindern und Heranwachsenden recht beliebten Video-Idols handelt.

Und auch wenn sich dessen Beitrag und Meinung gleich noch weitere Blogger anschlossen, handelt es sich damit noch lange nicht um journalistisch recherchierte Pressearbeit, die irgendwelchen Ansprüchen genügen sollte oder muss und es natürlich auch nicht tat. Ebenso wenig würde man das Handeln des ehemaligen Fußballnationalspielers Özil, der sich bei jeder privaten und semi-öffentlichen Gelegenheit mit einem lupenreinen Demokraten, dem türkischen Präsidenten Erdogan ablichten lässt, als journalistische Arbeit bezeichnen.

Nun haben sowohl Rezo, als auch Özil mit Ihrem Tun und Handeln eine gewisse, nicht-unerhebliche öffentliche Reichweite und doch sind Sie am Ende vor allem sich selbst gegenüber verantwortlich. Denn, anders als von manchen Senioren geglaubt, sind die jüngeren Bürgerinnen und Bürger nicht so blöd, dass Sie wegen solcher Beiträge gleich ihre politische oder sonstige Meinung ändern und der CDU ihre Stimme bei der Europawahl verweigern oder Erdogan einen Supertypen finden, nur weil Özil ihm die Hand schüttelt.

Wenn sich der Autor an seine Jugend erinnert, gab es auch in dieser Zeit unter den Schülern nur sehr wenige Sympathisanten für das bürgerlich-liberale bis konservative Lager. Um es mit anderen Worten zu sagen: selbst unter den Messdienern oder Schachspielern dachten nicht wenige sozialdemokratisch oder links. Und das hat sich bis heute auch wenig geändert, weil für junge Menschen andere Themen wichtig sind und diese ihre politische Ausrichtung mitunter erst einmal finden müssen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass der Klimaschutz enorm wichtig für gegenwärtige und kommende Generationen ist, aber ebenso wenig ist die Komplexität der Welt geringer geworden, so dass ein Video von 55 Minuten selbst bei unwahrscheinlichem, vollständigem Konsum nicht ausreichen dürfte, auch nur annähernd ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen. Es gibt keine einfachen, isolierten und linearen Lösungen, so schön das vielleicht wäre. Insofern wundert auch die verhältnismäßige Ruhe auf der Seite der aktuell so gehypten Grünen nicht. Diese wissen aus der Vergangenheit genau, wie schnell man, selbst bei den höchsten Ansprüchen, an der Realität scheitern kann, wenn man erst einmal an der Regierung ist.

Die Volatilität von Meinungsumfragen ist inzwischen genauso hoch, wie die der Nickelkurse und aus einem sicheren Kanzler wie Martin Schulz kann über Nacht der größte Verlierer werden. Und davor haben die Grünen Angst, denn der kometenhafte Aufstieg kommt ebenso durch wenig eigenes Zutun, wie demnächst der Absturz. Es ist doch nun wirklich keine Neuigkeit, dass die Partei der Grünen für Klima- und Umweltschutz steht. Und dieses Thema aktuell quasi als Original zu besetzen, könnte vom Timing nicht besser sein.

Aber man steht eben auch für viele Dinge, die klar machen, dass es sich nicht um eine bürgerliche, sondern um eine Partei links der Mitte handelt. Die Wahl in Bremen hat es eben gezeigt. Wieso in diesem Zusammenhang stramme Unternehmer wie der Schraubenkönig Würth öffentlich ihre Wählerschaft der Grünen bekunden, kann einen nur wundern. Vielleicht haben hier berauschende Getränke oder pharmazeutische Substanzen ihre Finger im Spiel, eine Logik kann man nicht erkennen, denn nicht nur Herr Würth hat Kinder und Enkel.

Dennoch sollten alle Deutschen (und auch die Europäer) dankbar sein, dass die politische Bewegung der Grünen die politischen Entscheidungen in gewissen Bereichen, zum Beispiel der Umweltpolitik maßgeblich positiv beeinflusst hat. Auch haben sich die sogenannten politischen Lager nicht wirklich verändert. Nur das Mitte-Links heute durch die Linke, die SPD und die Grünen repräsentiert werden sowie Mitte-Rechts durch FDP, CDU/CSU und einen Teil der Protestwähler der AfD. Damit hat sich die politische Landschaft zwar verändert, aber die grundsätzliche Ausrichtung nicht. Wahlen werden immer noch in der Mitte sowie durch den Einfluss von Nicht- und Protestwählern gewonnen.

Was sich allerdings geändert hat, ist, dass alle Bürger von der Politik Lösungen wollen und nicht Parolen und dies bei Themen, die nicht mehr nur einem Lager zuzuordnen sind: Klimaschutz, Digitalisierung, Beschleunigung, Gesundheit, Landflucht, Heimat, Migration. Gerade der Erfolg der Sozialdemokraten in Dänemark hat gezeigt, dass man die Wähler nicht in der einen, wie in der anderen genehmen ideologischen Richtung erziehen kann, sondern das Wähler eine eigene Meinung und auch Sorgen haben, die die Politik zumindest sichtbar ernst nehmen muss. Und, die Wähler können ihre Meinung auch ändern. Will man überzeugen, geht das nachhaltig am besten mit Argumenten und Fakten. Und den gegenseitigen Austausch darüber.

Nur leider ist es so, dass diese Kommunikation oder Diskussion heute weder in den Medien noch sonst wo wirklich stattfindet. Am Ende hat ein jeder seine Meinung und jemand der anders denkt, ist schon einmal ein Idiot, mit dem man nicht mehr sprechen will. Das ist wirklich schlimm, weil sich nur durch die ernsthafte und respektvolle Auseinandersetzung etwas bewegen lässt und eben nicht durch ein dogmatisches Festhalten an Positionen. Darüber hinaus kann man aber insgesamt nur zur Ruhe raten, denn es kommt genauso, wie es kommt, aber immerhin besser als gedacht.

Und was gerade zur deutschen Politik gesagt wurde, scheint auch auf den amerikanischen Präsidenten zuzutreffen. Zumindest, wenn man dem Kapitalmarktstrategen Martin Lück von BlackRock, dem größten privaten weltweiten Vermögensverwalter glauben möchte, mit dem die Frankfurter Allgemeine Zeitung gesprochen hat und dies in einem sehr empfehlenswerten Artikel am 8. Juni 2019 veröffentlicht hat. Lück sieht die Dinge wie folgt: Es gibt nach seiner Ansicht kein Thema, welches die Märkte aktuell so bewegt, wie der Handelskonflikt zwischen den zwei größten Volkswirtschaften der Welt, China und Amerika.

Natürlich geht es nicht nur um das Handelsbilanzdefizit, sondern im Kern um eine strategische Rivalität und die Zugriffsrechte auf knappe Ressourcen. Dass Donald Trump offensichtlich glaubt, er könne das Defizit durch Importzölle auf chinesische Produkte senken, sei natürlich Quatsch, so Lück. Die schlichte Wahrheit ist, dass die Amerikaner mehr verbrauchen, als sie selbst erzeugen und sich daher im Ausland verschulden müssen. Die Argumentation von Trump sei daher flach und kurzfristig und vor allem so, dass jeder Amerikaner sie verstehen kann. Dennoch geht er positiv davon aus, dass sich das Thema bald erledigen könnte, denn seinen Wahlkampf für eine zweite Amtszeit wolle Trump sicher nicht damit beschweren. Vielmehr wolle er auf jeder Veranstaltung sagen können, dass er den größten Deal ausgehandelt habe. Aktuell sei es aber noch für eine Auflösung des Plots zu früh.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
11. Juni 2019
  Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)  
Official Close
3 Mon.Ask
11.880,00
USD/mt
5.916,00
USD/mt
1.784,00
USD/mt
 
LME Bestände in mt
  13. Mai 2019 11. Juni 2019 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 169.218 163.878 – 5.340 – 3,16%
Kupfer (Cu) 203.750 211.225 + 7.475 +3,67%
Aluminium (Al) 1.261.450 1.096.300 – 165.150 – 13,09%

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