Wirtschaft macht sich frei von politischen Ungewissheiten. Derer gibt es aktuell viele. Am Nickelmarkt herrscht relative Ruhe. Investoren zurückhaltend. Blasenbildung nur in anderen Gütermärkten.

Fed hat die Zinswende eingeleitet. Größere Dynamik auch bei der Industrieaktivität. EZB zögert noch. Janet Yellen ist so unabhängig, wie es sich Präsident Trump nicht schlimmer wünschen könnte.

Berufung der designierten, philippinischen Umweltministerin muss warten. Sitzungspause im Parlament. Minenlobby würde sich moderateren Kandidaten wünschen.

Erdogan und seine Entourage poltern, die Welt staunt. Gründe gibt es viele. In der Türkei gibt es wenig in der politischen Mitte. Was scheren mich heute meine Worte von gestern?

Während es in der Weltpolitik aktuell drunter und drüber geht (Brexit, Trump, Türkei, Wahlen in den Niederlanden und Frankreich, et cetera), ist in der Welt der Rohstoffe eine gewisse Ruhe, um nicht zu sagen Normalität eingekehrt. Offensichtlich macht sich die Wirtschaft relativ frei von den politischen Ungewissheiten und konzentriert sich vielmehr auf das Geschäft. Anders lassen sich die soliden Wirtschaftsdaten aus aller Welt nicht interpretieren. Auch ist der Einfluss der Spekulation in den Rohstoffmärkten gegenwärtig verhältnismäßig moderat. Die Politik des (noch) billigen Geldes der Zentralbanken trägt möglicherweise zu einer Blasenbildung in manchen Gütermärkten bei (Aktien, Immobilien, Kunst, Oldtimer), aber eben nicht in den Rohstoffmärkten. Vermutlich haben sich zu viele unerfahrene Investoren hier in den letzten Jahren eine blutige Nase geholt, so dass man den Märkten nun mit dem Respekt begegnet, der ihnen gebührt.

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve hat bereits die Zinswende eingeleitet und ganz aktuell einen weiteren, moderaten Zinserhöhungsschritt von 0,25% vollzogen. Gute Konjunkturdaten in den USA unterstützen diese Entscheidung. Zuletzt stieg der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes im Februar 2017 von 56,0 auf 57,7 Punkte an, was auch auf eine anziehende Dynamik der Industrieaktivität hinweist. Das mag vielleicht die Glücksritter des schnellen Geldes stören, für die Welt- und Volkswirtschaft ist es nur zu begrüßen, denn permanente Niedrig-, Null- und Negativzinsen stören in gefährlicher Weise die sachgerechte Allokation von Finanzmitteln und sorgen für problematische Verwerfungen in bestimmten Märkten. Aber aktuell eben nicht im Rohstoffmarkt!

Die Europäische Zentralbank ziert sich noch mit Zinserhöhungen, aber irgendwann wird auch diese im Angesicht steigender Inflationsraten folgen. Die amerikanische Notenbankchefin, Janet Yellen hat vor allem einen großen Vorteil und das ist ihr Alter von frischen 70 Jahren. Sie muss sich nicht wirklich Sorgen, um ihre weitere berufliche Karriere machen und kann daher unabhängig von der Politik so agieren, wie sie es dem Auftrag der Institution, der sie vorsteht, schuldig ist. Und das ist auch unter einem Präsidenten Trump so, was diesen vermutlich mächtig wurmen dürfte, denn die Dame ist sicher auch nicht bestrebt, ihm zu einem ungerechtfertigten Triumph zu verhelfen. Und gerade mit unabhängigen Menschen scheint der neue amerikanische Präsident so seine Probleme zu haben, selbst wenn die amerikanische Verfassung dies für die Gewaltenteilung demokratischer Institutionen, wie zum Beispiel Gerichte, aus guten Gründen so vorsieht.

In diesem Umfeld hat sich die Nickelnotierung in den letzten vier Wochen in einem stabilen Band von USD 10.000,00/mt auf der Unterseite und USD 11.000,00/mt auf der Oberseite bewegt. Aktuell handelt das Metall an der London Metal Exchange (LME) bei USD 10.250,00/mt. Der moderate und damit gesunde Aufwärtstrend bleibt damit intakt. Es besteht ebenso wenig Phantasie für unerwartete Kursfeuerwerke, wie die Kurse nach unten sehr gut unterstützt sind. Denn die Edelstahlproduktion läuft allem Vernehmen nach robust. Damit stimmt die Nachfrage, aber wiederum ohne euphorisch zu werden. Auf der anderen Seite halten die Vorgänge in Indonesien und den Philippinen und damit bei zwei Kernproduzenten von Primärnickel beziehungsweise den Vorprodukten das Angebot in einem angemessenen Rahmen.

Unklar ist indes die Zukunft der Staatssekretärin im philippinischen Umweltministerium, Regina Lopez. Diese ist als Umweltaktivistin die treibende Kraft hinter den umfangreichen Minenschließungen gewesen und hatte sich dadurch mit dem gesamten Minensektor angelegt. Frau Lopez sollte nun Umweltministerin werden, doch nach der Berufung durch den Präsidenten, steht die Bestätigung oder Ablehnung durch das Parlament noch aus. Verständlicherweise würde sich die starke Minenlobby eine moderatere Besetzung dieser Position wünschen. Die Parlaments¬entscheidung wurde erst einmal bis Ende Mai vertagt, befinden sich die Abgeordneten doch jetzt in einer sechswöchigen Sitzungspause. Schönen Urlaub!

Das International Stainless Steel Forum (ISSF) berichtete gerade passend auch mit vorläufigen Zahlen über den Verlauf der Edelstahlproduktion im vergangenen Jahr 2016. Insgesamt konnte die Tonnage weltweit mit einem überdurchschnittlichen Wachstum von 10,2% deutlich auf 44,9 Millionen Tonnen zulegen, nach einem Nullwachstum im schwachen Rohstoffjahr 2015. In allen wesentlichen Teilmärkten stieg die Produktion, nur im Zwergmarkt Zentral- und Osteuropa wurden mit 247 Tausend Tonnen 4,6% weniger produziert als im Vorjahr. In Europa/Südafrika konnte ein Wachstum von 2,4% auf 7,7 Millionen Tonnen erreicht werden, Nord- und Südamerika produzierten insgesamt 2,931 Millionen Tonnen Edelstahl. Asien ist mit nunmehr 75,8% weiterhin der absolute Spitzenreiter, dabei wuchs die Produktion in China mit unglaublichen 15,7%, im übrigen Asien war immerhin „noch“ ein Plus von 4,8% zu verzeichnen.

Der europäische Referenzpreis für Ferrochrom, welcher im 1. Quartal um deutliche 50% oder 55 USD-Cents auf USD 1,65 per lb Chrom gestiegen war, wurde für das 2. Quartal nach dem überaus starken Anstieg signifikant leichter erwartet. Der diesbezügliche Indikator des Metal Bulletin ging beispielsweise zuletzt von einem Preis von USD 1,48 per lb aus. Nun wurde vom südafrikanischen Chromproduzenten Merafe das Verhandlungsergebnis für das 2. Quartal bekanntgegeben, welches USD 1,54 per lb Chrom beträgt. Das sind 11 Cents respektive 6,7% weniger, als die Referenz im 1. Quartal. Mit diesem soliden Resultat wird auch das Argument einer allgemein guten Edelstahlkonjunktur gestützt.

Was im Augenblick von manchen Amtsträgern (ob es sich auch um Würdenträger handelt, lassen wir einmal dahingestellt) aus der Türkei über den Bosporus schallt, ist mitunter schon erstaunlich. Im Vorfeld zu dem Referendum zu einer Verfassungsänderung hin zu einem (de facto schon bestehenden) Präsidialsystem in der Türkei, welches am 16. April 2017 stattfinden wird, war es im Zusammenhang mit Wahlkampfauftritten türkischer Politiker in mehreren europäischen Ländern zu einem handfesten Streit mit der Türkei gekommen. Nachfolgend findet man ein unkommentiertes Beispiel, wie sinnfrei, neben den vielen Beleidigungen und Provokationen, argumentiert wird, so dass es die Rädelsführer wohl selbst kaum glauben, was sie dort von sich geben.

So sagte der AKP-Abgeordnete Mustafa Yeneroglu, welcher gleichzeitig Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses des türkischen Parlaments ist, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (DLF) auf die Frage des Redakteurs hinsichtlich der Unabhängigkeit des Gerichts, welches im Zusammenhang mit der Inhaftierung des deutsch-türkischen Journalisten Yücel entschieden habe, folgendes:

„Mindestens so unabhängig wie die Gerichte in Deutschland, ja. Wenn wir überhaupt den Besuch von Staatsführern davon abhängig machen wollen, wie viele Staatsbürger des jeweiligen Landes im Gefängnis inhaftiert sind, dann dürften wahrscheinlich überhaupt keine deutschen Staatsbürger in die Türkei einreisen, denn es ist bestimmt so, dass viel mehr türkische Staatsbürger in Deutschland inhaftiert sind als Deutsche in der Türkei.“ Das ganze Interview findet sich zum Lesen und weiteren Staunen auf der Website des DLF.

Allerdings muss man ganz deutlich sagen, dass dies nicht die Meinung der Türkei ist, sondern nur eines Teils der Gesellschaft. Was auch ein Problem der Auseinandersetzung in der Türkei zu sein scheint, ist, dass es dort kaum eine politische Mitte gibt, die vermitteln und für Kompromisse sorgen könnte. Es gibt entweder eingefleischte Erdogan-Anhänger oder Erdogan-Gegner. Auch ein anderer Aspekt ist vielleicht interessant. Erdogan, der in seiner Rolle als Rüpel versucht, die Wähler aus seinem Lager für das Referendum hinter sich zu scharen, tritt unter Umständen auch deswegen so lautstark auf, weil die Türkei über eine der größten Armeen verfügt, welche der Westen auch noch mit den modernsten Waffen ausgerüstet hat. Mit diesem Wissen im Rücken, und sei es nur gefühlt, lässt es sich leichter poltern. In der EU wurden die Truppenstärken hingegen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich reduziert.

Bei allem gegenwärtigen Übel ist es aber überhaupt nicht ausgeschlossen, dass Erdogan nach dem Referendum, wie schon häufiger, wiederum eine 180-Grad-Wendung seiner Politik und Rhetorik vollzieht, wenn es seinen Machtinteressen dient (vgl. die Beziehung zu Putin und Russland). Es ist kaum zu glauben, dass die türkische Volkswirtschaft auf Dauer auf westliche Touristen und Investitionen von und Handel mit westlichen Unternehmen verzichten möchte, was der Fall wäre, wenn man sich selbst dauerhaft so ins Abseits stellt.

Zum Ende vergangenen Jahres hat die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e.V. (BDSV) eine wissenschaftliche Studie mit dem prägnanten Kurztitel „Zukunft Stahlschrott“ vorgestellt. Diese wurde im Auftrag der BDSV durch das Fraunhofer-Institut UMSICHT erstellt. Es handelt sich dabei um die erste umfassende, wissenschaftliche Studie über die Rolle des Stahlrecyclings. Diese befasst sich im Detail mit den technischen, ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Faktoren von Stahl- und Edelstahlschrott. Auf der Website der BDSV (www.bdsv.org) finden sich eine zusammenfassende Broschüre sowie der vollständige Studienbericht des Fraunhofer-Instituts. Im Ergebnis ließen sich sieben, wissenschaftlich belegte und durch Experteninterviews bestätigte, Kernaussagen ableiten:

Kein Stahlschrott – keine Stahlindustrie, Stahlrecycling als Teil der Wertschöpfungskette, kein Stahlrecycling – keine zirkuläre Wirtschaft, Stahlschrott schont Klima und Ressourcen, Stahlrecycling sichert und schafft Arbeitsplätze auf allen Qualifikationsniveaus, Stahlrecycling ist sinnvoll für die Volkswirtschaft sowie die Stahlrecyclingbranche hat Innovationspotenzial. Eine Lektüre kann nur dringend empfohlen werden.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
20. März 2017
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
10.135,00
USD/mt
5.912,00
USD/mt
1.924,00
USD/mt
LME Bestände in mt
13. Februar 2017 20. März 2017 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 383.040 382.824 – 216 – 0,06%
Kupfer (Cu) 247.825 332.975 + 85.100 + 34,36%
Aluminium (Al) 2.225.850 1.985.875 – 239.975 – 10,78%

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