LME-Nickelkurs weiter über USD 15.000,00/mt. Nach EZB-Sitzung dämpft ein stärkerer US-Dollar. Wechselkurs nimmt Einfluss auf die Edelstahlschrottpreisentwicklung. Insbesondere in Euro-Währung.

Datenschutzgrundverordnung sorgt für Verdruss. Ein bürokratisches Monster. Zielsetzung der Politik durchaus sinnvoll. Umsetzung wirft Fragen auf. Werden die Datenhändler wirklich beschränkt?

Elektromobilität und Batterien nach wie vor ein Thema im Nickelmarkt. Nickelnachfrage und –verbrauch aus diesem Bereich könnten erheblich steigen. Auch heute schon ist Angebotsdefizit real.

Ursache ist aber heute die starke Edelstahlproduktion. Nickellagerbestände dämpfen die Preisentwicklung. Für 2018 wird aus dem Batteriesektor eine Nachfrage von 36.000 Tonnen erwartet.

Die Nickelnotierung an der London Metal Exchange (LME) setzte die Aufwärtsbewegung fort und erreichte mit Preisen um USD 15.800,00/mt vorerst einen weiteren Höhepunkt. Damit wurde das Kursniveau, welches bereits Mitte April einmal erreicht und zum Teil auch deutlich überschritten wurde, indirekt bestätigt. Gab es seinerzeit allerdings einen konkreten Anlass für den rasanten Anstieg, nämlich die Verschärfung der US-amerikanischen Sanktionen gegen Russland und damit auch gegen die gewissen Oligarchen gehörenden Rohstoffunternehmen, hat sich der letzte Preisanstieg relativ unbeeinflusst entwickelt. Im Anschluss kam es aufgrund der endgültigen Inkraftsetzung der Strafzölle der USA gegen Europa und andere Länder auf Stahl und Aluminium zu einer kurzen Korrektur, die bis zum 12. Juni 2018 auf einen Nickelkurs von knapp unter USD 15.200,00/mt führte. Am Folgetag lag aber das Hoch schon wieder bei über USD 15.700,00/mt. Die Entscheidung der europäischen Zentralbank am 14. Juni 2018, die Zinsen bis mindestens Sommer 2019 auf niedrigem Niveau zu belassen, führte jedoch umgehend wieder zu einem Kursverfall durch den deutlich erstarkten US-Dollar.

Dieser ökonomische Zusammenhang führt uns auf einen Punkt, der in den Rohstoffmärkten nicht immer ausreichend Beachtung findet. Gerade in den europäischen Edelstahlschrottmärkten ist es üblich, dass Preise, vor allem mit den Lieferanten, in Euro-Währung abgeschlossen werden. Das ist auch insofern nachvollziehbar, als die EU-Rohstofflieferanten in der Regel ihre Einnahmen in Euro-Währung bevorzugen, um damit ihre in Euro entstehenden Kosten zu decken. Daraus kann aber gerade nicht geschlossen werden, dass es deshalb bei diesen Unternehmen kein Währungsrisiko gibt.

Denn die Rohstoffpreise, die die Basis für die Kalkulation des jeweils aktuellen Edelstahlschrottpreises bilden, notieren überwiegend in US-Dollar. Damit ergibt sich selbst bei einem Einkauf in Euro und einem Verkauf in Euro ein mitunter beträchtliches Währungsrisiko. Der USD-/EUR-Kurs zum Zeitpunkt der Umrechnung der US-Dollar-Rohstoffnotierungen in einen Euro-Einkaufspreis ist ein anderer, als der USD-/EUR-Kurs zum Zeitpunkt der Umrechnung der US-Dollar-Rohstoffnotierungen in einen Euro-Verkaufspreis. Soweit so gut.

Nun war der USD/EUR-Wechselkurs über viele Jahrzehnte zwar volatil, aber im Vergleich zu den üblichen Schwankungen bei den Rohstoffpreisen gemeinhin als eher stabil zu bezeichnen. Das hat sich schon seit einiger Zeit geändert. So ist der USD-/EUR-Kurs seit Mitte April 2018 von 1,24 EUR/USD auf aktuell unter 1,16 EUR/USD gefallen. Verantwortungsbewusste Unternehmen mit einer entsprechend hohen Exposition gegenüber Änderungen bei USD-/EUR werden daher ihr Risiko entsprechend konsequent absichern beziehungsweise wie man auch sagt: hedgen.

Die sehr unterschiedliche Handhabung zeigte sich auch am Preisgefüge im Edelstahlschrottmarkt der vergangenen Wochen. Ein- und Verkaufspreise waren nicht immer in Einklang zu bringen und zeigten sich mitunter sehr uneinheitlich. Das kann nur auf den vorstehend beschriebenen Effekt zurückzuführen sein, denn derjenige, der in den letzten Monaten nicht auf der USD-/EUR-Währungssicherungsseite unterwegs war, konnte erhebliche, allerdings hochspekulative Währungsgewinne einfahren. Diese wurden mitunter auf der Verkaufs- und Einkaufsseite zur Erzielung von Marktanteilsgewinnen „unter die Marktpartner“ gebracht. Es wurde ganz offensichtlich nicht mehr richtig gerechnet.

Das ist allerdings eine sehr kurzsichtige Strategie, denn bei einer umgekehrten Wechselkursentwicklung in gleicher Stärke kommt es zu dramatischen spekulativen Verlusten. Haben die Gläubiger und Kunden vorher von den Spekulationsgewinnen nur teilweise profitiert, kann es bei den Verlusten schnell passieren, das Gläubiger und Kunden am Ende diese mitunter vollständig tragen müssen. Daher ist eine Frage bei den Geschäftspartnern bezüglich Risikopolitik mitunter nicht nur für die finanzierenden Banken von Interesse.

Seit Ende Mai ist die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in aller Munde, die es vielleicht sogar zu einer Nominierung zum „Unwort“ des Jahres 2018 schaffen könnte. Es ist schon verwunderlich, was in Zeiten des durch die Politik vehement geforderten Bürokratieabbaus Bürgern und Unternehmen zugemutet wird. Hatten sich die Politiker noch im Umfeld des Datenskandals bei Facebook ihres großen Wurfs gerühmt, um die informationelle Sicherheit zu erhöhen, macht sich nun langsam die Erkenntnis breit, dass man doch erheblich über das Ziel hinausgeschossen ist. In Hauruck-Aktionen versuchen nun dieselben Politiker, die extrem negativen Konsequenzen zu mildern und auch den Stimmungsumschwung bei Wirtschaft und Bevölkerung zu erwidern. So sollen nun nach der Sommerpause Vereine und Unternehmen zum Beispiel vor fragwürdigen Abmahnanwälten geschützt werden.

Wenn Turnvereine die ehrenamtlichen Kräfte verlieren, die die persönliche Verantwortung für den Schutz der persönlichen Daten mangels Know-how und Ressourcen nicht übernehmen können und wollen oder Schulen die Websites vom Netz nehmen, weil die Schüler, die auf Panoramafotos von hinten gezeigt werden, ihr Einverständnis zur Abbildung nicht erteilt haben, dann ist mal wieder etwas gründlich schief gelaufen. Dann haben unsere politischen Entscheidungsträger etwas generiert, was man durchaus als Kollateralschaden bezeichnen kann. Und da die Datenschutzgrundverordnung letztlich eine europäische, harmonisierte (immerhin das ist gut) Lösung ist, wird auch der EU-Verdruss der Bürger wieder steigen, was man doch gerade vermeiden wollte. So bekämpft man jedenfalls keine populistischen Strömungen, im Gegenteil.

Gestern beim Zahnarzt wurde dem Autor noch vor der Begrüßung erst einmal eine Datenschutzerklärung zur Gegenzeichnung vorgelegt. Und das E-Mail-Postfach war verstopft mit Nachrichten, die zur Bestätigung diverser Datenschutzerklärungen aufforderten. Nur, liest sich überhaupt jemand alle diese Dokumente jemals durch oder werden diese nicht zwangsläufig, wenn es sich um einen einigermaßen seriösen Absender handelt, einfach durchgewunken? Ebenso verhält es sich mit den diversen Sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp und Co. Diese haben nun mit tatkräftiger Unterstützung von den eigenen Rechtsanwälten und spezialisierten Anwälten die Datenschutzerklärungen und erforderlichen Zustimmungen so angepasst, dass nun alles schön gesetzeskonform ist und man mit den persönlichen Daten nun kommerziell noch mehr machen kann als zuvor.

Die, die man mit dem verschärften Datenschutz eigentlich im Fokus hatte und wo ein erhöhter Schutz unbedingt geboten ist, erreicht man also am Ende nicht (siehe unten) und alle anderen, die nun übermäßig administrativ belastet werden, haben es auszubaden. Dabei hätte man ja auch Folgendes tun können: a) auch nach Abbestellung weiterhin unerwünscht zugesendete E-Mails werden einer zentralen, behördlichen Stelle gemeldet, die ein Bußgeld von EUR 500,00 pro E-Mail ausspricht. Die Einnahmen kommen einem Fonds zur Förderung von Medienkompetenz zugute, b) auf missbräuchlicher Nutzung von Daten stehen drakonische Strafen, es gilt eine ausdrückliche schriftliche Zustimmungserfordernis, ein Klick genügt nicht und c) die Bürger haben ein Auskunftsrecht sich bei Institutionen und Unternehmen rückzuversichern, ob und welche Daten gespeichert sind sowie ein Recht auf deren unverzügliche Löschung. Wofür braucht ein mittelständischer Großbäcker ein Datenschutzmanagementsystem?

Vorstehende Einschätzung ändert nichts daran, dass Datenschutz ein sehr ernstes und wichtiges Thema ist und mit Daten an allen Orten verantwortungsvoll umgegangen werden muss. Und am Ende wird alles nicht so heiß gekocht, wie es einen zeitweise die tagesaktuelle Medienberichterstattung weismachen möchte.

Alle wesentlichen Themen werden aber derzeit wohl erst einmal bis Mitte Juli von der Fußballweltmeisterschaft überlagert, einem wirklich existenziellen Ereignis. Brot und Spiele oder Opium für das Volk. Wobei der russische Autor Wladimir Kaminer in einem Interview der Ansicht war, „Opium sei wohl etwas zu stark, eher ein Schnäpschen für das Volk.“ Selbst Trump hatte den Gipfel mit dem nordkoreanischen Kim in weiser Voraussicht vor den Beginn der Fußball-WM gelegt, um noch die nötige Aufmerksamkeit zu erhaschen. Immerhin wurde in Singapur gesprochen, die Ergebnisse müssen folgen.

Doch, dass Donald Trump seine Finger auch in Fußballangelegenheiten stecken hat, ist vielleicht eher unbekannt. So berichtet das Handelsblatt zur ersten Mega-WM 2026 in USA, Kanada und Mexiko, dass der amerikanische Präsident Ländern, die bei der Wahl durch den Kongress des Fußball-Weltverbands FIFA nicht für den amerikanischen Dreierbund stimmen würden, mit politischen Konsequenzen gedroht hatte. Fragen muss man sich allerdings zweierlei: Wie passieren die mexikanischen Fußballfans die zwischen USA und Mexiko geplante Mauer und wo ist der Repräsentant der US-amerikanischen Demokraten, der in der Lage ist, Donald Trump erfolgreich herauszufordern.

Das Metal Bulletin berichtete unter der Überschrift „Sechs Dinge, die wir in Toronto gelernt haben“ von der eigenen Internationalen Nickel Konferenz in Kanada. Zunächst spricht der Autor des Artikels davon, dass es sich eigentlich um eine als Nickelkonferenz getarnte Batterietagung gehandelt habe. Denn führende Experten schätzen, dass sich die Nickelnachfrage in den Jahren bis 2025 batteriebedingt auf 350.000-500.000 Tonnen steigern sollte. In 2018 geht man von einem Verbrauch von 36.000 Tonnen Nickel in der Batterieproduktion aus. Als zweiter Punkt wurde klar, dass das globale Angebotsdefizit bei Nickel real ist. Sowohl die Zahlen der International Nickel Study Group (INSG) sowie die Schätzungen von Norilsk Nickel gehen von einem wesentlichen Defizit aus. Die INSG schätzt 117.000 Tonnen für das Gesamtjahr 2018, im ersten Quartal 2018 soll der Nachfrageüberhang 39.100 Tonnen betragen haben.

Drittens kann man konstatieren, dass die LME-Nickellagerbestände beständig fallen. Dennoch sollten die Lagermengen ausreichen, die konstante Lücke bis 2021 einigermaßen zu schließen. Als Viertes gibt es die Aussage, dass der Edelstahlmarkt insgesamt einen deutlich stärkeren Einfluss hat, als von vielen erwartet. Insbesondere der Anstieg der Edelstahlproduktion in China und Indonesien sollte hierzu beitragen. Als fünfte Erkenntnis wird festgehalten, dass ein Nickelpreis von USD 18.000,00/mt erforderlich sei, um neue Kapazitäten in der Nickelproduktion anzukurbeln, sei es nun bei sulfidischen Nickelprojekten oder den HPAL (high pressure acid leaching)-Projekten. Und schließlich wurde als sechstes Learning festgehalten, dass sich die Konferenzteilnehmer einig waren, dass es für Kapazitätserweiterungen nicht nur einer kurzen Überschreitung der Kursschwelle von USD 18.000,00/mt bedürfe, sondern dass, wie ein Vertreter von Anglo American äußerte, die Preise für 18-24 Monate über diesem Niveau handeln müssten, um entsprechende Investitionsentscheidungen zu unterstützen.

Wie sich die Nickelnotierungen in den unmittelbar bevorstehenden Sommermonaten, mit allgemein und wartungsbedingt niedrigerer Edelstahlproduktion, entwickeln werden, bleibt abzuwarten. Die Nickelnotierungen präsentieren sich aktuell weiterhin ausnehmend robust, was sicher auch mit der mittelfristigen Phantasie hinsichtlich Nachfrage aus dem Bereich der Elektromobilität zu tun hat.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
18. Juni 2018
Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)
Official Close
3 Mon.Ask
15.020,00
USD/mt
6.988,00
USD/mt
2.215,00
USD/mt
LME Bestände in mt
11. Mai 2018 18. Juni 2018 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 311.604 275.712 – 35.892 – 11,52%
Kupfer (Cu) 281.075 294.275 + 13.200 + 4,70%
Aluminium (Al) 1.264.250 1.139.575 – 124.675 – 9,86%

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