Ein nicht enden wollendes Geschacher
Es bleibt derzeit ein zähes Ringen zwischen den USA und den anderen Staaten, was die von den USA verhängten, allgemeinen Zölle auf Importprodukte angeht. Es geht darum, denjenigen Zollsatz zu finden, der für die anderen Länder noch akzeptabel ist, andererseits aber Präsident Trump in seinem Lager und vor dem Hintergrund der Wahlversprechen noch ausreichend gut aussehen lässt. Die USA möchte Deals machen, die anderen Länder wissen aber auch um ihre Stärken und potenzielle Druckmittel.
So ziehen sich die weitgehend vertraulichen Zollgespräche aufgrund der komplexen Materie länger hin. Immer wieder werden auch Zugeständnisse von den Parteien gemacht, denn Verhandlungen sind eben keine Einbahnstraße. Der kurzfristige Gewinner scheint aber erst einmal Trump zu sein, denn die Zolleinnahmen sind tatsächlich schon einmal so stark gestiegen wie lange nicht mehr. Die definitiven Zölle in den USA sollen nun am 1. August 2025 eingeführt werden.
Es wurden aber im Rahmen der Verhandlungstaktik der Trump-Administration bereits Mitte Juli „Briefe“ mit den finalen Zollsätzen verschickt, so an Südkorea und Japan, wie auch Kanada, Mexiko und Brasilien sowie Anfang der 29. Kalenderwoche auch an Europa. Für die Europäische Union (EU) soll der Zollsatz nun 30% betragen. Aber auch die EU kann verhandeln und hat ihrerseits die Liste der Gegenzölle und -maßnahmen schon bekannt gegeben, aber deren Anwendung ebenfalls bis Anfang August aufgeschoben.
Es ist, wie eine Kommentatorin der Nachrichtensendung Tagesschau der EU für die Verhandlung mit den USA zutreffend rät: „Samthandschuhe einpacken und Boxhandschuhe raus.“ Beide Parteien versprechen sich von der neuerlichen Runde weitere Zugeständnisse und damit de facto auch eine weitere Annäherung hin zu einem tragbaren Kompromiss. Die Industriemetallpreise von Kupfer, Aluminium und Nickel sind vor dem Hintergrund der fortwährenden Unsicherheiten weiterhin volatil, aber nicht einheitlich.
Bei Kupfer zum Beispiel sind die USA, trotz einer wesentlichen eigenen Produktion, noch bei rund der Hälfte des Bedarfs von Importen abhängig. Dennoch möchte der US-Präsident neben den spezifischen Zöllen für einzelne Länder, auch auf bestimmte Produkte Sonderzölle erheben, so auch auf Kupfer in Höhe von 50%. Langjährige Marktbeobachter können den Wunsch der USA zwar nachvollziehen, die Produktion von Kupfer im Inland anzukurbeln, halten aber vor dem Hintergrund des immer noch erheblichen Bedarfs exorbitante Zölle für keine wirklich gute Idee.
Man geht vielmehr davon aus, dass der Kupferpreis zwar, durch die Regulierung und ein damit einhergehender Rückgang der Nachfrage, kurzfristig eher gedämpft werden könnte, rechnen mittelfristig jedoch mit einer Spreizung des Marktes mit einem höheren Kupferpreis in den USA. Damit würden die US-Zölle mindestens teilweise kompensiert, bei einem niedrigeren Preisniveau außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika. Das wäre wohl kaum die Basis für ein neues Eldorado für Kupferverbraucher. Schließlich würde es auch an den führenden Warenterminbörsen London Metal Exchange (LME) und Chicago Mercantile Exchange (CME) dauerhaft unterschiedliche Preise für Kupfer geben.
Der 3-Monats-Terminkontrakt für Nickel an der LME liegt in dieser Gemengelage weiterhin bei rund USD 15.000,00/mt, wobei die Notierung in den letzten 30 Tage auch schon Preise von knapp unter USD 14.800,00/mt und bei beinahe USD 15.500,00/mt gesehen hat. Nimmt man die Erwartungskomponenten der Einkaufsmanagerindizes als Maßstab, will die Realwirtschaft eigentlich eher wieder nach oben, während die permanente Unsicherheit durch Regierungshandeln diese Bewegung bremst.
Sicher wäre es daher sinnvoll, dass es nun zum 1. August 2025 eine Einigung mit den USA gibt, denn Stabilität und Planungssicherheit sind unabdingbare Voraussetzungen dafür, dass es auch bei den Unternehmen und beim Konsum wieder aufwärts geht. Natürlich würden deutlich zweistellige Zollsätze (zumindest in manchen Branchen) für erhebliche Änderungen der Handelsströme sorgen, mit entsprechenden kurzfristigen Reibungsverlusten. Aber, es würden auch neue Handelsbeziehungen und -partnerschaften entstehen. Wer am Ende auf dem Spielfeld steht und wer am Spielfeldrand, ist in diesem Zusammenhang noch nicht ausgemacht (vgl. auch Kupfer).
Ohnehin hat die Anpassung bei Import und Export, was die USA, aber auch die EU und den Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) angeht längst begonnen. Welcher Händler schickt Ware auf einen langen Transport an den Bestimmungsort, wenn nicht klar ist, mit welcher Marge schließlich zu rechnen ist. Bei dem derzeitigen Tumult und wechselnden Ankündigungen kann aus einer sicheren Marge schnell ein Verlustgeschäft werden. Es sei denn man macht von vorneherein einen großen Bogen um die USA.
Großbritannien im Umbruch: Weg von Hochöfen, hin zu EAF-Schmelzöfen
Die britische Stahlindustrie steht erneut im Fokus, nachdem die Regierung jüngst die Kontrolle über das Werk von British Steel in Scunthorpe übernommen hat. Obwohl parteiübergreifende Zustimmung herrscht, gleicht dieser Schritt eher einem Notpflaster für eine schwer angeschlagene Branche. Großbritannien produziert heute nur noch rund 4 Millionen Tonnen Stahl – ein Rückgang von 29 % – und belegt im globalen Vergleich lediglich Platz 35. Gleichzeitig wurden 2024 etwa 6,45 Millionen Tonnen Stahlprodukte importiert. Die traditionellen Hochöfen, betrieben mit importiertem Eisenerz und Koks aus Ländern wie Australien oder Mauretanien, verursachen enorme Kosten und hohe CO₂-Emissionen. Unternehmen wie Tata Steel und British Steel verzeichneten zuletzt tägliche Verluste in nahezu Millionenhöhe.
Ein möglicher Ausweg liegt im Umstieg auf Elektrolichtbogenöfen (EAF), die recycelten Stahlschrott einschmelzen. Großbritannien erzeugt jährlich rund 10 – 11 Millionen Tonnen Stahlschrott, wovon nur 2,6 Millionen Tonnen im Inland genutzt und der Großteil exportiert wird. Während Tata ab 2027 EAF-Anlagen in Port Talbot plant, lehnt British Steel diesen Schritt bislang ab – trotz eines Regierungsangebots von 500 Millionen Pfund für den Umbau. Kritiker argumentieren zwar, dass EAF-Stahl durch die begrenzte globale Schrottverfügbarkeit lediglich CO₂-Emissionen verlagere, doch die lokale Nutzung von Schrott mit dem vergleichsweise klimafreundlichen britischen Strommix kann die Emissionen effektiv senken.
Hinzu kommt, dass Großbritannien durch eine stärkere Nutzung von EAFs nicht nur seine Importabhängigkeit verringert, sondern auch strategisch wichtige Sektoren wie Verteidigung und erneuerbare Energien besser versorgen könnte. Hochwertiger Stahl für beispielsweise Windkraftanlagen lässt sich mittlerweile auch mit EAF-Technologie produzieren – wie Beispiele aus den USA oder Frankreich zeigen. Gleichzeitig verlieren britische Verbraucher derzeit den Zugang zu lokal produziertem Recyclingstahl, da der Exportmarkt – insbesondere die Türkei – durch Preisverfall dominiert und EAF-Stahl zunehmend aus dem Ausland importiert werden muss.
Die Herausforderung liegt nun darin, einen sozial verträglichen Strukturwandel einzuleiten. Zwar ist der Personalbedarf bei EAF-Betrieben geringer als bei klassischen Hochöfen, doch langfristig könnte eine stärkere EAF-Nutzung Arbeitsplätze stabilisieren, Wettbewerbsfähigkeit sichern und die ökologische Bilanz verbessern. Die entscheidende Frage bleibt: Wird die britische Regierung diese letzte Chance ergreifen, um eine grüne und zukunftsfähige Stahlindustrie im eigenen Land aufzubauen? Die Weichen dafür müssen jetzt gestellt werden.
Solarstrom überholt diesen Sommer erstmals Atomkraft weltweit
Im Sommer 2025 wird die weltweite Stromerzeugung aus Solarenergie erstmals die aus Atomkraftwerken übertreffen – ein bedeutender Meilenstein für den weiteren Aufstieg der Sonnenenergie im globalen Energiemix. Während Solarstrom über das Jahr verteilt hinter Wind-, Wasser- und Atomkraft zurückbleibt, erreicht er in den Sommermonaten immer neue Höchstwerte.
Bereits im letzten Sommer übertraf die Solarenergie erstmals die globale Windkraftleistung in der nördlichen Hemisphäre. In diesem Jahr wird nun auch die Atomkraft während der Hochsommermonate in puncto Stromproduktion übertroffen. Damit bleibt die Wasserkraft das letzte große CO₂-arme Energiesegment, das von der Solarenergie noch nicht überholt wurde – zumindest temporär.
Die massive Ausweitung der Solarkapazitäten ist dafür verantwortlich: Zwischen 2014 und 2024 stieg die weltweit installierte Solarleistung um den Faktor zehn auf 1.866 Gigawatt (GW). Das ist mehr als bei jeder anderen Energiequelle. Zum Vergleich: Windkraft wuchs im selben Zeitraum um den Faktor 3,2, alle anderen Energieformen weniger als doppelt so stark. In der Gesamtkapazität liegt Solar inzwischen hinter Kohle (2.174 GW) und Erdgas (2.055 GW), aber deutlich vor Wasserkraft (1.283 GW) und Wind (1.132 GW).
Dank dieser Ausbauraten stieg die Solarstromproduktion in den ersten drei Monaten 2025 um 34 % im Vergleich zum Vorjahr. Sollten sich diese Zuwächse fortsetzen, könnten im Juni, Juli und August jeweils über 260 Terawattstunden (TWh) erzeugt werden – mehr als die durchschnittlichen 223 TWh der Atomkraftwerke.
Für Netzbetreiber bringt das Chancen und Herausforderungen: Die unstete Solarproduktion erfordert flexible Stromnetze und neue Speicherlösungen. Sinkende Kosten für Batteriesysteme fördern dabei das sogenannte „Solar-plus-Batterie“-Modell. Dieses ermöglicht, überschüssigen Solarstrom zu speichern und später nutzbar zu machen – ein wichtiger Schritt hin zur Reduktion fossiler Energieträger und zur weiteren Dekarbonisierung der Stromversorgung.
Nickel der Zukunft: Klimafreundliche Herstellung mit Wasserstoffplasma
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Nachhaltige Materialien (MPI-SusMat) haben ein innovatives Verfahren entwickelt, mit dem sich „grünes“ Nickel CO₂-arm, energieeffizient und in nur einem einzigen Prozessschritt herstellen lässt. Dabei werden minderwertige Nickelerze, die rund 60 % der weltweiten Nickelvorkommen ausmachen, mit Wasserstoffplasma behandelt. Diese Laterit-Erze wurden bisher kaum genutzt, da ihre Verarbeitung technisch aufwendig war.
Nickel ist ein entscheidender Rohstoff für die Energiewende, insbesondere für Batterien in Elektroautos, Stromnetze und Edelstahl. Der globale Bedarf an Nickel wird sich bis 2040 voraussichtlich verdoppeln und dann bei über sechs Millionen Tonnen jährlich liegen. Gleichzeitig verursacht die herkömmliche Nickelproduktion große Mengen CO₂ — etwa 20 Tonnen CO₂ pro Tonne Nickel. Das neue Verfahren könnte, neben nachhaltigen und unverzichtbaren Recyclingrohstoffen wie Edelstahlschrott, helfen, diese Umweltbelastung drastisch zu reduzieren.
Im neuen Prozess werden Schmelzen, Reduktion, Abtrennung und Raffination in einem Schritt kombiniert. Dabei entsteht Ferronickel, eine hochwertige Eisen-Nickel-Legierung mit minimalen Verunreinigungen. Statt herkömmlicher, kohlenstoffbasierter Reduktionsmittel kommt Wasserstoffplasma zum Einsatz. Durch die Kontrolle der Thermodynamik im Lichtbogenofen werden die komplexen Mineralstrukturen in einfachere Ionen überführt, ganz ohne Katalysatoren.
Ein großer Vorteil ist die Energieeinsparung: Das Verfahren benötigt bis zu 18 % weniger Energie, da das Erz nicht mehrfach erhitzt und abgekühlt werden muss. Zudem kann der Ofen vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Insgesamt sinken die CO₂-Emissionen im Vergleich zur konventionellen Produktion um bis zu 84 %.
Die Forscher wollen den Prozess nun für die industrielle Anwendung skalieren. Dabei müssen sie sicherstellen, dass die nicht-reduzierte Schmelze kontinuierlich an die Reaktionsoberfläche gelangt. Dies soll mit bekannten industriellen Techniken wie „Lichtbögen mit hohen Strömen, elektromagnetischen Rührsystemen und Gasimpulsen“ erreicht werden.
Das „grüne“ Ferronickel kann entweder direkt für Edelstahl genutzt oder weiter zu Batteriematerialien verarbeitet werden. Auch die entstehende Schlacke lässt sich weiterverwenden, etwa für Zement oder Ziegel. Zudem könnte das Verfahren auch auf andere wichtige Metalle wie Kobalt übertragen werden, was die nachhaltige Produktion für Elektromobilität und Energiespeicherung weiter vorantreiben würde.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine schöne und erholsame Sommer- beziehungsweise Urlaubszeit. Ferner ein angenehmes und sicheres Badevergnügen. Ein wenig Abkühlung täte der Welt, nicht nur aufgrund des Klimawandels, sondern auch aufgrund der allenthalben überhitzten Stimmung gut. Es gilt auch weiterhin einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn man bestehende Probleme und Konflikte ernsthaft und erfolgreich lösen möchte.
LME (London Metal Exchange)
| LME Official Close (3 Monate) | ||||
| 15. Juli 2025 | ||||
| Nickel (Ni) | Kupfer (Cu) | Aluminium (Al) | ||
| Official Close 3 Mon.Ask |
15.005,00 USD/mt |
9.635,00 USD/mt |
2.596,00 USD/mt |
|
| LME Bestände in mt | ||||
| 17. Juni 2025 | 15. Juli 2025 | Delta in mt | Delta in % | |
| Nickel (Ni) | 204.936 | 206.580 | + 1.644 | + 0,80% |
| Kupfer (Cu) | 107.550 | 110.475 | + 2.925 | + 2,72% |
| Aluminium (Al) | 349.100 | 416.975 | + 67.875 | + 19,44% |




































