Aufwärtstrend bei Nickel intakt. Politik der offenen Grenzen hat sich bewährt. Wirtschaft konnte bisher vor Totalabsturz bewahrt werden. Starke Erholung im zweiten Halbjahr spiegelt sich in mancher Bilanz wider.

Edelstahlschrott bekommt mehr Aufmerksamkeit im Rahmen der ESG-Berichterstattung. LME möchte sich weiter modernisieren und veröffentlicht daher nach 2017 nun eine neues Diskussionspapier.

Australien kann chinesische Sanktionen kompensieren. Dem Elektromobilhersteller Tesla mangelt es an Batteriezellen. Mit Metallrecycling gelingt in der EU der Green Deal. Schrotteinsatz braucht mehr Incentives.

Schon im 10./11. Jahrhundert gab es wohl einen Chromstahl. Nicht jeder Spekulant achtet auch auf das Detail. Hauptsache steigende Märkte. Exportverbot für indonesische Nickelerze schafft mehr Wertschöpfung.

Politik der offenen Grenzen für den Handel erfolgreich
Der Aufwärtstrend bei Nickel ist weiter intakt. Fast wie im Lehrbuch kam es nach Erreichen eines vorläufigen Hochs von USD 18.500/mt am 21. Januar 2021 zunächst zu einer erneuten Konsolidierung des Marktes auf USD 17.465/mt. Von diesem Niveau aus setzte sich dann, auch genährt durch neue Zuversicht und unendlich viel Liquidität der Zentralbanken, der Anstieg des Nickelpreises fort. Zuletzt wurden Notierungen von um USD 18.600/mt und mehr erreicht.

In einem Punkt darf man die Corona-Politik der meisten Staaten sicher loben. Mit Ausnahme gewerblicher Tätigkeiten, bei denen eine hohe Kontaktdichte vorliegt, hatte man sich global und beinahe konzertiert von der Maxime leiten lassen, die Wirtschaft soweit wie möglich und so gut es geht offen zu halten. Das betraf auch den grenzüberschreitenden Handel, denn Lieferketten sollten nicht mehr als unbedingt notwendig gestört werden. Schließlich wollte man nicht an dem Ast sägen, der in Form von Steuern, Unternehmensgewinnen sowie Löhnen und Gehältern einen großen Teil der Finanzierung dessen aufbringt, welches die Länder im privaten und öffentlichen Sektor konsumieren. Flankiert von einer erheblichen Erhöhung der Staatsverschuldung konnte so ein Totalabsturz der Wirtschaft bisher vermieden werden, wie auch die nachfolgenden Ausführungen zeigen.

Edelstahlproduzenten überzeugen mit Quartalszahlen
Das spiegelt sich auch in den Bilanzen der Unternehmen wider, die teilweise aufgrund der starken wirtschaftlichen Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2020, sogar deutlich besser ausfielen, als das noch zum Jahresbeginn erwartet wurde. So konnten die europäischen Edelstahlproduzenten gute bis sehr gute Zahlen für das vierte Quartal vorlegen. Sowohl eine gute Nachfrage durch die fortschreitende Erholung der Endverbrauchsmärkte, als auch ein nachlassender Importdruck aus Asien waren die Basis für ein erfolgreiches Quartal.

Wie der Edelstahlproduzent Aperam in seiner Investorenpräsentation zum Q4 2020 berichtet, hat sich die Produktion in den Bereichen Automotive und Transport normalisiert, mit einer ebenso positiven Erwartungskomponente und auch die Nachfrage nach Konsumgütern war stark, mit einem weiterhin stabilen Ausblick. Der Bereich Bau zeigt sich eher durchwachsen. Hier stimmt wohl auch ein geringerer Auftragsbestand vorsichtiger.

Was Food, Health & Catering angeht, ist das Bild uneinheitlich. Während in den Bereichen Nahrungsmittel und Gesundheit die Nachfrage als normal und damit noch gut zu bezeichnen ist, ist im Catering – durch die Covid-19 bedingten Effekte auf die Restaurants und den Tourismus – nur ein sehr schwaches Interesse festzustellen. Im Segment Industrie, Energie und Chemie ist der Bedarf ebenso verhalten, da sich die Krise natürlich auch auf die Investitionsbereitschaft auswirkt. Hier werden bei den Unternehmen dieses Bereichs aktuell andere Dinge priorisiert.

In diesem Zusammenhang ist es auch mehr als erfreulich, dass auch die Aussichten bzw. die sogenannte Guidance der europäischen Edelstahlproduzenten positiv ausfällt. Für das erste Quartal 2021 erwarten Aperam und Outokumpu ein besseres Ergebnis als im vierten Quartal 2020. Und auch bei Acerinox und Acciai Speciali Terni, deren Zahlen noch nicht vorliegen, dürfte die Prognose nicht wesentlich anders ausfallen.

ESG-Berichterstattung wird immer wichtiger
Die Berichterstattung über ESG (Environmental Social Governance ) nimmt in den Investorenpräsentationen der Stahlproduzenten einen immer größeren Raum ein. So wird bei den beiden vorgenannten Herstellern dem Edelstahlschrott mindestens eine eigene Seite eingeräumt. Der in der Öffentlichkeit lange eher stiefmütterlich behandelte, nachhaltige Sekundärrohstoff ist offenbar inzwischen, auch in der Sicht der Investoren, nicht nur salonfähig, sondern sexy geworden. Es ist vermutlich keine Chimäre, dass sich hinter den Türen der Strategieabteilungen vieler Stahlproduzenten, interne und externe Berater Gedanken und Planspiele über eine Upstream-Integration dieses für die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit so elementaren Rohstoffs machen.

LME veröffentlicht Diskussionspapier über die Marktstruktur
Am 19. Januar 2021 hat die London Metal Exchange (LME) ein Diskussionspapier vorgelegt, welches verschiedene strukturelle Änderungen anregt, um die Börse sowie das angeschlossene Clearinghaus zu modernisieren. Man will „fit für die Zukunft“ bleiben. Ausgehend vom Konzeptpapier aus dem Jahr 2017 hatte es die letzten größeren, strategische Anpassungen gegeben. Nach wie vor stellt die LME klar heraus, dass es auch weiterhin eines der klaren Prinzipien der Warenterminbörse sein soll, den physischen Märkten zu dienen. Ebenso sollen Fairness und hinreichende Auswahlmöglichkeiten für die Nutzer sowie die Handelseffizienz maßgeblich sein.

Die vorgeschlagenen Änderungen betreffen im Wesentlichen vier Bereiche: den sogenannten Präsenzhandel im „Ring“ sowie das Referenzpreissystem, die Erhöhung der Liquidität, ein Wechsel zum System der Realised Variation Margin und schließlich weitergehende Überlegungen zur Transparenz und zum Verhalten der Marktteilnehmer. Wie schon bisher gute Sitte, sind die Nutzer und Marktteilnehmer der Börse von der LME in einem Anhörungsprozess aufgerufen, ihre Anmerkungen zu den Vorschlägen zu machen.
Die entsprechende Frist hierzu läuft am 19. März 2021 ab. Im Verlauf des zweiten Quartals 2021 soll dann das Ergebnis dieser Umfrage veröffentlicht werden. Bezüglich der Details sei auf das Discussion Paper unter dem Link https://www.lme.com/en-GB/News/LME-Strategic-Pathway#tabIndex=0 verwiesen. Dem Vernehmen nach rumort es bereits bei manchen physischen Marktteilnehmern und deren Verbänden hinsichtlich einzelner Punkte. Wir werden an dieser Stelle weiter berichten.

Australien wenig beeindruckt von Chinas Handelspolitik
Bereits in den vergangenen Ausgaben berichtete der Newsletter von den Spannungen zwischen China und Australien, nachdem unter anderem der australische Premierminister öffentlich eine Untersuchung über den Ursprung des Coronavirus forderte. Die Chinesen, Hauptabnehmer australischer Rohstoffe, reagierten erbost und ergriffen zahlreiche Sanktionen gegen australische Unternehmen.

Während im Juni vergangenen Jahres Australien noch 9,46 Mio. Tonnen Kohle nach China exportierte, sank der Wert im Dezember auf nur noch 687 Tausend Tonnen, so eine Auswertung des Nachrichtenportals Refinitiv. Insgesamt war der Dezembermonat für die australischen Exporte mit insgesamt 33,82 Mio. Tonnen Kohle der Stärkste des vergangenen Jahres. Denn ein Kälteeinbruch in Nordasien beflügelte die Nachfrage nach dem australischen Exportschlager. Darüber hinaus erhöhten auch andere Länder, wie beispielsweise Indien, Vietnam und Thailand, ihre Importe des wertvollen Gesteins. Abschließend haben sich obendrein in den letzten Monaten die Kohlepreise deutlich erhöht. Seit dem Tiefpunkt im Mai 2020 ist der Preis für Kohle um rund 87% gestiegen.

Bei den dringend benötigten Metallerzen, wie etwa Eisenerz, hat China keine Beschränkungen eingeführt; wohlwissend um die Bedeutung für die einheimische Industrie. Daher dürfte die Regierung in Canberra von Chinas Handelspolitik wenig beeindruckt sein.

Tesla hat einen Engpass bei Batteriezellen
Bei der Ergebnisberichterstattung vom 27. Januar 2021 bezüglich der Ergebnissituation des vierten Quartals 2020 berichtete Tesla-CEO Elon Musk von den Schwierigkeiten seines Unternehmens bei der Beschaffung von Batteriezellen. Auf die Frage, weshalb Tesla seinen Sattelzug auf dem Markt noch nicht eingeführt hat, antwortete der CEO, dass ein Truck fünfmal so viele Batteriezellen benötigt wie eines seiner Autos. Der Verkaufspreis eines Trucks ist aber nicht fünfmal so hoch wie der eines Autos. Zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt sei das globale Angebot an Batteriezellen nicht ausreichend, um ein solches Modell einführen zu können.

Neben dem ohnehin zu geringem Angebot, machen den Herstellern von Batteriezellen die Nickel- und Kobaltpreise zu schaffen, so der Visionär. Denn Chinas robuste Nachfrage nach den Rohstoffen hat die Preise in die Höhe getrieben, fügte das Nachrichtenportal Fastmarkets hinzu.

Europäischer Stahlrecyclingverband fordert Unterstützung durch die EU
Es sind drastische Veränderungen erforderlich, um bis zum Jahr 2050 die angestrebte Klimaneutralität in allen Wertschöpfungsketten zu erreichen. Daher ruft EuRIC, der Verband der europäischen Recyclingindustrie, in einer Pressemitteilung dazu auf, Metallrecycling in Europa deutlicher zu fördern.

Das Metallrecycling in der EU ist unerlässlich, um die durch den Green Deal und den Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft gesteckten Ziele für das Klima zu erreichen. Metalle sind oft wesentliche Bestandteile von Produkten und Systemen, die für eine kohlenstoffarme Wirtschaft und Alltagsprodukte unerlässlich sind. Neben dem Einsparen wesentlicher CO2-Emissionen kommen weniger Primärrohstoffe zum Einsatz. Letztgenannte werden oft außerhalb Europas gewonnen und sind oft ökologisch und sozial bedenklich. Dabei ist es bedauernswert, dass der Preis für Primärrohstoffe, die oft außerhalb Europas gewonnen werden, nicht die externen Kosten für die Schäden beinhaltet, die bei der Gewinnung entstehen.

Das Recycling bietet erhebliche Vorteile, dennoch gibt es zahlreiche Probleme, die vom Gesetzgeber behoben werden können. So gibt es seitens der EU-Gesetzgebung bisher kein Incentive für den Einsatz nachhaltiger Schrotte. Aufgrund dieser Gründe ist es allerhöchste Zeit das Metallrecycling, das als Rückgrat einer modernen Wirtschaft gilt, zu fördern, so Frau Cinzia Vezzosi, Präsidentin der EuRIC. Heutzutage ist Metallschrott im Rahmen des EU-Abfallrechts noch als Abfall klassifiziert. Die Einordnung als Sekundärrohstoff wäre treffender. Grenzüberschreitende Verbringungen oder Genehmigungen sind durch die bestehende Gesetzgebung viel zu aufwändig, um einen funktionierenden EU-weiten Markt langfristig zu etablieren.

Im Zuge des Green Deals fordert der Verband daher eine Vereinfachung der europäischen Gesetzgebung und Unterstützung für Stahlhersteller, zur Erreichung höherer Schrotteinsatzquoten. Darüber hinaus hält es EuRIC für geboten, kohlenstoffintensive Importe umweltgerecht zu bepreisen.

Edelstahl wurde schon im alten Persien eingesetzt
Edelstahl wurde von Benno Strauß und Eduard Maurer in den Laboren der Friedrich Krupp AG erfunden und im Jahr 1912 zum Patent angemeldet, so steht es bei Wikipedia geschrieben. Forscher des Imperial College London haben nun herausgefunden, dass die alten Perser bereits im 10./11. Jahrhundert ein Rezept für Chromstahl kannten. Für die Herstellung brachten die Perser Eisen in Tongefäßen zum Schmelzen, die sie vorher mithilfe von Kohle erhitzten, und fügten die Geheimzutat ,,Rusakhtj“ hinzu. Bei dieser Zutat handelte es sich um Chromit-Erze. Zwar hatte der persische Chromstahl nur einen Chromanteil von 1%, dennoch fügte diese Zutat der Legierung positive Eigenschaften zu.

Nickelproduzent profitiert von Reddit-Hype
Der Wettkampf zwischen Hedgefonds und Kleinanlegern, die sich in dem Online-Portal Reddit organisierten, war in den vergangenen Wochen in aller Munde. Kurzzeitig schafften es die Anleger, die Aktie der US-amerikanischen Einzelhandelskette Gamestop in ungeahnte Höhen zu treiben und die Hedgefonds unter massiven Druck zu setzen. Nicht wenige der unerfahrenen Anleger verwechselten beim Aktienkauf das Tickersymbol von Gamestop, welches GME.N lautet, mit dem des australischen Nickel-Produzenten GME Resources (Tickersymbol GME.AX). Der Teufel steckt also im Detail oder genauer gesagt beim Kürzel des Börsenplatzes.

Indonesien steigert raffinierte Nickelexporte um 89%
Die indonesischen Außenhandelsdaten für das Jahr 2020 belegen, dass die Exporte von Ferronickel und Nickel-Roheisen im vergangenen Jahr ca. 400 Tausend Tonnen Nickel erreicht haben, was einem Anstieg von 89% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die Exporte von Edelstahl aus zwei chinesischen Werken stiegen im gleichen Zeitraum um 29% auf 2,92 Millionen Tonnen, wovon mit 47% beinahe die Hälfte nach China und 21% nach Taiwan exportiert wurden. Damit haben sich die indonesischen Edelstahlexporte nach China fast verdreifacht (+193%, 1,38 Millionen Tonnen). Allein im letzten Quartal hat Indonesien 929 Tausend Tonnen Edelstahl weltweit exportiert, resümieren die Rohstoffexperten vom Macquarie‘s Commodities Comment. Diese Anstiege sind eine direkte Folge des Exportverbots von Nickelerzen, das seit Anfang 2020 in Kraft ist. Das Exportverbot hat den Zweck mehr Wertschöpfung im Zusammenhang mit Nickelerzen im Inland zu generieren.

LME (London Metal Exchange)

LME Official Close (3 Monate)
15. Februar 2021
  Nickel (Ni) Kupfer (Cu) Aluminium (Al)  
Official Close
3 Mon.Ask
18.658,00
USD/mt
8.391,00
USD/mt
2.082,50
USD/mt
 
LME Bestände in mt
  20. Januar 2021 15. Februar 2021 Delta in mt Delta in %
Nickel (Ni) 249.726 250.056 + 330 + 0,13%
Kupfer (Cu) 93.950 74.250 – 19.700 – 20,97%
Aluminium (Al) 1.417.050 1.379.325 – 37.725 – 2,66%

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